Wohl kaum eine Formulierung findet sich dieser Tage häufiger im
Wetterbericht für die mitteleuropäischen Länder wie "wechselhaft" und
"unbeständig". Tatsächlich fiel vor allem in der Südhälfte Deutschlands
seit Junibeginn zwar oft, allerdings nur ganz im Süden von der Menge
her auch wirklich nennenswert Regen. So hat beispielsweise Konstanz am
Bodensee sein Monatsniederschlagssoll bereits zu gut drei Vierteln
erfüllt, in einem breiten Streifen etwa bis zur Landesmitte liegt man
nach dem ersten Monatsdrittel in etwa im Schnitt. Zu wenig Niederschlag
bekamen bislang die Gebiete nördlich der Mittelgebirge ab.
Und auf der wechselhaften Schiene geht es in der angebrochenen 24.
Kalenderwoche zunächst weiter. Dafür sorgt ein ungewöhnlich breiter,
ganz Nordwesteuropa überdeckender Langwellentrog, der seine Position
bis Mittwochfrüh nur wenig ändert. An seinem Südrand verläuft die
Frontalzone für die Jahreszeit bemerkenswert weit südlich über
Nordspanien und den nördlichen Mittelmeerraum hinweg Richtung
nördlicher Balkan und weiter nach Russland. Ebenso beachtlich sind die
in ihrem Umfeld vorherrschenden Windgeschwindigkeiten, die in etwa 9
Kilometern Höhe bis 120 kt, also etwa 220 km/h erreichen. Deutlich
geruhsamer geht es rein strömungstechnisch gesehen unter den zentralen
Bereichen des Höhentroges über Skandinavien, den Britischen Inseln,
Frankreich und Deutschland zu. Für die Unbeständigkeit zeichnet hier
ein kleines Tiefdruckgebiet über dem nördlichen Belgien
mitverantwortlich, das aufgrund seines relativ hohen Kerndrucks von
etwa 1003 hPa so richtig erst bei hoher Auflösung der Isobaren zur
Geltung kommt. Mit Passage seiner Okklusion strömte am Montagvormittag
mäßig warme, vor allem aber feuchte Luft von Südwesten her nach
Deutschland ein. Ein wenig ausgeprägter zeigt sich der
Temperaturkontrast in der mittleren Troposphäre, so dass sich mit der
bodennahen Erwärmung infolge der Einstrahlung im Tagesverlauf eine
labile Schichtung ausbilden konnte. Entsprechend kam es in der Mitte
und im Süden häufig zu Schauern und Gewittern. Am Dienstag tritt das
Tief vorübergehend als dipolartige Struktur mit zwei Zentren über
Benelux und Nordostdeutschland in Erscheinung, zum Abend verschiebt
sich deren Schwerpunkt nach Osteuropa. Im Bereich der Tiefdruckzone und
der allmählich weiter nordostwärts vorankommenden Okklusion sind die
kräftigsten Schauer und Gewitter dann in einem Streifen von
Nordostfrankreich über Benelux und Norddeutschland bis zur polnischen
Grenze zu erwarten. Im südlichen Baden-Württemberg und Bayern stellt
sich mit einer auf Nordwest drehenden Strömung auf der Rückseite des
Bodentiefs und einer nach wie vor südwestlichen Höhenströmung auf der
Vorderseite des Troges eine Gegenstromlage ein, aus der länger
anhaltende Niederschläge resultieren. Der Trog beschäftigt Mitteleuropa
auch am Mittwoch und Donnerstag noch; zwar verkürzt er allmählich seine
Wellenlänge, die Hauptachse schwenkt jedoch erst im Laufe des
Donnerstags über Deutschland hinweg nordostwärts. Bis dahin muss mit
weiteren Schauern und Gewittern gerechnet werden.
Unterdessen gräbt sich über dem Ostatlantik ein neuer Höhentrog nach
Süden ein. Somit erfolgt zumindest von der Großwetterlage her kein
abrupter Richtungswechsel, gleichwohl aber eine Weichenstellung hin zu
einer sommerlichen Witterungsepisode. Dem Höhentrog unterliegt ein
Sturmtief bei den Britischen Inseln, an dessen Ostflanke massive
Warmluftadvektion in Gang gesetzt wird. Diese wölbt über Mitteleuropa
einen Rücken auf, das korrespondierende Bodenhoch positioniert sich
voraussichtlich über Polen und Tschechien. Die Nähe zum Tief und der
Vorderseite des Troges verleihen dem Ganzen einen gewitteranfälligen
Charakter, wobei kräftige Entwicklungen bis hin zu Unwettern im
weiteren Verlauf vorstellbar sind.
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