Das vergangene Wochenende schloss einen an schweren Gewittern
bemerkenswert reichen Witterungsabschnitt in weiten Teilen Europas ab.
Noch einmal kam es vor allem am Freitag auch in Deutschland zu
unwetterartigen Entwicklungen, betroffen waren insbesondere der Norden
und Osten. In Lichtantenne im Landkreis Zwickau (Sachsen) fielen dabei
68 mm Niederschlag. Allein durch Blitzschlag verloren insgesamt sechs
Menschen ihr Leben, Dutzende weitere wurden durch umherfliegende
Gegenstände oder infolge von Unfällen verletzt. Der Gesamtschaden
beträgt mehrere Millionen Euro.
Über das Wochenende hat sich die seit etwa Mitte der vergangenen Woche
bestimmende schwülwarme Luft Richtung Südosteuropa zurückgezogen, der
Okklusion eines sich am Montagabend über dem Skagerrak befindlichen
Tiefs folgte von Westen her peu à peu kühlere Meeresluft nach. Die
nicht als einheitliche Linie, sondern vielmehr als breite Übergangszone
erkennbare Grenze zwischen den beiden unterschiedlichen Luftmassen
verläuft über den Alpenraum hinweg, wo auch weiterhin örtlich kräftige
Gewitter zu beobachten waren und sind. Derweil dauert die Hitzewelle
mit Höchsttemperaturen von über +35 Grad im Südosten Europas an. In der
höheren Troposphäre bildet sich ein breiter Langwellentrog ab, der
quasi ganz Nord- und Nordwesteuropa überdeckt. Darin eingelagert lassen
sich mehrere Teil- und Randtröge erkennen, die infolge ihrer
Schwenkbewegung dynamische Hebungsprozesse initiieren und das
Wettergeschehen vielerorts weiterhin unbeständig gestalten. Ein solcher
Randtrog zieht im Laufe des Dienstags vom Süden Englands über die
südliche Nordsee hinweg nach Südskandinavien. Er löst im Nordwesten
Deutschlands verbreitet Schauer und Gewitter aus, die zwar kaum
Unwetterpotenzial besitzen, durch Einsickern etwas kälterer Luft in
größeren Höhen und der damit verbundenen Labilisierung der vertikalen
Schichtung aber örtlich durchaus kräftig ausfallen können. Gleiches
gilt für den Süden Bayerns; dort ist es jedoch nicht kalte Luft in der
Höhe, sondern die insgesamt wärmere und feuchtere Luft, in der das
Potenzial für zum Teil markante konvektive Entwicklungen steckt. Am
Mittwoch nimmt das mittlere Fragment des Langwellentroges über den
Britischen Inseln die Gestalt eines abgeschlossenen Höhentiefs an,
unter seiner Vorderseite kommen West- und Mitteleuropa in einer
zyklonal konturierten und kräftigen südwestlichen Höhenströmung zum
Liegen. Dies bedeutet nichts weiter als eine einstweilige Fortsetzung
des wechselhaften Wetters mit Schauern und Gewittern, die sich
schwerpunktmäßig erneut auf den Nordwesten - in der Nähe der
höhenkältesten Luft - sowie auf Bayern - im Bereich der dort lagernden
feuchtwarmen Luft - konzentrieren. Unter Einbeziehung des bereits
erwähnten Tiefs über dem Skagerrak formiert sich im Bodendruckfeld eine
ausgedehnte Tiefdruckzone, an deren südlichen Rand sich über Frankreich
und Deutschland allmählich eine westliche Strömung durchsetzt. Mit ihr
werden zum Abend auch die letzten Reste feuchtwarmer Luft im Südosten
Deutschlands ausgeräumt.
In der zweiten Wochenhälfte etabliert sich eine für die Hochsommerzeit
bemerkenswert kräftige und weit südlich angesiedelte Frontalzone, die
über den mittleren Nordatlantik sowie West- und Mittel- bis nach
Nordosteuropa verläuft. Darin eingestreute kurzwellige Tröge liefern
zeit- und gebietsweise dynamisch generierte Hebungsantriebe und
verlängern die unbeständige und zunehmend kühle Episode. Ein kräftige
Tiefdruckentwicklung könnte zum Wochenende hin gar für einen
Sommersturm gut sein.
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