Vor allem in den Boulevardzeitungen und ihren Ablegern im Web,
allmählich vermehrt aber auch in seriösen Printmedien werden dieser
Tage ungeduldige Stimmen ob der anhaltend kühlen und regenreichen
Witterungsphase und Rufe nach baldigem Sommerwetter laut. Zur
Monatsmitte und damit zur Halbzeit des meteorologischen Sommers bietet
sich an dieser Stelle ein kurzer Rückblick an. Der aktuelle Monat
verfolgt hinsichtlich der drei maßgeblichen Größen Temperatur,
Niederschlag und Sonnenscheindauer einen ähnlichen Weg wie der
vorangegangene Juni. Deutlich kühler als im langjährigen Mittel
verläuft der Juli bislang lediglich im äußersten Westen Deutschlands,
normal oder leicht übertemperiert dagegen in der Mitte und im
Nordosten, teilweise auch im Süden. Das Niederschlagssoll ist im
Flächenmittel bereits zu knapp 70 Prozent erfüllt, besonders nass war
es bislang in Sachsen und Teilen Brandenburgs. Noch aufzuholen hat der
Monat hinsichtlich der Sonnenscheindauer, die überall hinter den
langjährigen Mittelwerten liegt.
Ehe die Sonne am Mittwoch hierzu zumindest in der Mitte und im Süden
Deutschlands größere Anstrengungen unternimmt, stehen der Nordhälfte am
Montagabend und Dienstag jedoch weitere nasse Stunden bevor.
Insbesondere in einem Streifen vom Bergischen Land bis zum Erzgebirge
summieren sich bis Dienstagabend verbreitet Niederschlagsmengen
zwischen 20 und 25, zum Teil auch mehr als 30 mm. Dafür sorgt ein
kleines Tiefdruckgebiet, das sich bereits Sonntagfrüh am
Okklusionspunkt eines umfangreicheren Tiefs mit Zentrum einige hundert
Kilometer südlich von Grönland über dem mittleren Nordatlantik formiert
hat. Seither zog es, der vorherrschenden nordwestlichen Höhenströmung
folgend, über Nordirland und das südliche Schottland hinweg und
erreicht in der Nacht zum Dienstag - dann ohne erkennbaren Kern - die
südliche Nordsee. Dynamische Hebungsprozesse, initiiert durch einen
korrespondierenden Kurzwellentrog, sowie massive Warmluftadvektion in
seinem Vorfeld stützen ein ausgeprägtes Regengebiet, das am späten
Montagabend bereits große Teile Norddeutschlands überzieht. In
beziehungsweise etwas südlich der Spur des Tiefs fällt tagsüber in
besagtem Streifen über der Mitte noch längere Zeit Regen, wobei als
maßgeblicher Initiator weiterhin Warmluftadvektion wirksam ist.
Frontale Strukturen lassen sich jedenfalls schwerlich ausmachen und
auch der Kurzwellentrog passiert das Bundesgebiet bereits bis zum
späten Vormittag südostwärts. Unterfüttert wird der Transport warmer
Luft durch die Annäherung eines breiten Hochdruckrückens zum Tagesende,
der die Einflussnahme eines weit nach Osten vorgeschobenen Keils des
Azorenhochs im Süden Deutschlands begünstigt. Selbiger ermöglicht in
diesen Regionen auch den bereits zuoberst angekündigten sonnigen und
warmen Mittwoch, wobei in den dafür bekannten Gebieten durchaus
Höchsttemperaturen nahe +30 Grad möglich erscheinen. Im Norden dagegen
kommt es infolge andauernder Warmluftadvektion, markiert durch die
Warmfront eines neuen Tiefs über den Britischen Inseln, zu weiteren
Regenfällen, die zur warmen Seite der Front hin auch konvektiv
durchsetzt und damit kräftig sein können. Am Donnerstag zieht das Tief
über die Nordsee hinweg und geht in einem nordeuropäischen
Tiefdruckkomplex auf. Seine Kaltfront überquert Deutschland bereits in
der ersten Tageshälfte - und damit ohne großes Unwetterpotenzial - von
Nordwest nach Südost und tauscht die am Vortag in den Süden
vorgedrungene Warmluft wieder mit kühler bis gemäßigt temperierter
Meeresluft aus. Einzig Richtung Süd- und Südostbayern kann sich die
Warmluft voraussichtlich länger behaupten, was dort mit einem erhöhten
Risiko kräftiger Gewitter einher geht.
In der zweiten Wochenhälfte und Richtung Wochenende stellt sich dann
erneut eine Troglage über West- und Mitteleuropa ein, was letztendlich
wieder auf wechselhaftes und kühles Sommerwetter mit im Tagesgang
auflebender Schauertätigkeit hinausläuft. Bei Zufuhr sehr kühler
Nordmeerluft könnten speziell die Nächte empfindlich frisch werden.
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