Eine in den letzten Jahren beinahe schon vergessene meteorologische
Singularität stellt der "Märzwinter" dar, ein spätwinterlicher
Kaltlufteinbruch in mittleren Breiten, der grob um die Monatsmitte
auftritt. Den letzten ausgeprägten "Märzwinter" erlebte Mitteleuropa im
Jahre 2006, aber auch die 2010er-Ausgabe hielt vielerorts ein paar
Schneedeckentage parat. Heuer scheint sich dagegen, nach dem
schneetechnisch in vielen Gegenden ohnehin mauen Winter, zeitig der
Frühling in Form bringen zu wollen.
Dass dies noch nicht auf Anhieb gelingt, zeigte beispielsweise der
Donnerstag, als hinter der lang gezogenen Okklusion eines
isländisch-grönländischen Tiefdruckkomplexes maritime Polarluft nach
Deutschland vordrang. Diese war bis in größere Höhen mäßig kalt
temperiert, und so konnten sich, mit Unterstützung sonnenerwärmter
Bodenoberflächen, am Nachmittag einige Regen-, Schnee- und
Graupelschauer entwickeln. Rund um Hannover wurden auch einzelne
Blitzentladungen geortet. Die Höhenkaltluft wird markiert durch einen
kurzwelligen, aber sich über halb Europa erstreckenden Trog, der über
dem westlichen Mittelmeerraum in ein dort liegendes Höhentief
hineinläuft. Sowohl dieses Höhentief als auch der Trog verlagern sich
in der Nacht zum Freitag etwas ostwärts, nachfolgende Warmluftadvektion
lässt einen von Südwesteuropa Richtung Skandinavien gerichteten
Hochdruckrücken nachfolgen. Mit dem Abdrängen der Höhenkaltluft nach
Südosten, der begleitenden Erwärmung der mittleren und oberen
Troposphäre sowie nicht zuletzt durch großräumige Absinkprozesse auf
der Vorderseite des Rückens kommt die Schauertätigkeit mehr oder
weniger rasch zum Erliegen. Auch in Bodennähe steigt der Luftdruck an,
ein am Donnerstagabend mit seinem Schwerpunkt noch über der Biskaya
angesiedeltes Hoch weitet sich am Freitag nach Osten aus und überdeckt
zum Abend weite Teile West- und Mitteleuropas. Entsprechend dominiert
vielfach sonniges, in den Niederungen zu Tagesbeginn jedoch mitunter
auch neblig-trübes Wetter. Doch weder der Rücken, der im Tagesverlauf
über Mitteleuropa nach Süden "wegbricht", noch die Hochdruckzone am
Boden erweisen sich als sonderlich stabil. So gelingt es dem
Frontensystem eines parallel zur norwegischen Küste nordwärts ziehenden
Tiefs von Nordwesten her nach Deutschland vorzudringen und zumindest im
Norden die Sonnenscheinanteile deutlich zu reduzieren. Im Küstenumfeld
können am Abend auch ein paar Tropfen Regen fallen. Zum Samstag
etabliert sich ein neues, kräftiges Hoch - oder, je nach
Betrachtungsweise, ein neuer Schwerpunkt der sich entzweienden
Hochdruckzone - bei den Britischen Inseln. An dessen Ostflanke stellt
sich über Mitteleuropa sowohl am Boden als auch in der Höhe eine
schwache bis allenfalls mäßige Nordwestströmung ein, mit der relativ
milde, zugleich aber auch feuchte Nordseeluft herangeführt wird. Ein
wenig erinnert die Situation an die vergangene Woche, mit dem
Unterschied, dass damals die Luft oberhalb der Grundschicht noch
deutlich milder war und sich eine markante Inversion ausbilden konnte.
Auch an diesem Wochenende, vor allem am Sonntag, überwiegt ein graues
Himmelsbild, wenn in die nördliche Strömung eingelagerte Frontensysteme
Deutschland südwärts queren. Zum ersten wäre da die Kaltfront des
bereits erwähnten Tiefs, deren Passage einen Zeitrahmen von etwa 24
Stunden zwischen Samstag- und Sonntagfrüh in Anspruch nimmt. Ihr folgen
zu Wochenbeginn weitere Warm-Kaltfront-Strukturen nach. Zur Wochenmitte
deutet sich eine Verschiebung des britischen Hochs zur Nordsee an, was
gleichbedeutend mit einem verbreitet sonnigen und sehr milden
Witterungsabschnitt wäre.
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