Auf den in der Titelzeile angegebenen Nenner lässt sich das aktuelle
und nähere zukünftige Wettergeschehen in West- und Mitteleuropa
bringen. Stabiles Sommerwetter mit Temperaturen von +25 Grad aufwärts
steht zumindest bis Mitte der kommenden Woche nicht zu erwarten. Die
von manchen gewünschte Hitze herrscht zur Zeit am Mittelmeer, Sigonella
auf Sizilien meldete am Donnerstag einen Höchstwert von +42,2 Grad.
Knapp 4.500 Kilometer nördlich wurde auf der bei Spitzbergen gelegenen
Insel Hopen mit +3,7 Grad die europaweit niedrigste
Tageshöchsttemperatur außerhalb der Gebirge gemessen.
Mit Maxima um +20 Grad liegt Deutschland im Vergleich dazu in der
gesunden Mitte, wenngleich solche Werte Mitte Juli natürlich unter dem
langjährigen Durchschnitt angesiedelt sind. Dafür verantwortlich
zeichnet eine nordwestliche Strömung auf der Rückseite eines
skandinavischen Tiefdruckkomplexes, mit der zwar erwärmte, gleichwohl
aber noch immer ziemlich frische Luft aus isländischer Herkunft binnen
einer Woche über den östlichen Nordatlantik den Weg nach West- und
Mitteleuropa finden konnte. In der oberen Troposphäre hat sich südlich
zum Bodentiefkomplex verschoben ein Höhentief mit Zentrum etwa über dem
Skagerrak positioniert, von dem ausgehend ein Randtrog im Laufe des
Donnerstags Deutschland ostwärts überquerte und zahlreiche Schauer, im
Norden auch Gewitter auslöste. Einer kurzen Beruhigung, angezeigt durch
einen flachen Rücken sowie einen dazu korrespondierenden Keil des
Azorenhochs, folgt bereits in der Nacht zum Freitag ein neuer,
markanter Kurzwellentrog innerhalb einer für die Jahreszeit
bemerkenswert kräftigen und weit südlich angesiedelten Frontalzone
nach. Die durch ihn initiierten dynamischen Hebungsprozesse werden
zusätzlich durch Warmluftadvektion gestützt, die auf den
Bodenwetterkarten als Warmfront eines neuen Tiefs über den Britischen
Inseln kenntlich gemacht ist. Entsprechend kommt es verbreitet zu
länger anhaltenden Regenfällen. Bis zum frühen Abend verlässt der
Kurzwellentrog das Bundesgebiet Richtung Nordosten, auf seiner
Rückseite bleiben Schauer aber auch im weiteren Tagesverlauf möglich.
Eine Stabilisierung der vertikalen Schichtung, resultierend aus in
größerer Höhe einsetzender Warmluftadvektion, erfolgt erst zum Abend
von Südwesten her. Diese abermalige Warmluftadvektion steht in
Verbindung mit der Vorderseite eines neuen, ebenso prägnanten
Kurzwellentroges und einer durch diesen initialisierten
Tiefdruckentwicklung. Während der Trog am Freitag und Samstag über die
Mitte Frankreichs und den Süden Deutschlands nordostwärts schwenkt und
dabei seine klaren Umrisse verliert, zieht das aus der Zyklogenese
hervorgehende kleine Tief als Randtief des britischen Tiefs über
Belgien und den Norden der Bundesrepublik hinweg zur Ostsee. Die
gesamte Entwicklung spielt sich an dessen zuvor etwa bis zur Mitte des
Landes nach Süden vorankommenden Kaltfront ab. Das dazugehörige
großflächige Regengebiet erreicht in der Nacht zum Samstag den
Südwesten Deutschlands. Tagsüber kristallisieren sich zwei
Niederschlagsschwerpunkte heraus; länger andauernde Regenfälle sind
entlang der Kaltfront im südlichen Baden-Württemberg und Bayern,
konvektiv durchsetzte Niederschläge in der Nähe des Tiefkerns und des
Okklusionspunktes im Küstenumfeld zu erwarten. Eine größere Rolle
spielt jedoch der Wind, der an der gradientstarken Südflanke des
Randtiefs in Böen stark bis stürmisch, im höheren Bergland auch in
schwerer Sturmstärke wehen kann. Zum Sonntag läuft auf der Rückseite
des Randtiefs ein weiterer, sich auch im Bodendruckfeld abbildender
Trog in der westlichen Strömung nach Osten ab. Gleichzeitig wirksame
Kaltluftadvektion kompensiert die dadurch ausgelösten Hebungsprozesse
zumindest teilweise, dennoch bleibt der wechselhafte
Witterungscharakter bestehen.
In der ersten Hälfte der kommenden Woche steigen Geopotenzial und
Bodendruck von Südwesten her allmählich an. Wie rasch und vor allem
nachhaltig sich beständigeres Wetter durchsetzt, bleibt jedoch
abzuwarten.
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