Am Wochenende ging eine der ausgeprägtesten Kältewellen der letzten
Jahre zumindest im Westen und in der Mitte Europas zu Ende. In
Deutschland standen am Ende 21 neue Dekaden-, davon 10 Monats- und 2
absolute Rekorde der Tiefsttemperatur an insgesamt 119 Stationen im
ganzen Land zu Buche. Auf dem Feldberg im Schwarzwald betrug die
Höchsttemperatur am 4. -17,9 Grad, das niedrigste Maximum seit Januar
1987. Zum kältesten Ort in Deutschland avancierte am Morgen des 6.
Oberstdorf mit einem Minimum von -29,4 Grad. Seit Messbeginn im Jahre
1936 wurden dort an nur zwei Tagen noch tiefere Werte registriert. Die
aus zahlreichen Stationen berechnete mittlere Temperatur der ersten
Februardekade lag mehr als 10 Kelvin unter den langjährigen
Mittelwerten für den gesamten Monat; sogar der Rekordfebruar im Jahre
1956 schloss am Ende mit einer etwas geringeren negativen Abweichung ab.
Eine großräumige Umstellung der Wetterlage sorgt jedoch dafür, dass die
rekordverdächtige Temperaturabweichung bis zum Monatsende keinen
Bestand hat und eine neue Bestmarke schlussendlich wohl doch deutlich
verfehlt wird. Dabei hat sich zwischen einem kräftigen Hochdruckgebiet
mit Schwerpunkt westlich der Britischen Inseln und einer vom Nordmeer
über Skandinavien und das östliche Mittel- bis nach Südeuropa
reichenden Tiefdruckzone eine nordwestliche Strömung über den zentralen
Teilen des Kontinentes etabliert. In der mittleren und oberen
Troposphäre findet sich noch ein riesiger, mit der inzwischen
gealterten Kaltluft angefüllter Höhentrogkomplex, der im Gesamten ein
Gebiet von Nordwestrussland bis nach Osteuropa sowie die komplette
Mittelmeerregion überdeckt. Ein erster, vergleichsweise zaghafter
Vorstoß milderer Meeresluft nach Mitteleuropa leitete die wie ein
Gummiband gestreckte Okklusion eines Tiefs in der Gegend von
Franz-Josef-Land ein, die Deutschland bis Montagabend weitgehend
überquert hat. Schwache bis mäßig ausgeprägte Warmluftadvektion
initiierte die Bildung loser, nicht zusammenhängender
Schneefallgebiete, die im Tagesverlauf zögernd nach Südosten drifteten.
Im Nordwesten fiel in frostfreier Luft bereits Regen. Dieser ersten
folgt in der Nacht zum Dienstag rasch eine zweite Okklusion nach, wobei
hinsichtlich großräumiger Hebungsantriebe vorübergehend nachlassende
Warmluftadvektion durch einen über die Mitte Frankreichs und den Westen
Deutschlands hinweg südwärts schwenkenden Kurzwellentrog kompensiert
wird. Damit einher gehen in diesen Regionen neue, zumeist aber
weiterhin nur leichte Regen- und Schneefälle, nach Osten hin bleibt es
überwiegend trocken. Die Okklusion und die mit ihr verbundenen
Niederschläge gelangen zum Nachmittag an den Alpen an, derweil sich dem
Norden des Landes das nächste Frontensystem nähert. Es gehört zu einem
recht kräftigen Tief, das über die Mitte Skandinaviens und die südliche
Ostsee bis Mittwochabend nach Nordostpolen zieht. In seinem Umfeld
verschärfen sich die Luftdruckgegensätze, sodass der Wind in ganz
Deutschland zulegt und an der See sowie auf den Bergen in Böen
orkanartige Stärke erreichen kann. Zwischen Warm- und Kaltfront wird
ein weiterer Schub zwar noch immer recht kalter, zumindest für tiefe
Lagen jedoch "unwinterlicher" Meeresluft herangeführt. Der lebhafte
Wind und die daraus resultierende turbulente Durchmischung tun ihr
Übriges, um die stellenweise in den Niederungen noch vorhandenen
Kaltluftreste zu beseitigen. Hinter der Kaltfront strömt von Norden her
zwar bereits zum Mittwochnachmittag wieder kältere Luft ein, ein
merklicher Temperaturrückgang ist ob der angesprochenen Durchmischung
in tiefen Lagen aber nicht zu erwarten. Während hier die dann durchaus
kräftigen Niederschläge oftmals als Regen fallen, bekommen die
Mittelgebirge und vor allem der Alpennordrand nennenswert Neuschnee ab.
In der zweiten Wochenhälfte verlagert sich das hochreichende Tief nach
Südosteuropa und schwächt sich ab. Über West- und Mitteleuropa setzt
sich nach kurzem Zwischenhocheinfluss eine westliche Strömung durch,
mit der Schritt für Schritt immer mildere Luft advehiert wird.
Eingelagerte Frontensysteme gestalten den Ablauf besonders im Norden
Deutschlands unbeständig und nass. Nach Bayern hin fällt anfangs
teilweise noch Schnee, gebietsweise besteht dort aber auch die Gefahr
gefrierenden Regens.
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