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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Montag, 30.04.2012, 21:00 MESZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Mit Standard statt Rock 'n' Roll: Deutlich kühler in den Mai +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Als mindestens "denkwürdig" kann man den vergangenen Samstag in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas aus meteorologischer Sicht beschreiben, der als einer der wärmsten Apriltage der vergangenen 100 Jahre in die Historie eingehen wird. Am Ende des Tages standen allein in Deutschland an 44 von 119 Stationen neue Monatsrekorde zu Buche, manch alte Bestmarke wurde dabei gleich um mehrere Kelvin übertroffen. An drei Stationen (Würzburg, Stötten und Hohenpeißenberg) hätten die dort gemessenen Werte selbst im Mai neue Rekorde bedeutet. In der Karlsruher Hertzstraße war es mit +31,4 Grad so warm wie nie zuvor an einem Apriltag seit 1876. Überhaupt wurde in der langen Messreihe dieser Station nur in einem einzigen Jahr so früh die +30-Grad-Marke übersprungen, Ende April 1968. Im Mittel ist der erste heiße Tag im Jahr hier rund anderthalb Monate später, am 16. Juni, zu erwarten. Die wärmste Station in Deutschland - und zusammen mit einer Station auf Korsika die wärmste in ganz Europa - war München/Stadt mit einem Höchstwert von +32,2 Grad. Kurz und salopp formuliert also: Der Tag hat "gerockt".

Und nicht nur hierzulande, auch in Osteuropa traten am Wochenende verbreitet Rekordtemperaturen für April auf. Eine kleine Auswahl listet Kiew, Odessa, Minsk, Zagreb und Vilnius auf. An der Station Prag-Klementinum wurde der bisherige Aprilhöchstwert aus dem Jahre 1800 (!) um 0,5 Kelvin übertroffen - die Station existiert seit 1775. Und auch Moskau konnte mit +28,9 Grad einen neuen Aprilrekord vermelden, zuletzt war dies im April 1950 der Fall.

Möglich machte die für Ende April extreme Wärme eine kräftige südliche Strömung, mit der zum einen subtropische Luft auf direktem Wege aus Nordafrika nach Mitteleuropa geführt wurde. Zum anderen trug insbesondere im Süden und Südosten Deutschlands anhaltender Föhn zu einer zusätzlichen Erwärmung der Luft bei. Die troposphärische Druckkonstellation weist, wie es bei einer südlichen Anströmung nicht anders sein kann, ein kräftiges, hoch reichendes Tief vor der bretonischen Küste und ein vor allem in höheren Schichten ausgeprägtes Hoch über Osteuropa aus. Mitteleuropa liegt dazwischen und teils (Nordosten, Osten) mehr im Einflussbereich des Hochs, teils (Südwesten, Westen) unter überwiegend zyklonal geprägtem Geschehen. Ausgehend von einem Tief mit Zentrum südwestlich von Irland hat sich dabei eine zonal orientierte flache Tiefdruckrinne ausgebildet, die vom Norden Frankreichs über Süddeutschland bis ins südöstliche Mitteleuropa reicht. Quer durch sie hindurch verläuft das Frontensystem des Tiefs, das sich am Montagabend über die Westhälfte Deutschlands und Ostfrankreich nach Süden erstreckt und die sehr warme Luft im Osten von kühlerer Luft im Westen trennt. Ein von den Westalpen her nordwärts schwenkender Kurzwellentrog, der als Randtrog des umfangreichen westeuropäischen Höhentiefs fungiert, sorgt für zusätzliche Hebungsimpulse von der Höhe her. In der potenziell labil geschichteten, allerdings insgesamt recht trockenen Warmluftmasse werden so in der Nacht zum Dienstag in der Westhälfte Deutschlands einige Schauer und Gewitter ausgelöst. Mit Durchzug des Randtroges und mit der Verlagerung der flachen Tiefdruckzone am Boden kann auf deren Rückseite das Frontensystem am Dienstag etwas weiter nach Osten vordringen. Zumindest der äußerste Westen gelangt somit vorübergehend in den Bereich der kühleren und weniger gewitterträchtigen Luft, während sich die konvektive Aktivität nach Osten und Nordosten verschiebt. Dort sind zudem nochmals Höchstwerte nahe +30 Grad möglich. Derweil nähert sich ein weiterer Randtrog des westeuropäischen Höhentiefs von Süden her den Alpen. Teils dynamisch, teils leebedingt setzt nördlich davon erneut Druckfall ein, der die über dem Osten verweilende Tiefdruckzone erfasst und diese reaktiviert. Dadurch verschärfen sich in ihrem Umfeld die Luftdruckgegensätze, was an ihrer Westflanke über dem Westen Deutschlands eine sich intensivierende nördliche bis nordöstliche Strömung zur Folge hat. Mit dieser wird die alte Warmluft wieder zurück nach Südwesten geführt. Im Zusammenspiel mit dem erwähnten Randtrog, der in der ersten Tageshälfte des Mittwochs über den Süden und Südwesten hinweg nach Nordwesten schwenkt, kommen dort kräftige schauerartige und mitunter auch gewittrig durchsetzte Regenfälle auf.

