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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Donnerstag, 02.02.2012, 22:45 MEZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Sonniges Klirren in eisiger Kälte +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Die vielzitierte Kältewelle nimmt zum Ende dieser Woche ihren Lauf und hat inzwischen weite Teile Europas erfasst. Zeitungen drucken malerisch-winterliche Bilder verschneiter Schwarzwaldgegenden auf ihren Titelseiten ab, im Radio gewinnen zum Thema passende Songs wie "Cold as Ice" an Konjunktur. Dabei sollte anstelle von Foreigner eher das Trans-Siberian Orchestra erklingen, stammt die Kaltluft ihrem Ursprung nach doch unmittelbar aus dem großflächigen Gebiet hinter dem Ural. Tiefsttemperaturen unter -30 Grad wurden am Donnerstagmorgen im Grenzgebiet zwischen Weißrussland und dem Westen Russlands sowie im zentralen Finnland gemessen, in Juuka Niemelä konnten gar -37,1 Grad verzeichnet werden. Die tiefste Temperatur in Deutschland meldete Deutschneudorf-Brüderwiese in Sachsen mit -24,6 Grad. Tagsüber blieb es vor allem in Thüringen und Sachsen-Anhalt bei strengem Frost mit Höchstwerten nicht über -10 Grad, vergleichsweise wenig kalt war es am mittleren Rhein mit nur leichtem Dauerfrost.

Zum vollendeten Winterwetter fehlt hierzulande vielerorts jedoch der Schnee - den gibt es in Massen im westlichen und zentralen Mittelmeerraum, dort also, wo man ihn auch im Hochwinter nicht zuallererst vermuten würde. So liegt beispielsweise Bologna unter einer dicken weißen Decke, und auch im Innern von Korsika fielen bis zu 40 cm Neuschnee. Das dafür verantwortliche Tiefdruckgebiet mit Zentrum knapp nördlich der algerischen Küste trägt seinen Teil dazu bei, dass die kalte Kontinentalluft sehr rasch über Ost- und Mittel- bis nach Südwesteuropa vordringen kann; an seiner Nordflanke hat sich im Übergangsbereich zu einer ausgeprägten, von den Azoren bis nach Nordwestrussland reichenden Hochdruckzone eine kräftige nordöstliche Strömung etabliert. Am Donnerstag traten im Süden Deutschlands verbreitet starke bis stürmische Böen auf, die einem die tatsächlich gemessenen Temperaturen noch ein wenig kälter empfinden ließen. Die im klimatologischen Mittel übliche West- bis Südwestströmung findet sich derweil am Nordrand der imposanten Antizyklone, wo in den vergangenen Tagen ungewöhnlich milde und sehr feuchte Luft bis weit in nördliche Breiten geführt wurde. In Ny-Alesund auf Spitzbergen wurde am Montag ein neuer absoluter Niederschlagsrekord aufgestellt: Innerhalb von 24 Stunden fielen 117 mm - als Regen. Die großräumige Anordnung der Druckgebilde erweist sich als äußerst stabil, und so stehen weiten Teilen Europas in den kommenden Tage keine grundlegenden Wetteränderungen bevor. Das Tief über dem Mittelmeer verlagert sich bis Samstagabend nur langsam zur südlichen Adria, die Hochdruckzone verschiebt sich insgesamt etwas nach Süden. Mit der beständigen nordöstlichen Strömung wird, ausgehend von einem großen Gebiet extrem kalter Luft mit Zentrum über der baltisch-russischen Region, weiterhin arktische Kaltluft nach Mittel- und Westeuropa advehiert. Die tiefsten Temperaturen in der unteren freien Troposphäre mit Werten um -18 Grad in etwa 1.500 Metern Höhe werden über Deutschland am Samstag erwartet. Das Gebiet mit der extrem kalten Luft stellt letztendlich nichts anderes als einen räumlich ausgedehnten Kaltlufttropfen dar, dessen um sein Zentrum schwenkende kurzwellige Randtröge zwar auch über Deutschland hinwegziehen, dabei jedoch kaum Aktivität entfalten. Mehr dem relativ zur kalten Luft warmen Ostseewasser ist eine Labilisierung der vertikalen Schichtung über dem Meer und in Küstennähe zuzuschreiben, was dort zu einigen kräftigen Schneeschauern führt. Lediglich am Freitag geling es einem kleinen Tief, das einen für ein solches ungewöhnlich hohen Kerndruck von etwa 1035 (!) hPa aufweist, sich durch die Hochdruckzone von der Nordsee über Benelux zur Mitte Frankreichs zu "mogeln". Sein Niederschlagsgebiet tangiert den Nordwesten und Westen Deutschlands, sodass dort etwas Schnee fällt. Im südlichen Baden-Württemberg und Bayern zeigen sich einige dichtere Wolkenfelder des südeuropäischen Tiefs, sonst scheint in der nicht nur sehr kalten, sondern auch äußerst trockenen Luft wieder verbreitet die Sonne. Zum Sonntag durchbricht das Frontensystem eines Tiefs mit Zentrum über Island die Zone hohen Luftdrucks im Bereich der Britischen Inseln. An seinem Okklusionspunkt bildet sich ein Randtief, das im weiteren Verlauf über die Bretagne Richtung Balearen wandert. Es gelingt diesem Tief und seinem Frontensystem nicht, gegen die kalte Luft über Mitteleuropa anzukommen. Im Gegenteil verstärkt sich auf seiner Rückseite später sogar die nordöstliche Strömung wieder etwas.

