Milde und regenreiche Winter, in denen im Flachland nur selten eine
Schneedecke vorzufinden ist, zeichnen sich oftmals auch durch
stürmisches Wetter aus. Zum ersten Mal seit einigen Wintern nun hat
sich über dem nordatlantisch-europäischen Raum eine ausgeprägte und
beständige Westwetterlage etabliert, die im noch so jungen neuen Jahr
bereits zwei kräftige Stürme hervorgebracht hat. Insbesondere mit
Sturmtief "Andrea" am Donnerstag waren teilweise "wilde"
Wettererscheinungen verbunden; von verbreiteten Sturmböen über
Dauerregen bis hin zu einem spektakulären Kaltfrontdurchgang mit einer
Gewitterlinie, die sich vor sommerlichen Exemplaren kaum zu verstecken
braucht. Vielerorts trat dabei auch kleiner Hagel auf. Lediglich die
Spitzenböen blieben letztendlich doch etwas hinter den Erwartungen
zurück, orkanartige Böen über 105 km/h beschränkten sich auf die
Nordseeküste und das Bergland.
"Andrea" liegt am späten Donnerstagabend mit ihrem Zentrum über der
südlichen Ostsee und zieht bis Freitagmorgen weiter zum Baltikum. Auf
ihrer Rückseite fließt vor allem in höheren Schichten recht kalte Luft
ein, in etwa fünf Kilometern Höhe können Temperaturen um -35 Grad
gemessen werden. In niedrigeren Höhen dagegen wird die einen weiten Weg
über den Nordatlantik und die Nordsee zurücklegende Luft durch das
Meerwasser erwärmt und kommt entsprechend abgemildert in Mitteleuropa
an. Dies erklärt die vertikal labilen Schichtungsverhältnisse und die
Fortsetzung der Schaueraktivität über großen Teilen Deutschlands auch
während der Nacht zum Freitag. Mit Passage der Hauptachse des
überlagerten Höhentroges und Annäherung eines Hochdruckrückens
innerhalb der nun nordwestlichen Höhenströmung setzt im Laufe des
Freitags jedoch eine Erwärmung der mittleren und oberen Troposphäre
ein, die stabilisierend wirkt und die Schauertätigkeit allmählich
unterbindet. Großräumiges Absinken auf der Vorderseite des Rückens
sorgt zudem für steigenden Luftdruck am Boden, was sich visuell in Form
eines nach Osten vorgeschobenen Azorenhochkeils auf den Wetterkarten
abbildet. Anders die Situation dagegen in Südosteuropa, wo der Vorstoß
der höhenkalten Luft eine neue Zyklogenese initiiert hat und rund um
die Ägäis sowie später auch im Westen der Türkei markantes Wetter mit
Gewittern, Starkregen und Sturm erwarten lässt. In den Hochlagen des
Balkans schneit es am Samstag ergiebig. Über Mitteleuropa indes werden
Rücken und Keil am frühen Samstag nach Südosten abgedrängt, ihnen
folgen ein neuer (Kurzwellen-)Trog sowie ein auf dessen diffluenter
Vorderseite positioniertes Frontensystem eines Tiefs bei Island
beziehungsweise eines Ablegers dessen über Südnorwegen nach. Es bringt
deutschlandweit neue Niederschläge, die mit Zufuhr milderer Luft wieder
bis in höchste Lagen in Regen übergehen. Das Tief selbst - im Prinzip
handelt es sich um eine nordwest-südost-exponierte, rinnenartige
Struktur mit mehren eingelagerten Kernen - verlagert sich Richtung
Südskandinavien, auf seiner Rückseite kann zum Sonntag etwas kältere
Luft nach Deutschland vordringen. Da diese unverändert ziemlich feucht
ist, kommt es zu weiteren Regen-, in höheren Lagen wieder zunehmend
Schneefällen. Vor allem am Alpenrand sind dabei größere Neuschneemengen
zu erwarten.
Eine geeignete Grundlage für wintersportliche Aktivitäten bietet aber
auch dieser Neuschnee nur in den höheren Lagen der Alpen, lässt die
Warmfront eines nordatlantischen Tiefs den Schnee zu Beginn der neuen
Woche einmal mehr bis über die Kammlagen der Mittelgebirge hinaus in
Regen übergehen. Immerhin deutet sich mit der Verlagerung des
ursprünglichen Azorenhochs nach Osten für den Rest der Woche für die
meisten Teile West- und Mitteleuropas überwiegend ruhiges Wetter an.
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