In Zeiten relativer Ruhe beim mitteleuropäischen Wettergeschehen lohnt
dieser Tage ein Blick in nördliche Gefilde, wo sich teilweise recht
stürmische Weihnachten dem Ende entgegen neigen. Ein in der Nacht zum
zweiten Feiertag über die Mitte Skandinaviens ostwärts gezogenes Tief -
nach deutscher Nomenklatur "Patrick", in Norwegen und Schweden "Dagmar"
genannt - brachte insbesondere der Westküste Norwegens verbreitet
Orkanböen. Auf der kleinen Fischerinsel Ona, etwa 200 Kilometer
südwestlich von Trondheim gelegen, wurde am späten Sonntagabend eine
Spitzenböe von 202 km/h gemessen. Auch im schwedischen Östersund,
bekannt unter anderem durch diverse Biathlon-Wettbewerbe, blies der
Wind in Orkanstärke mit Spitzenböen bis 122 km/h. Der Sturm richtete
vielerorts Schäden an, in rund 200.000 Haushalten fiel der Strom aus.
Am späten Montagabend liegt "Patrick" - oder "Dagmar", je nachdem -
stark abgeschwächt bereits über dem Nordwesten Russlands. Auf ganz
ähnlichem Kurs zieht in diesen Stunden schon das nächste Tief über das
mittlere Skandinavien ostwärts, allerdings geht von diesem keine
größere Gefahr aus. Derweil liegen weite Teile West- und Mitteleuropas
unter einem bis in die obere Troposphäre ausgeprägten Hochdruckgebiet,
das seinen Schwerpunkt in der Höhe über dem Westen Frankreichs
etabliert hat und den maximalen Luftdruck am Boden mit etwas mehr als
1040 hPa über dem nördlichen Balkan aufweist. An der Nordflanke dieser
lang gestreckten Hochdruckzone gerät der Norden Deutschlands zeitweise
nahe an den Bereich der Frontalzone heran, so beispielsweise am
Dienstagnachmittag, wenn die Kaltfront des sich über die Mitte
Skandinaviens ostwärts verlagernden Tiefs bis nach Schleswig-Holstein
und Mecklenburg-Vorpommern vordringt. In ihrem Umfeld fällt
gelegentlich etwas Regen oder Sprühregen. Weiter nach Süden schafft die
Front es nicht, stattdessen wird sie als Warmfront einer neuen, über
dem östlichen Nordatlantik zum Orkantief heranreifenden Zyklone nach
Norden rückläufig. Das Orkantief bewegt sich am Mittwoch knapp nördlich
an Schottland vorbei und bringt dem gesamten Norden der Britischen
Inseln schwere Sturm- und Orkanböen, in den schottischen Highlands sind
Windgeschwindigkeiten zwischen 150 und 200 km/h wahrscheinlich. Auf
seiner Vorderseite dreht die Strömung über West- und Mitteleuropa auf
Südwest, womit die Zufuhr sehr milder Luft zunächst aufrechterhalten
wird. Die nachfolgende Kaltfront greift am Abend von Nordwesten her auf
Deutschland über, nennenswerte Niederschläge sind voraussichtlich aber
erst am Donnerstagvormittag im Südwesten und Süden zu erwarten.
Postfrontal strömt ein Schwall maritimer Polarluft ein.
Die Kaltfrontpassage bildet in Deutschland den Auftakt zu einer
unbeständigen und nasskalten zweiten Wochenhälfte. Zwar schwenkt die
Hauptachse des zugehörigen Höhentroges noch im Laufe des Donnerstags
über Mitteleuropa hinweg ostwärts, auf der Trogrückseite respektive auf
der Vorderseite eines sich Westeuropa annähernden Rückens bleibt
zunächst aber eine nordwestliche Höhenströmung bestehen. Für den
Jahreswechsel deutet sich eine Fortdauer der nassen Witterungsphase bei
ansteigenden Temperaturen an.
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