Unterdessen wölbt massive Warmluftadvektion auf der Vorderseite eines weiteren, kräftigen Tiefs über dem Nordatlantik vor Westeuropa einen neuen Hochdruckrücken auf. Dieser sowie der dann immer noch weit nach Südwesten reichende Keil des nordwestrussischen Teils der Hochdruckzone sorgen zusammen dafür, dass das zentrale Europa auch zu Beginn der neuen Woche von atlantischen Einflüssen abgeschnitten bleibt und setzen das ruhige, verbreitet streng frostige Winterwetter fort.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR FREITAG, 03.02.2012
Klar und kalt gibt sich die Nacht zum Freitag im Norden Baden-Württembergs, wolkig und ebenfalls kalt im Süden. Lokal begrenzt können dort ein paar unbedeutende Schneeflocken fallen. Die Tiefsttemperaturen liegen verbreitet im streng frostigen Bereich jenseits von -10 Grad, vor allem in Württemberg vielerorts auch nahe -15 Grad. Über Schnee und in windgeschützten Lagen sowie generell im Hochschwarzwald wird die -20-Grad-Marke anvisiert.

Tagsüber scheint verbreitet die Sonne, auch die Wolken im Süden bekommen allmählich größere Lücken. Die Temperaturen verlieren weiter an Boden und verweilen nochmals 2 oder 3 Kelvin unter den Höchstwerten vom Donnerstag. Für die Gebiete südöstlich der Schwäbischen Alb bedeutet dies zweistellige Minusgrade, in Nordbaden maximal -6 und auf der Hornisgrinde - exemplarisch für den oberen Schwarzwald - um -17 Grad. Der Wind lässt allgemein nach, weht vor allem in der ersten Tageshälfte aber noch mäßig bis frisch aus Nordost. Auf den Gipfeln des Schwarzwaldes und auf der Südwestalb treten weiterhin Sturmböen auf.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
-11 °C -6 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
Am Wochenende steht Baden-Württemberg der vorläufige Höhe- beziehungsweise Tiefpunkt der Kältewelle bevor. Trotz unverändert viel Sonnenschein erreichen die Temperaturen tagsüber maximal -6 Grad am Rhein, weit verbreitet bleibt es bei strengem Dauerfrost mit Höchstwerten unter -10 Grad. In den Nächten sind Tiefstwerte zwischen -15 und -20 Grad mehr Regel denn Ausnahme.

Die für das Wochenende beschriebenen Aussichten gelten im Wesentlichen auch für den Beginn der neuen Woche; die sehr kalte, jedoch auch trockene und sonnige Witterung setzt sich bis auf Weiteres fort.


PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Samstag
04.02.2012
Sonntag
05.02.2012
Montag
06.02.2012
Dienstag
07.02.2012
-13 °C | -7 °C
-14 °C | -7 °C
-11 °C | -6 °C
-12 °C | -5 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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