Mit der Sommersonnenwende am vergangenen Donnerstag hat auf der
nördlichen Hemisphäre nun auch astronomisch beziehungsweise "auf dem
Kalender" der Sommer begonnen. Dass solche fixen Daten oftmals wenig
mit der meteorologischen Realität gemein haben, wurde bereits in der
Vergangenheit ein ums andere Mal bewiesen. Die angebrochene Woche
jedoch bringt Mitteleuropa nun zunehmend sommerliches, zum Ende gar
hochsommerliches Wetter. Neben hohen Temperaturen stehen dabei jedoch
auch alsbald wieder kräftige Gewitter zu erwarten.
Die Okklusion eines nach Südschweden ziehenden Tiefdruckgebietes
leitete am Sonntag nicht nur die Zufuhr recht kühler Luft polarer
Herkunft nach Mitteleuropa ein, sondern brachte vor allem dem Norden
Deutschlands auch einiges an Regen. In Wrixum auf der nordfriesischen
Insel Föhr fielen innerhalb von 24 Stunden bis Montagfrüh 36 mm, nicht
allzu weit davon entfernt auf dem Festland verzeichnete Bordelum 34 mm.
In der Nacht erreichte die Front den alpinen Raum, wo sie auch tagsüber
noch verweilte. Im Bereich des zu dem Tief korrespondierenden
Höhentroges reicht die Kaltluft vor allem nördlich der Mittelgebirge
bis in große Höhen, entsprechend entwickelten sich dort zahlreiche
Schauer und einzelne Gewitter. Derweil hat von Südwesten her bereits
Geopotenzialanstieg eingesetzt, was in erster Linie der Schwenkbewegung
des Troges nach Osten geschuldet ist. Das Bodentief ändert seine
Position zunächst wenig, verlagert sich bis Dienstagmittag unter
Abschwächung dann aber doch allmählich Richtung Baltikum. Gleichwohl
kommt es in seinem Einflussbereich im Nordosten Deutschlands weiterhin
zu Schauern und - als Folge des großen Druckgradienten an seiner
Südwestflanke - stürmischen Böen und einzelnen Sturmböen. Nach Westen
und Südwesten sorgt ein vom nahen Atlantik sich langsam ostwärts
bewegender Hochdruckrücken für großräumiges Absinken; teilweise
überkompensiert wird dieses jedoch durch über die Rückenachse hinaus
ausgreifende Warmluftadvektion, die in Verbindung mit der nordostwärts
voranschreitenden Warmfront eines Tiefdrucksystems westlich der
Britischen Inseln steht. Ein in die Rückseite des dann
nordosteuropäischen Höhentroges hinein- und über die Mitte Deutschlands
ablaufender Sekundärtrog tut sein Übriges, dass der Tag auch abseits
der Schauer im Nordosten nicht gänzlich störungsfrei und sonnig über
die Bühne geht. Am Mittwoch kommt eine weitere kurzwellige Struktur ins
Spiel, die über die Britischen Inseln und die südliche Nordsee ostwärts
abläuft und den Rücken abbaut. Die durch diesen Trog initiierten
Hebungsvorgänge finden in der am Tag zuvor eingeströmten warmen und
recht feuchten - also potenziell labilen - Luftmasse statt, so dass
verbreitet Schauer und Gewitter ausgelöst werden. Unmittelbar nach
Passage des Kurzwellentroges wölbt sich über Westeuropa erneut ein
Rücken auf, der am Donnerstag über das Bundesgebiet hinweg ostwärts
wandert. In dessen Bereich und auf der Vorderseite des ostatlantischen
Tiefdrucksystems intensiviert sich die südwestliche Strömung und der
Warmlufttransport nach West- und Mitteleuropa erneut.
Im weiteren Verlauf bis zum Wochenende stellt sich eine für europäische
Verhältnisse klassische sommerliche Gewitterlage ein. Dabei bleibt auf
der Vorderseite eines weit nach Süden ausgreifenden Troges über dem
östlichen Nordatlantik die Südwestströmung erhalten; darin eingebettet
erstreckt sich eine Luftmassengrenze diagonal über den Kontinent hinweg
und trennt sehr warme subtropische Luft im Südosten von kühlerer
Meeresluft im Nordwesten. In deren Vor- und Umfeld kommt es zeit- und
gebietsweise zu kräftigen Gewittern, die zum Teil unwetterartige
Ausmaße annehmen können und bei dieser Konstellation auch sicherlich
irgendwo werden.
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