Mit dem meteorologischen, dem astronomischen beziehungsweise
kalendarischen und dem phänologischen Beginn einer Jahreszeit wurden
gleich drei Möglichkeiten gefunden, Frühling, Sommer, Herbst und Winter
voneinander abzugrenzen. Abgesehen von der phänologischen Definition,
die stark witterungsabhängig ist, hält sich das Wettergeschehen selten
genug an fest vorgegebene Zeitpunkte oder -spannen, um einen spürbaren
Wechsel zu vollziehen. Immerhin zum meteorologischen Frühlingsauftakt
am 1. März hätte es in diesem Jahr geklappt - wäre da nicht noch der
schaltjahrbedingte letzte Wintertag am Mittwoch, der sich aber so gar
nicht als solcher präsentieren will.
Bis dahin hat außerordentlich milde Luft bereits ganz West- und
Mitteleuropa erreicht, in der Temperaturen über +15, am südlichen
Oberrhein vielleicht sogar nahe +20 Grad und damit Höchstwerte im
Bereich der bisherigen Rekordmarken für Februar möglich sind. Einen
ersten Vorgeschmack darauf bekam am vergangenen Samstag bereits das
Tessin, wo Maxima bis +23 Grad gemessen wurden. In Locarno-Monti
konnten +23,3 Grad am Thermometer abgelesen werden, was an diesem Tag
nicht nur den Höchstwert für ganz Europa darstellte, sondern
gleichzeitig auch einen neuen Februarrekord für diese Station seit
Beginn der Messungen im Jahre 1935 bedeutete. Mit ursächlich für die
fast schon frühsommerlichen Temperaturen war ein ausgeprägter Nordföhn,
der in den Tälern der Alpensüdseite in der dort ohnehin warmen Luft für
einen weiteren Temperaturanstieg verantwortlich zeichnete. Am
Montagabend liegt Mitteleuropa zwischen einem mächtigen Hochdruckrücken
über dem Ostatlantik und einem Langwellentrog im Osten noch immer unter
einer nördlichen Höhenströmung; an der Nordflanke eines sich von der
Biskaya zu den Alpen erstreckenden Bodenhochs hat über den nördlichen
Teilen aber bereits Warmluftadvektion eingesetzt. Diese steht in
Verbindung mit der Okklusion eines Tiefs mit Zentrum zwischen Jan Mayen
und Spitzbergen, die Deutschland bis Dienstagfrüh südostwärts passiert
und verbreitet leichten Regen, in höheren Lagen sowie im äußersten
Südosten Bayerns zunächst auch noch Schnee, hinterlässt. Die Passage
der Okklusion ist kaum abgeschlossen, da nähert sich von Nordwesten her
bereits eine Warmfront an, die letztendlich einem Randtief der polaren
Zyklone zuzuordnen ist. Sie führt in einem weiten Bogen über die
Britischen Inseln und die Nordsee außergewöhnlich milde Luft heran,
deren Ursprungsgebiet in der Karibik liegt. Somit lassen sich dann
schließlich doch recht einfach die ab Mittwoch verbreitet auftretenden
frühlingshaften Temperaturen erklären. Entsprechend ihrer Herkunft und
ihrem Weg über den mittleren Nordatlantik ist die Luft jedoch nicht nur
sehr mild, sondern auch ziemlich feucht. Und obwohl - oder besser
gerade weil - sich das westeuropäische Hoch zur Wochenmitte mit seinem
Schwerpunkt über Mitteleuropa positioniert und damit nur schwache
Luftbewegungen zulässt, hat es die Sonne vor allem in den Niederungen
zunächst teilweise schwer, eine sich in den Nächten ausbildende dichte
Nebel- und Hochnebeldecke aufzulösen. Jahreszeitlich bedingt gelingt
dies Ende Februar zwar bereits wieder besser als in den
Hochwintermonaten, dennoch lässt sich nicht ausschließen, dass sich die
grauen Schleier mancherorts ganztägig halten.
In der zweiten Wochenhälfte schwächt sich das mitteleuropäische Hoch
ab, wird jedoch unmittelbar durch einen Nachfolger ersetzt. Das neue
Hoch formiert sich auf der Vorderseite eines sich über dem Nordmeer
aufwölbenden Rückens über der Nordsee und legt sich zum Wochenende
voraussichtlich längs über den skandinavischen Raum. Auf seiner
Ostseite fließt zunächst in den äußersten Nordosten und Osten, später
auch von Westen her wieder etwas kältere Luft nach Deutschland ein.
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