Im europäischen Flachland konnte er seinem in den beiden vergangenen
Jahren mühsam wiedererlangten Ruf bislang nicht gerecht werden, den
nördlichen und zentralen Teilen der Alpen brachte der Winter binnen
vier Tagen nun extreme Schneemengen. Seit vergangenen Donnerstag fielen
im Osten der Schweiz und im Westen Österreichs örtlich mehr als 2 Meter
Neuschnee, die einigen tausend Urlaubern zwangsweise ein paar
zusätzliche freie Tage bescherten. Langen am Arlberg verzeichnete eine
Neuschneemenge von 177 cm, in Hochfilzen fielen auf 1.000 Meter Höhe
gar 216 cm. Für die Region unüblich ergiebig schneite es auch Richtung
Reschenpass, in Nauders beispielsweise fielen 120 cm. Noch größere
Neuschneemengen innerhalb von vier Tagen gab es seit 1951 dort erst
zwei Mal. Aus Teilen der Ostschweiz wurde die höchste Schneedecke in
einem Januarmonat seit Beginn der Messungen vor 70 Jahren gemeldet.
Den turbulenten folgen nun aber auch in den Alpen ein paar ruhige Tage
nach. Dafür sorgt ein ehemaliges Azorenhoch, das mit seinem Schwerpunkt
am Montagabend über der Bretagne liegt und dementsprechend nur mehr
schwerlich als solches tituliert werden kann. Es hat bereits einen
ersten Keil in den Süden Deutschlands vorgeschoben, der ob einer sich
im Gange befindlichen Frontpassage seine Wirkung jedoch noch nicht
entfalten kann. Das Frontensystem gehört zu einem über dem Raum
Island/Grönland konzentrierten Tiefdruckkomplex, an seinem
Okklusionspunkt hat sich über Südnorwegen ein kleines Randtief
gebildet. Zusammen mit einem überlagerten kurzwelligen Höhentrog
schlägt es einen südsüdöstlichen Kurs ein und löst sich Dienstagfrüh
über dem Norden Polens auf. Großräumige Hebungsprozesse im Umfeld von
Warm- und Kaltfront sowie im Vorfeld des Höhentroges ließen kompakte
Wolken- und Niederschlagsfelder entstehen, die Deutschland am Montag
verbreitet mit leichtem bis mäßigem Regen benässten. Auf dem Brocken im
Harz fielen innerhalb von zwölf Stunden bis 19 Uhr sogar 15 mm; anfangs
als Schnee, später als gefrierender Regen/Sprühregen. Mit Unterstützung
eines sich von Nordwesten annähernden Hochdruckrückens setzen sich am
Dienstag dann aber großräumige Absinkbewegungen der Luft und damit
einhergehend Wetterberuhigung durch. Das Bodenhoch kommt mit seinem
Schwerpunkt und einem Kerndruck von mehr als 1035 hPa zwischen der
französischen Atlantikküste und Süddeutschland zum Liegen. Es verändert
seine Lage am Mittwoch kaum, der Rücken verlagert sich unterdessen zum
südöstlichen Mitteleuropa. Auf seiner Rückseite kann ein neues
Frontensystem eines über Südskandinavien ostwärts ziehenden Tiefs in
den Norden Deutschlands vordringen. Mangels dynamischer Hebungsantriebe
und aufgrund nur schwacher Warmluftadvektion bleiben die zu erwartenden
Niederschläge aber gering und beschränken sich auf etwas Regen und
Sprühregen. Aktiver mit mehr Regen und vor allem bedeutsamer, was die
mittelfristige Entwicklung anbelangt, präsentiert sich da schon die am
Donnerstag und Freitag von Nord nach Süd querende Kaltfront eines
weiteren südskandinavischen Tiefs. Dabei handelt es sich um ein
Randtief eines ausgeprägten, hochreichenden Tiefdruckkomplexes, der
sich als Ganzes in den nordeuropäischen Raum verschiebt. Zwischen
diesem und einem über Westeuropa aufsteilenden Rücken strömt polare
Kaltluft südwärts, die bis Freitagabend voraussichtlich ganz
Deutschland erfasst.
Zum Wochenende gerät die Kaltluft unter den Einfluss eines neues Hochs,
womit zumindest einmal ein oder zwei Tage mit Sonnenschein und der
Jahreszeit angemessenen Temperaturen erwartet werden dürfen. Ob sich
die Kaltluft auch über das Wochenende hinaus halten kann, oder sich von
Westen her rasch wieder mildere Luft ihren Bann brechen kann, steht
noch nicht endgültig fest.
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