"Weihnachten mit Schnee und Kälte" lautete die Überschrift zur
Weihnachtswettervorhersage vor einem Jahr an dieser Stelle, und
tatsächlich lag praktisch ganz Deutschland an Heiligabend unter einer
ungewöhnlich dicken Schneedecke. Selbst am Oberrhein, sonst weniger ein
Eldorado für Winterromantiker, konnte man am ersten Feiertag durch mehr
als 20 cm hohen weißen Pulver spazieren. Trotz der ersten nennenswerten
Schneefälle in tieferen Lagen zu Beginn der Woche lässt sich das Fest
in diesem Jahr nur in den größeren Höhen der Mittelgebirge und Alpen in
winterlicher Umgebung feiern.
So wurden am Donnerstagabend zum Beispiel auf dem Feldberg im
Schwarzwald 70, auf dem Kahlen Asten im Rothaargebirge 52 und auf der
Schmücke im Thüringer Wald 40 cm Schnee gemessen. Auf der Zugspitze lag
mit 220 cm sogar deutlich mehr Schnee als zum selben Zeitpunkt vor
einem Jahr. Besonders die Nordalpen profitierten von den reichlichen
Niederschlägen der letzten Tage, im Arlberggebiet fiel
Augenbeobachtungen zufolge mehr als ein Meter Neuschnee. Die Region um
Karlsruhe wartete am Dienstagmorgen mit einem nassen Zentimeter auf,
der noch mehr auf Dächern und Autos denn auf dem Boden zu finden und
bis zum Nachmittag wieder abgetaut war. Der den Kaltluftvorstoß hinter
Sturmtief "Joachim" in der vergangenen Woche markierende Höhentrog
überdeckt derweil noch den osteuropäischen Raum. Eine neue
Tiefdruckentwicklung sorgt dabei über dem östlichen Mittelmeer für
kräftige Niederschläge. Mitteleuropa befindet sich auf der
Trogrückseite und damit gleichzeitig am vorderen Rand eines
Hochdruckrückens, der sich von Südwest- über Nordwesteuropa nach
Skandinavien erstreckt. Dieser wurde zuletzt gleich mehrfach von
kräftiger Warmluftadvektion überlaufen, womit die wiederholten und
andauernden Niederschläge erklärt werden können. Am Donnerstag war und
ist es nun die Warmfront eines Tiefs bei Island, welche die letzten
Reste der maritimen Polarluft nach Osten abdrängt und durch deutlich
mildere Luft ersetzt. Am Freitag schwächt sich der Rücken ab und
verlagert sich gleichzeitig mit erhöhter Geschwindigkeit über
Mitteleuropa hinweg ostwärts. Die durch ihn initiierten Absinkvorgänge
werden jedoch teilweise durch auch im Warmsektor des Tiefs wirksame
Warmluftadvektion kompensiert, sodass meist starke Bewölkung mit etwas
Regen oder Sprühregen dominiert. Die nachfolgende Kaltfront,
lehrbuchhaft unmittelbar vor einem "knackigen" Kurzwellentrog
positioniert, erreicht den Nordwesten Deutschlands am späten Abend. Mit
ihr sind neue Regenfälle verbunden, postfrontal strömt ein Schwall
durch Nordatlantik und Nordsee erwärmter Kaltluft polaren Ursprungs
ein. Die massive Kaltluftadvektion dämpft rasch längere
Niederschlagsereignisse und somit auch die letzten Hoffnungen auf
Schnee an Heiligabend in tieferen Lagen. Lediglich an der Nordsee, wo
in Verbindung mit dem relativ warmen Wasser die vertikale Schichtung
stark labilisiert wird, gehen einzelne kräftige Schauer und vielleicht
sogar kurze Schneeregen- oder Graupelgewitter nieder. Der Trog schwenkt
bis Samstagabend ostwärts, der nachfolgende Geopotentialanstieg ist
einem neuen, von Westen nahenden Rücken zu verdanken. Bereits mit der
einfließenden Kaltluft steigt der Luftdruck am Boden rasch an, gestützt
wird das sich zum ersten Weihnachtsfeiertag über den Alpen
positionierende Hoch durch großräumiges Absinken auf der Vorderseite
des Rückens. Am Ende des Umbauprozesses steht eine antizyklonal
geprägte Westlage, die im Süden und in der Mitte der Bundesrepublik
ruhiges, in den Niederungen teilweise aber zu Nebel und Hochnebel
neigendes und im Norden etwas lebhafteres - vor allem im Sinne von
windigerem - Wetter nach sich zieht.
Am zweiten Feiertag und insgesamt in der ersten Hälfte der neuen Woche
verschiebt sich das Hoch nur zögernd nach Osten. Mit der westlichen
Strömung an seiner Nordflanke wird ursprünglich subtropische Warmluft
advehiert; über weiten Teilen des europäischen Kontinents liegen die
Temperaturen in der unteren freien Troposphäre dann bei mehr als +5
Grad. In erster Linie lässt sich die milde Luft - wie immer im Winter -
bei viel Sonne auf den Bergen empfinden.
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