Aus dem Kurzwellentrog geht zum Donnerstag über dem Nordosten Frankreich ein kleines Höhentief beziehungsweise eine Rinne tiefen Geopotenzials hervor, die zum Ende der Woche in die über Skandinavien hinweg verlaufende Frontalzone integriert und als neuerlicher Kurzwellentrog nach Nordosten gesteuert wird. Das umfangreiche Höhentief über dem nahen Ostatlantik bleibt nahezu stationär, auf seiner Vorderseite setzt sich über West- und Mitteleuropa im weiteren Verlauf eine südwestliche Höhenströmung durch. Sie lenkt alles in allem mäßig warme, immer wieder aber auch recht feuchte Luft zumindest in den Süden Deutschlands, so dass deren temperaturtechnisches Potenzial nur selten ausgeschöpft werden kann. In den Norden könnte später auf der Rückseite eines Ostseetiefs deutlich kältere Luft gelangen.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR DIENSTAG, - MAIFEIERTAG -, 01.05.2012
Viele dichte Wolken ziehen in der Nacht zum Dienstag von Süden und Südosten her über Baden-Württemberg hinweg. Gebietsweise fällt aus ihnen etwas Regen, vor allem am Rhein, im Schwarzwald und über der Südwestalb können sich bis zur ersten Nachthälfte örtlich auch Gewitter entwickeln. Unter den Wolken gehen die Temperaturen im Badischen zum Teil kaum unter +15 Grad zurück, sonst werden Tiefstwerte um oder etwas unter +10 Grad gemessen.

Mit stärkerer Bewölkung hat man es am Morgen und Vormittag im äußersten Südwesten sowie nahe Hessen und Mainfranken zu tun, in den dortigen Regionen kann es mitunter auch etwas regnen. Sonst setzt sich häufig und im Verlauf immer öfter die Sonne durch, ehe am Nachmittag aus der Schweiz heraus neue Wolken in die südlichen Landesteile ziehen. Am Abend beginnt es dort teilweise kräftig zu regnen. Die Temperaturen bleiben deutlich hinter den Spitzenwerten der vergangenen Tage zurück und erreichen nur mehr Höchstwerte um +20 Grad. Der Wind weht schwach bis mäßig und dreht überall auf nördliche Richtungen.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+13 °C +20 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
In der Nacht zum Mittwoch regnet es in Teilen Baden-Württembergs kräftig, örtlich sind auch Gewitter eingelagert. Im Laufe des Vormittags zieht das Starkniederschlagsgebiet nach Norden ab, zum Nachmittag bleibt es bei einem Wechsel aus Sonne und Wolken meist trocken. Die Temperaturen rutschen noch einmal eine Stufe nach unten.

Donnerstag und Freitag werden überwiegend freundlich mit nur einzelnen Schauern auf einem gemäßigten Temperaturniveau.

Für das Wochenende deuten sich wieder vermehrt schauerartige Regenfälle und teilweise auch Gewitter an. An den Temperaturen ändert sich wenig; sie entsprechen in etwa dem Standard dieser Jahreszeit.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Mittwoch
02.05.2012
Donnerstag
03.05.2012
Freitag
04.05.2012
Samstag
05.05.2012
+11 °C | +16 °C
+8 °C | +18 °C
+7 °C | +20 °C
+10 °C | +20 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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Lacunosa Wetterberatung