Ehe in der kommenden Woche in ganz Deutschland deutlich wärmeres, aller
Voraussicht nach aber kein heißes Sommerwetter Einzug hält, stehen
weiten Teilen Nord- und Zentraleuropas bis einschließlich Montag noch
einige recht kühle Tage - und ziemlich frische Nächte - bevor. Vor
allem in den Nächten zu Sonn- und Montag gehen die Temperaturen
verbreitet in den einstelligen Bereich zurück, örtlich kann sogar die
+5-Grad-Marke unterschritten werden. Damit würden einige Rekorde für
die letzte Julidekade auf zittrigen Beinen stehen. Immerhin sind so bei
geöffnetem Fenster die Voraussetzungen für einen gesunden Schlaf
gegeben.
Eingeleitet wurde der Vorstoß kühler Luft am Donnerstag durch die
Kaltfront eines mit seinem Zentrum über den Norden Deutschlands und
Dänemark hinwegziehenden Tiefdruckgebietes. Sie hat inzwischen die
Gebiete südlich der Donau erreicht und schreitet im Laufe der Nacht zum
Freitag weiter südwärts voran. In der mittleren und oberen Troposphäre
bildet sich ein quasi ganz Nordeuropa und das Nordmeer überdeckender
Trogkomplex ab, an dessen südlicher Flanke - im Bereich der quer über
West-, Mittel- und Osteuropa hinwegverlaufenden Frontalzone - ein
kurzwelliger Randtrog über die nördlichen Teile Deutschlands nach
Nordpolen schwenkt. In seinem Bereich traten am Donnerstag tagsüber zum
Teil kräftige Schauer und kurze Gewitter auf, in Hamburg-Neuwiedenthal
fielen bis zum Abend 37 mm. Hinzu kamen, bedingt durch die großen
Luftdruckunterschiede am Rande des Tiefs, starke bis stürmische Böen;
an der Nordseeküste sowie auf den Gipfeln der Mittelgebirge wurden auch
schwere Sturmböen gemessen. Mit Abzug des Tiefs Richtung Baltikum
beruhigt sich das Geschehen zunächst. Allerdings nähert sich im Laufe
des Freitags von Westen her ein neuer Kurzwellentrog, auf dessen
Vorderseite über der Mitte und dem Süden Deutschlands großräumige
Hebungsprozesse initiiert werden. Somit kommt es ab dem Nachmittag im
südlichen Baden-Württemberg und Bayern zu kräftigen Regenfällen, die in
der Nähe der im Nordalpenraum verharrenden Luftmassengrenze
beziehungsweise in der dort noch teilweise lagernden Warmluft
schauerartig verstärkt und ergiebig sein können. Dazu bei trägt auch
die Bildung eines Tiefs über Norditalien, auf dessen Nordseite sich mit
einer bodennah nordöstlichen und einer überlagerten südwestlichen
Strömung eine ausgeprägte Scherungssituation ergibt. Derweil sind auch
in der Mitte Deutschlands mit einer weiteren Kaltluftstaffel neue
Schauer und kurze Gewitter zu erwarten. Hinter dieser Kaltluftstaffel
dringt zum Samstag sehr kühle Luft polaren Ursprungs bis zur Mitte
Deutschlands südwärts vor. Infolge der andauernden Kaltluftadvektion
weitet sich der einst kurzwellige Trog über Mitteleuropa nach Süden
aus; in seinem Bereich kommt es auch am Samstag zu zahlreichen Schauern
und Gewittern. Neben der Ausweitung des Troges bewirkt die
Kaltluftadvektion jedoch zudem Druckanstieg in Bodennähe, was sich in
einem nach Osten vorstoßenden Keil des Azorenhochs widerspiegelt. Unter
Hochdruckeinfluss zur Ruhe kommende Kaltluft - diese Kombination
zeichnet sich nicht nur im Herbst und Winter, sondern auch während der
kurzen Sommernächte durch eine spürbare Abkühlung in den dunklen
Stunden aus.
Am Sonntag schnürt sich der weiter an Amplitude gewinnende, jedoch an
Wellenlänge einbüßende Trog über den Alpen ab, das resultierende
Höhentief wandert gen zentrales Mittelmeer und beendet dort mit
kräftigen Gewitter die extreme Hitze. Aus dem mächtigen Azorenhochkeil
geht ein eigenständiges Hoch hervor, das sich zu Beginn der neuen Woche
schwerpunktmäßig über Mitteleuropa positioniert. Mit Hilfe der
Einstrahlung erwärmt sich die Luft rasch, advektive Prozesse spielen
aufgrund der Lage des Hochs noch keine Rolle. Somit bleibt die Luft
vorerst recht trocken, was einige idealtypische Sommertage ermöglicht.
|