In durchaus imposanter Manier trat in den vergangenen Tagen ein
Tiefdruckkomplex auf den Wetterkarten in Erscheinung, dessen
Entwicklung bereits am Donnerstag über dem Norden Algeriens ihren
Anfang nahm und der zum Montag von großen Teilen des
europäisch-mediterranen Raumes Besitz ergriff. Den Mittelmeeranrainern
brachte "Lucia", wie das Tief getauft wurde, denn auch lokal kräftige
Regenfälle und Sturm, jedoch nichts noch nicht da gewesenes. Insgesamt
hinter den Erwartungen zurück blieben die Niederschlagsmengen im Süden
Deutschlands; lediglich am Alpenrand wurden bis Montagfrüh mehr als 30
mm innerhalb von 24 Stunden gemessen, so zum Beispiel in Bad Kohlgrub
mit 37 mm. Tagsüber fielen dort weitere 10 bis 15 mm, in höheren Lagen
auch als Schnee. Einen nennenswerten Neuschneezuwachs im zweistelligen
Zentimeterbereich verzeichnete jedoch nur der Beobachter auf der
Zugspitze.
Am Montagabend liegt Mitteleuropa noch unter dem riesigen, zu Tief
"Lucia" korrespondierenden Höhentrogsystem, das von Skandinavien bis
weit nach Nordafrika hinein reicht und bei Sardinien ein
abgeschlossenes Höhentief beinhaltet. Die Hauptachse des Systems
schwenkt in diesen Stunden jedoch über Deutschland hinweg ostwärts, so
dass sich das Geschehen allmählich beruhigt und die in der höhenkalten
Luft entstandenen Schauer abklingen. Im Bodendruckfeld lässt sich
bereits Druckanstieg in Form eines nach Nordosten weisenden Keils des
Azorenhochs konstatieren, aus dem sich - gestützt durch großräumiges
Absinken auf der Vorderseite eines von Westeuropa nahenden
Hochdruckrückens - etwa über der Mitte Deutschlands eine eigenständige
Hochdruckzelle löst. Diese wandert am Dienstag zusammen mit dem Rücken
rasch ostwärts. Derweil steuert das nächste kräftige Tief, eine
ausgewachsene Sturmzyklone, auf die Britischen Inseln zu. Das sich
unmittelbar südlich des Tiefzentrums ausbildende Starkwindfeld streift
zum Abend den Südwesten Irlands, wo verbreitet Sturm- und schwere
Sturm-, wohl aber nur vereinzelt noch stärkere Böen zu erwarten sind.
Hierzulande macht sich das Tief durch sein bis dahin längst
okkludiertes Frontensystem bemerkbar, das am Abend mit Regen die
westlichen Landesteile erreicht. Von der Tiefrückseite auf den
frontalen Bereich übergreifende Kaltluftadvektion schwächt deren
Wetterwirksamkeit im weiteren Verlauf jedoch ab, zum Mittwoch
verwischen zudem die Gegensätze im Temperatur- und Feuchtefeld. So wird
die Okklusion zum Abend nur noch schwerlich über dem Osten Deutschlands
als solche zu identifizieren sein, wo sie auch nur mehr geringen oder
keinen Regen mehr mit sich bringt. Postfrontal fließt mit einer
südwestlichen Strömung auf der Vorderseite des sich mit seinem Zentrum
nach Südostengland verlagernden und abschwächenden Tiefs in den unteren
Schichten erwärmte, in der mittleren und oberen Troposphäre aber recht
kalte Luft ein. In der so labilisierten vertikalen Schichtung treten im
Westen der Bundesrepublik verbreitet Schauer, vereinzelt vielleicht
auch mal ein Gewitter auf.
In der zweiten Wochenhälfte bleiben das durch Rand- und
Teiltiefentwicklungen modifizierte britische Tief und der ihm
überlagerte Höhentrog für Mitteleuropa wetterbestimmend. Die Lage auf
dessen Vorderseite und die dadurch implizierte südwestliche
Strömungskomponente sorgen dafür, dass in der niederen Troposphäre
überwiegend vergleichsweise milde Luft herangeführt wird, während im
Umfeld des Höhentroges Kaltluft vorherrscht. Somit bleibt es
unbeständig, vor allem nach Osten hin zum Teil aber sogar sehr mild.
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