Ein recht kühles Osterfest geht in diesen Stunden in den zentralen und
nördlichen Teilen Europas zu Ende, was angesichts des vergleichsweise
späten Termins in diesem Jahr zumindest beachtenswert ist. In manchen
Regionen fiel pünktlich zum Ostersonntag sogar jener weiße Niederschlag
vom Himmel, den man sich hierzulande eher drei Monate früher gewünscht
hätte. Vor allem im südlichen Baden-Württemberg und Bayern bildete sich
eine geschlossene Schneedecke aus, in der Voralpenregion südlich der
bayerischen Landeshauptstadt wurden bis 10 cm gemessen. Die Nächte zum
Sonn- und Montag verliefen verbreitet frostig, neuen Aprilrekorden
genügten die gemessenen Tiefstwerte jedoch nicht.
Die gerade erst eingeflossene polare Kaltluft wurde und wird bereits
wieder durch deutlich mildere Meeresluft verdrängt, deren vordere
Berandung die Warmfront eines umfangreichen Tiefdrucksystems zwischen
Schottland und Island markiert. Massive Warmluftadvektion mündet in
großräumigen Hebungsvorgängen, mehrschichtige und kompakte Wolkenfelder
sind die Folge. Aus ihnen fällt vor allem im Westen und Norden
Deutschlands Regen. Die Warmfront selbst kommt nur zögerlich nach Osten
voran und erreicht erst in der ersten Nachthälfte die ostdeutsche
Grenze. Dahinter gelangen West- und Mitteleuropa in den weit geöffneten
Warmsektor des Tiefdrucksystems, in den mit einer lebhaften
südwestlichen Strömung Warmluft aus eben diesen Regionen Europas
geführt wird. Die lang gestreckte Kaltfront des Systems erreicht
während der Nacht zum Dienstag das Festland, nimmt dann aber mehr und
mehr eine Lage parallel zur Höhenströmung ein und wird somit in ihrem
Bestreben gehindert, zügig nach Osten voranzukommen. Dafür
verantwortlich zeichnet der nachrückende, zu dem Tiefdrucksystem
korrespondierende Höhentrog, der sich infolge starker Kaltluftadvektion
auf seiner Rückseite über Westeuropa nach Süden ausdehnt. Die Kaltfront
nimmt zunehmend Anacharakter an, das heißt die Strömung in der
mittleren und oberen Troposphäre weist eine Komponente gegen die
Verlagerungsrichtung der Front auf. Verdeutlicht wird dies durch sich
an der Front ausbildende Wellen, in deren Umgebung es zu verstärkter
Niederschlagstätigkeit kommt. Eine solche Welle zieht in der Nacht zum
Mittwoch von Südwesten her über die Mitte Deutschlands hinweg, mit ihr
gehen kräftige, schauerartig verstärkte und örtlich von Blitz und
Donner begleitete Regenfälle einher. Nach deren Durchzug schreitet die
Kaltfront im Laufe des Mittwochs über weite Landesteile hinweg nach
Osten voran. Damit wird die sehr milde bis warme Luft des Warmsektors
durch deutlich kühlere Meeresluft ersetzt. In den unteren Schichten
wird diese allein infolge der kräftigen Aprilsonne bereits deutlich
erwärmt; an Hand der Temperaturwerte in einigen Kilometern Höhe lässt
sich jedoch erkennen, dass in der nordischen Ursprungsregion
meteorologisch betrachtet noch eine andere Jahreszeit vorherrscht.
Temperaturen um -30 Grad in rund fünf Kilometern Höhe ermöglichen im
Bereich des nachfolgenden, zunehmend an Breite gewinnenden Troges
zumindest tagsüber eine labile Schichtung und die Entwicklung von
Schauern und einzelnen Gewittern. Erwähnter Trog überdeckt in der
zweiten Wochenhälfte quasistationär große Teile West- und
Mitteleuropas, so dass sich der grundlegende Wetterablauf am Mittwoch,
Donnerstag und Freitag jeweils ähnlich gestaltet.
Ein zunächst bei den Kanaren weilendes Höhentief wird in der zweiten
Wochenhälfte als Kurzwellentrog in die Höhenströmung am südlichen Rand
des Troges integriert und macht sich auf den Weg über den Norden
Marokkos und Algeriens zum zentralen Mittelmeer und später Richtung
nördlicher Balkan. Unter seiner aktiven Vorderseite kommt eine kräftige
Tiefdruckentwicklung in Gang, die resultierende Zyklone folgt zunächst
der Bewegung des Kurzwellentroges und wandert später zum südöstlichen
Europa. Je nach genauer Zugbahn könnte sie einen prägenden Einfluss auf
das Wochenendwetter in Deutschland entfalten.
|