Feuchtwarme Luft und Tiefdruckeinfluss - diese Kombination führt im
Sommerhalbjahr fast zwangsläufig zu Schauern und Gewittern. So auch
dieser Tage, seit sich Ende der vergangenen Woche Warmluft
subtropischen Ursprungs über das westliche Mittelmeer hinweg nach
Norden aufmachte. Dabei war am zurückliegenden Wochenende vor allem das
westliche Mitteleuropa und insbesondere der Westen Deutschlands von
gewittrigen Regengüssen betroffen. Wie eng, je nach Zugbahn der
Gewitter, "nahezu trocken" und "pitschnass" beieinander liegen können,
zeigte sich am Samstagabend beispielsweise am mittleren Oberrhein. In
Rheinau-Memprechtshofen fielen binnen zwei Stunden knapp 27 mm, im nur
circa 15 Kilometer südlich davon gelegenen Kehl dagegen gar nichts.
Bestimmendes Gebilde für den west- und mitteleuropäischen Raum ist ein
umfangreiches Höhentief, das sich im Laufe des Montags mit seinem
Zentrum vom Löwengolf Richtung Korsika verlagert hat. Nicht minder
eindrucksvoll präsentiert sich an seiner Nordflanke ein zwar
kleinräumiges, mit einem Kerndruck von weniger als 995 hPa aber gut
ausgebildetes Bodentief mit Zentrum über dem Süden Deutschlands.
Während nahe des Tiefkerns über dem westlichen Alpenraum und dem
Südwesten Deutschlands vergleichsweise schwache Luftbewegungen
vorherrschen, wird an der Ostflanke des gesamten Systems in einem
großen Bogen vom zentralen Mittelmeer sehr warme und feuchte Luft nach
Norden und - im Gegenuhrzeigersinn um das Bodentiefzentrum herum - über
den Norden und die Mitte Deutschlands nach Westen geführt. Auf der
Rückseite des Tiefs konnte kühlere Atlantikluft über Frankreich nach
Südosten vorstoßen, und so verwundert es nicht, dass die höchsten
Temperaturen mit Spitzenwerten bis +30 Grad derzeit im Nordosten
Deutschlands gemessen werden. Während bislang konvergente
Strömungsmuster am Boden sowie die einstrahlungsbedingte Erwärmung der
unteren Luftschichten nebst orografischen Effekten die Hauptmechanismen
für die Entwicklung der Schauer und Gewitter darstellten, sorgt am
späten Montagabend ein um das Höhentief schwenkender Kurzwellentrog für
einen zusätzlichen Hebungsimpuls. Nach dessen Abzug Richtung
Ostfrankreich beruhigt zudem schwache Kaltluftadvektion in der Nacht
zum Dienstag vorübergehend das Geschehen. Bis Dienstagabend wandert das
Höhentief über den nördlichen mediterranen Raum nach Osten und nimmt
eine zunehmend längliche Kontur mit Zentren über der mittleren Adria
und dem südlichen Balkan an. Das süddeutsche Bodentief schwächt sich ab
und löst sich auf, parallel dazu entsteht über Bosnien-Herzegowina
respektive Ungarn eine neue Zyklone. In Mitteleuropa setzt sich auf der
Rückseite des Tiefdrucksystems und im Übergangsbereich zu hohem
Luftdruck über dem Nordwesten des Kontinentes eine nordöstliche
Strömung durch, mit der zunächst jedoch die in den dortigen Regionen
lagernde feuchte Warmluft nach Südwesten gelangt. In ihr sind bis zur
Wochenmitte weitere konvektive Umlagerungen, sprich Schauer und örtlich
kräftige Gewitter, zu erwarten.
In der zweiten Wochenhälfte baut sich von Nordwestafrika bis Nordeuropa
reichend ein imposanter Hochdruckrücken auf, unter dessen großräumigem
Absinken sich ein ausgeprägtes Hoch über dem skandinavischen Raum
etablieren kann. Auf seiner Südseite kräftigt sich über Mitteleuropa
die nordöstliche bis östliche Strömung, mit der vor allem zum
Wochenende hin kühlere und trockenere Luft einfließt. Inwiefern und
wann etwaige, in die Strömung eingegliederte Höhentiefs die
Unbeständigkeit fortzusetzen versuchen, bleibt abzuwarten.
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