Der Dezember war bereits viel zu mild, und auch der nach
meteorologischer Definition zweite Wintermonat Januar startete in
Deutschland mit einem rekordverdächtig milden ersten Drittel. Die
positive Temperaturabweichung nach den ersten zehn Tagen beträgt im
Flächenmittel mehr als 5 Kelvin, im Raum Karlsruhe liegt sie sogar bei
knapp 6 Kelvin. Kein Wunder also, dass in manchen Niederungen des
Westens und Südwestens - rund drei Wochen früher als üblich - die
ersten Haselpollen unterwegs sind und morgens bereits eine
unüberhörbare Anzahl von Vögeln munter drauf los zwitschert. Zwar
gelangt in den kommenden Tagen deutlich kältere Luft ins Land,
winterliche Schneeluft findet jedoch über Osteuropa ihren Weg nach
Süden.
Initiiert wird der Kaltluftvorstoß von einem umfangreichen
Tiefdruckgebiet - ob der zwischenzeitlichen Ausbildung eines zweiten
Kerns über Skandinavien könnte man auch von einem Tiefdrucksystem
sprechen -, das am Donnerstagabend mit seinem Zentrum über Karelien
liegt. Seine Kaltfront überquert in diesen Stunden Deutschland von Nord
nach Süd mit einem mehr oder weniger zusammenhängenden
Niederschlagsband, Richtung Erzgebirge traten am Donnerstagabend sogar
einzelne Gewitter auf. Im Bereich der nachfolgenden, hochreichenden
Kaltluft polaren Ursprungs gehen noch einzelne Schauer nieder. Die
massive Kaltluftadvektion weitet den bereits vorhandenen und zu dem
nordosteuropäischen Bodentief gehörenden Höhentrog bis zum zentralen
und östlichen Mittelmeer nach Süden aus. Mitteleuropa allerdings kommt,
entsprechend des Vorstoßes der kältesten Luft, nicht unmittelbar unter
dem Trog, sondern an dessen westlichem Rand im Übergangsbereich zu
einem Hochdruckrücken über Westeuropa zum Liegen. So erfasst die
wirklich hochreichende Kaltluft mit Temperaturen von nahe -40 Grad in
etwa 5,5 Kilometern Höhe auch nur den Nordosten und Osten Deutschlands,
im Westen bleibt es in der Nähe zum Rücken in diesem Höhenniveau
deutlich milder. Am Samstag wandelt sich der osteuropäische
Langwellentrog in ein großräumiges Höhentief um, dessen Zentrum sich
zusammen mit dem Kern des Bodentiefs nach Weißrussland verlagert. Zu
dem Rücken im Westen korrespondiert am Boden ein Hoch, das bereits am
Freitag einen Keil in den Süden Deutschlands vorschiebt und dort nach
letzten Stauschneefällen am Alpennordrand für Wetterberuhigung sorgt.
Im Laufe des Wochenendes positioniert sich das Hoch mit seinem
Schwerpunkt genau über der Bundesrepublik; dann dominiert vielfach
sonniges, aber recht kaltes Wetter.
An der Position des Bodenhochs ändert sich Anfang der kommenden Woche
erstmal nur wenig. Allerdings schwächt sich das Tief über Osteuropa bis
in die mittlere Troposphäre ab. Großräumiges Absinken der Luft auf der
Vorderseite des Rückens bewerkstelligt eine allmähliche Erwärmung
derselbigen, sodass sich mehr und mehr eine ausgeprägte Inversionslage
mit kalten Niederungen und recht milden Höhenlagen einstellt. In der
alternden Luftmasse nimmt dann auch die Nebel- und Hochnebelneigung
allgemein zu.
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