Wenig Spektakuläres - verglichen mit dem bisherigen Januarverlauf - tat
sich in den letzten Tagen beim mitteleuropäischen Wettergeschehen. Nach
den recht ergiebigen Niederschlägen zum Ende der letzten Woche sorgte
steigender Luftdruck für überwiegend ruhige, jedoch nicht immer und
überall sonnige Verhältnisse. Die laufende Woche schließt leicht
unbeständig mit etwas Regen und Schnee, örtlich auch gefährlichem
gefrierendem Regen ab.
Die zumeist leichten Niederschläge stehen in Verbindung mit einem
Frontensystem, das am Donnerstagabend in den Westen Deutschlands
vordrang und -dringt. Es gehört zu einem nicht sonderlich kräftigen
Tiefdruckgebiet mit Zentrum vor der Küste Nordschottlands, das in der
Nacht zum Freitag gar steigende Drucktendenzen aufweist. Dem Tief
übergeordnet ist ein ausgedehnter und langwelliger Höhentrog, der im
weitesten Sinne von der Ostküste Grönlands über die Britischen Inseln,
Frankreich und die Iberische Halbinsel bis nach Nordafrika hinein
reicht. Zusammen mit dem Tief am Boden verschiebt er sich am Freitag
nur wenig ostwärts, wobei sein zentraler Teil über der Nordsee zum
Tagesende hin in Nord-Süd-Richtung gestreckt wird. Das
Niederschlagsgebiet im Umfeld des Frontensystems wird in erster Linie
durch schwache Warmluftadvektion auf der Vorderseite des Troges,
weniger durch dynamische Prozesse gestützt. So sind insgesamt nur
geringe Niederschläge zu erwarten; die spannende Frage stellt sich
jedoch nach deren Phase. Das Frontensystem trifft auf seinem Weg nach
Osten zunächst auf bodennahe, vor Ort infolge nächtlicher Ausstrahlung
produzierte Kaltluft. Da mit ihm gleichzeitig etwas mildere Luft in
höheren Schichten herangeführt wird, können die Niederschläge in diesen
Regionen als gefrierender Regen mit entsprechender Glatteisbildung
fallen. Weiter nach Osten lagert höher reichende kontinentale Kaltluft,
dort wären die Bedingungen für leichten Schneefall gegeben. Allerdings
erscheint es fraglich, ob die Niederschläge überhaupt bis in diese
Regionen ausgreifen. Das äußerst zögerliche Voranschreiten nach Osten
liegt in einem kräftigen und bis in die obere Troposphäre ausgeprägten
Hoch begründet, das sich - und das ist ein Novum im bisherigen Winter -
über dem Nordwesten Russlands etabliert hat. An seiner Südflanke dringt
mit einer östlichen Strömungskomponente polare Luft gen Westen. Mit
weiterer Abschwächung und der schlussendlichen Auflösung des
nordwesteuropäischen Tiefs gewinnt diese östliche Strömung im Laufe des
Samstags auch in Mitteleuropa die Oberhand, sodass die Kaltluft
allmählich bis in den Westen Deutschlands vorstößt. Für Dauerfrost
reicht es hier - im Gegensatz zu den mittleren und östlichen
Landesteilen - aber vorerst nicht. Derweil wird der Höhentrog einem
Abschnürungsvorgang unterworfen, das resultierende kleine Höhentief
wandert in der Nacht zum Sonntag über den Osten Frankreichs hinweg
Richtung westliches Mittelmeer. Nördlich davon verbleibt eine Rinne
tiefen Geopotentials, die sich über die westlichen Teile Deutschlands
hinweg bis nach Südskandinavien erstreckt. Der Rinne vorgelagert ist
nach wie vor das zusehends an Kontur verlierende Frontensystem, das bis
dahin mehr und mehr als wenig wetteraktive Okklusion in Erscheinung
tritt und als vordere Grenze der Kaltluft wieder nach Westen rückläufig
wird. Nichtsdestotrotz sind gebietsweise weiterhin leichte
Niederschläge - teils als Schnee, teils noch als Regen - möglich.
Anfang der kommenden Woche geht das nordwestrussische Hoch, das seine
Lage bis dahin kaum verändert, eine brückenartige Verbindung zu einem
weiteren Hoch über Südwesteuropa ein. Etwas diffiziler gestaltet sich
das Bild in der mittleren und oberen Troposphäre, wo noch immer Reste
der Geopotentialrinne identifiziert werden können; möglicherweise zieht
auch ein weiteres kleines Höhentief auf ähnlicher Bahn wie sein
Vorgänger südwärts. Während das ursprüngliche Cut-Off im Mittelmeerraum
auch am Boden eine Tiefdruckentwicklung anregt und zusammen mit dieser
dort teilweise markante Wettererscheinungen hervorruft, steht dem
zentralen Europa ein ruhiger und kalter Witterungsabschnitt bevor.
|