Den geschalteten 29. Februartag großzügig und ausnahmsweise außer Acht
gelassen, hat sich in weiten Teilen West- und Mitteleuropas pünktlich
zum meteorologischen Frühlingsbeginn am Donnerstag zumindest
hinsichtlich der Temperaturen entsprechendes Wetter eingestellt. Im
Norden Deutschlands kämpfte man mit der +10-Grad-Marke, im
Mittelgebirgsraum und abseits des dauergrauen Nordbayerns auch im Süden
Deutschlands ging es vielfach in die Nähe der +15 Grad und darüber. Den
ersten Platz auf der gesamtdeutschen Rangliste der Höchsttemperaturen
teilten sich Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg und
Mittenwald-Buckelwiesen am bayerischen Alpenrand mit jeweils +18,1
Grad. Mit einem Maximum von +13,0 Grad stellte der 1.493 Meter hohe
Feldberg im Schwarzwald einen neuen Rekord für die erste Märzdekade auf.
Bereits am Montag war an dieser Stelle die Schweizer Station
Locarno-Monti genannt, die mit einem Höchstwert von +23,3 Grad einen
neuen Februarrekord gesetzt hatte. Am Mittwoch wurde dieser tatsächlich
nochmals um mehr als 1 Kelvin überboten, bei einem Maximum von +24,5
Grad fehlten wahrlich nur mehr ein paar Zehntel zu einem Sommertag laut
Definition. Auf exakt denselben Wert kam mit Unterstützung des
Nordföhns das nicht weit entfernt gelegene Acquarossa-Comprovasco, was
selbstredend auch dort einen neuen Februarrekord in der Messreihe seit
1959 bedeutete.
Die Großwetterlage mutet auf den ersten Blick nicht sonderlich
spektakulär an mit einem nahezu kreisrunden Höhenhoch über dem
südlichen Mitteleuropa und zwei flankierenden Trögen über Südwest- und
Osteuropa. Zu einer außergewöhnlichen Situation machen sie die vor
allem in der unteren Troposphäre, in etwa 1.500 Metern Höhe,
vorherrschenden Temperaturen, die am Donnerstagnachmittag über dem
Südwesten Deutschlands zu teilweise +13 Grad analysiert wurden - in
quasi perfekter Übereinstimmung mit dem auf dem Feldberg im Schwarzwald
gemessenen Höchstwert. Verfolgt man den Weg eines Luftpartikels, das am
frühen Abend in etwa dieser Höhe über Karlsruhe lag, die vergangenen
sieben Tage zurück, findet man sich inmitten über dem Golf von Mexiko
wieder. Dies erklärt die hohen Temperaturen zum einen, andererseits
aber auch den hohen Feuchtegehalt und damit die Anfälligkeit für Nebel
und Hochnebel in den Niederungen bei ruhigem Wetter ohne die
notwendigen Austauschprozesse, die zu dieser Jahreszeit noch zu einem
Großteil durch ausreichend Wind bewerkstelligt werden müssen. Am
Freitag nun wird das Höhenhoch allmählich abgebaut, das hohe
Geopotential zieht sich Richtung zentrales Mittelmeer zurück.
Gleichzeitig wölbt sich innerhalb der weit im Norden verlaufenden
Frontalzone über dem Nordmeer ein neuer Hochdruckrücken auf, der in
Verbindung mit dem ehemaligen Höhenhoch im Süden ein enormes, vom
Mittelmeer über Mitteleuropa und das Nordmeer bis zur Ostküste
Grönlands reichendes Konstrukt bildet. In Bodennähe entsteht aus der
recht flachen Luftdruckverteilung über dem Süden Skandinaviens ein
Hochdruckgebiet, das sich am Wochenende in länglicher Form über die
gesamte nordeuropäische Halbinsel legt. An seiner Ostflanke dringt
Kaltluft polaren Ursprungs nach Osteuropa vor und dabei auch in den
Nordosten Deutschlands ein. Auf der anderen Seite, von Westen, nähert
sich zum Samstag der als Kaltfront in Erscheinung tretende Ausläufer
eines isländisch-grönländischen Tiefdruckkomplexes. Bereits in dessen
Vorfeld können - ganz in frühsommerlicher Manier - am Nachmittag über
Zentralfrankreich sowie aus den Alpen heraus einige Schauer und
Gewitter entstehen, die Front selbst kommt bis Sonntagmittag etwa bis
zur Mitte Deutschlands ostwärts voran und löst sich dort allmählich an
Ort und Stelle auf.
Zu Beginn der kommenden Woche stellt sich das großräumige Muster
grundlegend um. Zusammen mit einem weiteren, sich den Britischen Inseln
annähernden Hoch geht die skandinavische Zyklone eine brückenartige
Verbindung ein, derweil ein kleinräumiges Tief über den Osten
Frankreichs hinweg Richtung Norditalien zieht. Zwischen der
Hochdruckbrücke im Nordwesten und dem tiefen Luftdruck im Süden kommt
über Mitteleuropa eine nordöstliche Strömung in Gang, mit der polare
Kaltluft in abgemilderter Form nach ganz Deutschland - zuletzt aber in
den Südwesten - geführt wird. Daraus resultiert in der Folge ein
zumindest in höheren Lagen spätwinterlicher Witterungsabschnitt, doch
auch in den Niederungen muss nachts wieder verbreitet mit Frost
gerechnet werden.
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