Sonnenschein und ein paar Stunden sommerliche Wärme bringt Fronleichnam
den südlichen Regionen Deutschlands - allen voran Baden-Württemberg und
Bayern, wo dieser Tag passenderweise als Feiertag begangen wird. Zum
Abend kommt jedoch verbreitet kräftiger und gewittriger Regen auf,
besonders in der Südwesthälfte können auch einzelne unwetterartige
Gewitter auftreten. Die Hauptgefahr geht vom Wind aus, der in Böen
Sturm- oder schwere Sturmstärke erreichen kann.
Die troposphärische Druckkonstellation weist dabei klassische Züge
einer sommerlichen Gewitterlage auf. So überdecke am frühen
Donnerstagnachmittag noch ein breiter, wenngleich flacher
Hochdruckrücken weite Teile Mitteleuropas. In seinem Bereich ist
Warmluftadvektion wirksam, die in teilweise starker hoher und
mittelhoher Bewölkung unmittelbar sichtbar wird. Im Mittelgebirgsraum
fällt daraus etwas Regen. Stromauf des Rückens findet sich ein
Höhentrog, dessen Hauptachse über die Biskaya zur Iberischen Halbinsel
gerichtet ist. Auf seiner Vorderseite läuft ein markanter kurzwelliger
Randtrog über die Britischen Inseln und den Norden Frankreichs nach
Nordosten ab. Die durch ihn initiierten großräumigen Hebungsantriebe
trugen entscheidend zur Intensivierung eines Bodentiefs bei, das mit
einem Kerndruck von weniger als 985 hPa über der Irischen See
aufgeschlagen hat. In seinem direkten Umfeld fällt in Teilen Irlands
und Englands ergiebiger Regen. Für West- und insbesondere Mitteleuropa
von größerer Bedeutung ist jedoch ein Teiltief, das sich am
Okklusionspunkt der britischen Zyklone über dem Ärmelkanal ausgebildet
hat. In dessen Warmsektor gelangt mit einer lebhaften südwestlichen
Strömung kurzzeitig subtropische Warmluft nach Südfrankreich, in den
Alpenraum und in die südlichen Regionen Deutschlands. Diese Luftmasse
wird zum Abend mit Annäherung der dem Teiltief zugehörigen Kaltfront
und dem bereits erwähnten Kurzwellentrog von Westen her großräumigen
Hebungsprozessen unterworfen. Damit sind die Bedingungen für die
Entwicklung einzelner unwetterartiger Gewitter im Südwesten
Deutschlands gegeben. Mit Passage der Kaltfront gehen kräftige
schauerartige und gewittrige Regenfälle einher. Gleichzeitig verlagert
sich ein Starkwindfeld mit mittleren Windgeschwindigkeiten um 80 km/h
in etwa 1,5 Kilometern Höhe vom Osten Frankreichs in den Südwesten
Deutschlands. Über vertikalen Impulstransport können diese
Windgeschwindigkeiten bei Schauern und Gewittern bis in tiefe Lagen
gemischt werden, so dass lokal Sturm- und schwere Sturmböen möglich
sind. In der Nacht zum Freitag zieht die Kaltfront weiter nach
Nordosten und holt die ihr vorgelagerte Warmfront ein. Im Zuge des
Okklusionsprozesses wird die Zunge feuchtwarmer Luft zwischen Warm- und
Kaltfront immer schmaler. Über dem Süden Deutschlands hängt die
Kaltfront dagegen weit nach Westen zurück und nimmt - auf der
Vorderseite des westeuropäischen Troges - mehr und mehr eine Lage
parallel zur Höhenströmung ein. In die südwestliche Höhenströmung
eingelagerte kurzwellige Strukturen sorgen im Süden Baden-Württembergs
und Bayerns auch am Freitag für kräftige Regenfälle, im Bereich der
noch nicht vollständig ausgeräumten Warmluft nahe der Alpen auch für
Gewitter.
In die übrigen Gebiete fließt unterdessen kühlere, aber noch immer
mäßig warme Meeresluft ein, in der ebenfalls noch einzelne Schauer und
vor allem nach Nordwesten hin - nahe der Höhenkaltluft des Troges -
auch kurze Gewitter möglich sind. Im weiteren Verlauf bis Dienstag
verbleiben West- und Mitteleuropa in einer westlichen Strömung, so dass
beständiges und warmes Sommerwetter bis auf Weiteres nicht in Sicht
ist. Anfang/Mitte Juni, immerhin noch im kalendarischen Frühling, darf
solches aber auch nicht unbedingt erwartet werden. Vielmehr dominiert
Tiefdruckeinfluss gepaart mit kühler bis moderat warmer Meeresluft.
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