Einer der markantesten Unwettertage der vergangenen Jahre stellte am
vergangenen Samstag den bisherigen Höhepunkt der mitteleuropäischen
Gewittersaison dar. Starke Niederschläge, Orkanböen und taubeneigroße
Hagelkörner richteten in der Südosthälfte Deutschlands Schäden in
Millionenhöhe an, dutzende Menschen trugen durch die direkten und
mittelbaren Folgen der Unwetter Verletzungen davon. In Bayern wurde
eine junge Frau durch einen umstürzenden Baum in ihrem Auto erschlagen.
Die Unwetter entwickelten sich in einer sehr warmen und extrem feuchten
Luftmasse subtropischen Ursprungs, in der örtlich Taupunkte bis +23
Grad gemessen werden konnten. In Österreich war diese für einige
Hitzerekorde gut; mit Höchsttemperaturen von jeweils +37,7 Grad wurde
in Bad Deutsch-Altenburg (Niederösterreich) und an der Station Wien /
Innere Stadt die höchste jemals im Juni in Österreich gemessene
Temperatur verzeichnet. Der 3.109 Meter hohe Sonnblick in Salzburg
stellte mit +15,3 Grad sogar einen neuen Allzeitrekord in der seit 1886
bestehenden Temperaturmessreihe der Station auf.
Zu Beginn der neuen Woche wurde die extrem warme und feuchte Luft etwas
nach Osten abgedrängt, so dass sich in großen Teilen Deutschlands
gemäßigt warme, im Nordwesten vergleichsweise kühle Atlantikluft
durchsetzen konnte. In der Nähe der feuchtwarmen Luft entstanden in
Bayern aber auch am Montag zum Teil kräftige Gewitter; Regensburg
meldete zwischen 18 und 19 Uhr eine Niederschlagsmenge von 22 mm. Zur
Auslösung solch verbreitet auftretender Gewitter werden neben der
entsprechenden Luftmasse großräumige Hebungsantriebe benötigt, und -
klassischerweise sowie im aktuellen Fall - durch kurzwellige Randtröge
in einer übergeordneten südwestlichen Strömung geliefert. Dabei lässt
sich am Montagabend über dem nahen Nordatlantik und Westeuropa ein
breiter Langwellentrog konstatieren, auf dessen Vorderseite die
südwestliche Strömung von der Mitte Frankreichs über Deutschland bis
nach Schweden, Finnland und letztendlich Nowaja Semlja reicht. Eine
vergleichsweise flache Druckverteilung findet sich in Bodennähe, wo
sich im Tagesverlauf im Grenzbereich zwischen Bayern und Österreich ein
seichtes Leetief ausgebildet hat. Das dadurch initiierte konvergente
Strömungsmuster in den unteren Schichten trug einen entscheidenden Teil
zur Entwicklung der kräftigen Gewitter im Südosten und Osten
Deutschlands sowie im Westen Tschechiens bei. Am Dienstag wird der
westeuropäische Langwellentrog durch einen von Nordwesten her
einlaufenden Randtrog regeneriert, gleichzeitig verlagert sich ein dazu
korrespondierendes Tief vor die westirische Küste. Während sich auf der
Rückseite des Leetiefs in weiten Teilen der Bundesrepublik bodennah
vorübergehend eine nördliche Strömung durchsetzen konnte, dreht diese
mit Annäherung des neuen Tiefs bei den Britischen Inseln auf Süd bis
Südwest zurück. Somit gewinnt zum einen erneut, zum anderen ein Teil
der alten warmen und feuchten Luft nach Norden und Nordwesten an Raum.
Ein im Tagesverlauf nordostwärts schwenkender Randtrog stellt einmal
mehr großräumige Hebungsantriebe bereit, so dass vor allem in
Baden-Württemberg und Bayern wiederum zum Teil kräftige Gewitter zu
erwarten sind. Zum Mittwoch übernehmen das britische Tief, das seine
Position nur noch wenig ändert, und der ihm obliegende Randtrog - dann
als abgeschlossenes Höhentief in Erscheinung tretend - eine dominante
Rolle innerhalb des westeuropäischen Trogsystems. Mitteleuropa befindet
sich unverändert an dessen Ostflanke im Zustrom feuchtwarmer Luft von
Südwesten her. Lediglich in den Norden Deutschlands strömt am Rande
eines nordskandinavischen Hochs von Nordosten her etwas kühlere, vor
allem aber deutlich trockenere Luft ein. Dort bleibt es demnach auch
sonnig und trocken, während in der Südhälfte ein weiterer gewittriger
Tag in Aussicht steht.
Am Donnerstag bleibt die grundlegende synoptische Situation erhalten,
zum Freitag dringt die Okklusion des westeuropäischen Tiefs
voraussichtlich zumindest bis zur Mitte Deutschlands ostwärts vor und
führt geringfügig kühlere und trockenere Luft in die westlichen
Landesteile. Vollständig ausgeräumt wird die feuchtwarme Luft aber auch
im weiteren Verlauf nicht.
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