Weniger heftig als von vielen Warndiensten und Medien befürchtet - oder
erwartet - fiel am vergangenen Freitag der Sturm "Joachim" aus, der
zwar in beeindruckender Manier mit einem Kerndruck von knapp 964 hPa
über das nördliche Deutschland hinwegzog, mit seinem Sturmfeld jedoch
kaum größere Schäden anrichtete. Abgesehen von Berus im Saarland traten
zunächst keine Windstärken größer 10 Beaufort auf; erst am Abend wurden
im Süden Bayerns doch noch die ein oder andere orkanartige Böe und
sogar einzelne Orkanböen registriert, beispielsweise in Altenstadt mit
122 km/h. In Rheinstetten erreichte der Sturm bereits am Morgen seinen
Höhepunkt mit einer Spitzenböe von 94 km/h zwischen 8 und 9 Uhr MEZ.
Auf der Rückseite von "Joachim", das am Montagabend mit seinem Zentrum
in abgeschwächter, dafür aber umfangreicherer Form über dem Bottnischen
Meerbusen liegt, gelangte über das Wochenende mit einer nordwestlichen
Strömung maritime Polarluft nach Mitteleuropa. Durch den Nordatlantik
und die Nordsee erwärmte Kaltluft - das bedeutet im Winter für tiefe
Lagen fast immer nasskaltes Wetter und Schnee nur für erhöhte Lagen. So
durften sich auch dieses Mal hauptsächlich die Mittelgebirge über
einige Zentimeter Neuschnee freuen, im nord- und westdeutschen
Flachland bildete sich nur selten eine dünne und nicht dauerhafte
Schneeschicht aus. Derweil ist die Großwetterlage wieder in Umstellung
begriffen, Schritt für Schritt setzt sich kurz vor Weihnachten nun
erneut deutlich mildere Luft durch. Eingeleitet wird die Umstellung
durch das Frontensystem eines Tiefdrucksystems mit Zentren bei Island
und - in der Nacht zum Dienstag am Okklusionspunkt entstehend - über
der Nordsee. Es greift mit seinen Wolken- und Niederschlagsgebieten auf
den Westen Deutschlands über, wobei zunächst bis in tiefe Lagen Schnee
fällt. Zwischen Warm- und Kaltfront fließt dann aber etwas mildere Luft
ein, sodass sich die Flocken unterhalb etwa 300 bis 500 Meter im Laufe
des Vormittags in Tropfen verwandeln. In den höheren Lagen vor allem
Süddeutschlands sind dagegen durchaus 10 bis 15 cm Neuschnee zu
erwarten, örtlich auch mehr. Hinter der rasch nachfolgenden Kaltfront
stößt in der Nacht zum Mittwoch kurzzeitig nochmals erwärmte Polarluft
bis zu den Alpen vor, ehe sich später am Tag die Warmfront eines
Richtung Island ziehenden Tiefs dem Westen des Landes annähert. Ähnlich
wie bei dem Frontensystem zuvor läuft auch an dieser Front ein kleines
Teiltief nach Süden ab, das aus einer Wellenentwicklung bei den
Britischen Inseln hervorgeht. Im Umfeld der Front und insbesondere des
Teiltiefs fallen im Westen und Südwesten länger andauernde, zumeist
aber nur leichte und bis ins hohe Bergland in Regen übergehende
Niederschläge. Große Neuschneemengen stehen indes für die Nordränder
der West- und Zentralalpen in Aussicht. Am Donnerstag gewinnt die milde
Luft weiter nach Osten an Raum.
Während der Freitag unter schwachem Zwischenhocheinfluss vor allem in
Süddeutschland weitgehend ruhig verlaufen dürfte, überquert die
Kaltfront eines weiteren kräftigen und zum Nordmeer ziehenden Tiefs die
Bundesrepublik voraussichtlich in der Nacht zu Heiligabend von Nordwest
nach Südost. Die mit ihr einhergehenden Niederschläge bescheren aber
allenfalls den höchsten Mittelgebirgs- und alpinen Lagen frisches Weiß,
im Tiefland kann Schnee zum Fest bereits zum jetzigen Zeitpunkt nahezu
ausgeschlossen werden.
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