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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Donnerstag, 15.12.2011, 21:00 MEZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Schwerer Sturm am Freitag - danach vorübergehend deutlich kälter +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Sämtliche meteorologische Blicke sind in diesen Stunden nach Westen zum östlichen Nordatlantik und Ärmelkanal gerichtet, wo eine bemerkenswerte Tiefdruckentwicklung im Gange ist. "Joachim" zieht im Laufe des Freitags als Sturmtief über Deutschland hinweg ostwärts und sorgt verbreitet für schwere Sturm-, örtlich auch für orkanartige Böen. In den höheren Lagen insbesondere der süddeutschen Mittelgebirge und der Alpen treten Orkanböen um 150 km/h auf.

Am späten Donnerstagabend liegt "Joachim" mit seinem Zentrum über dem Westeingang des Ärmelkanals. Sein Kerndruck betrug um 20 Uhr MEZ 989 hPa, der Entwicklungshöhepunkt ist damit aber noch längst nicht erreicht. Unter für eine weitere Intensivierung optimalen Bedingungen im nordöstlichen Bereich eines Starkwindmaximums in höheren Schichten der Troposphäre positioniert, fällt der Luftdruck am Boden im Innern des Tiefs weiter; im Nordwesten Frankreichs, nahe dem knapp nördlich passierenden Tiefzentrum, wurden Luftdruckfallraten bis 9 hPa innerhalb von drei Stunden beobachtet. Kleine Fragezeichen standen bis zuletzt hinter der genauen Zugbahn; mittlerweile erscheint ein Kurs über die Mitte Belgiens, Nordrhein-Westfalen, das südliche Niedersachsen und Sachsen-Anhalt nach Berlin/Brandenburg am wahrscheinlichsten. Der minimale Kerndruck wird dabei erst in der zweiten Tageshälfte über dem Osten Deutschlands erwartet und liegt je nach Vorhersagemodell etwa zwischen 975 und 965 hPa. Von diesem entscheidend ab hängen die Luftdruckgegensätze, die sich zwischen dem Tief im Norden und einer von den Azoren bis zum nördlichen Afrika reichenden Hochdruckzone ausbilden - und mithin die Stärke des Windes respektive der Böen. Besonders gefährdet ist demnach ein breiter Streifen über das mittlere Frankreich bis nach Süddeutschland, in dem in rund 1.500 Metern Höhe mittlere Windgeschwindigkeiten bis 185 km/h vorhergesagt werden. Dieses Starkwindfeld greift am frühen Freitagmorgen auf das Saarland, Rheinland-Pfalz und weite Teile Baden-Württembergs über und verlagert sich im Laufe des Tages unter Abschwächung über die gesamte Südhälfte der Bundesrepublik ostwärts. Die hohen Windgeschwindigkeiten sind allerdings im Bereich zwischen der Warm- und der Kaltfront des Tiefs - im Warmsektor - und damit in einer stabil geschichteten Umgebung anzutreffen. Daher bleiben verbreitete Orkanböen auf die höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpen beschränkt, dennoch müssen sich auch die Niederungen zumindest auf schwere Sturm- und einzelne orkanartige Böen bis etwa 110 km/h einstellen. Dies gilt auch noch für den Nachmittag, wenn zwar die Mittelwinde in den höheren Luftschichten schwächer werden, in der Umgebung der rasch von Nordwest nach Südost wandernden Kaltfront jedoch zunehmend eine vertikale Durchmischung stattfindet. Bleibt das Sturmereignis zunächst auf den Süden Deutschlands beschränkt, besteht auf der Rückseite des am Abend nach Polen abziehenden Tiefs dann auch im Osten und Nordosten die Gefahr von Sturmböen.

Neben Wind und Sturm sollten die sich abzeichnenden Niederschläge nicht außer Acht gelassen werden, die vor allem an den West- und Nordwesthängen der Mittelgebirge ergiebig aus- und zunächst bis in die Hochlagen als Regen fallen. Örtlich können bis zum späten Freitagabend um 50 mm zusammenkommen und Bäche und kleinere Flüsse an die Kapazitätsgrenze bringen. Mit Passage der Kaltfront sinkt die Schneefallgrenze zum Abend rasch in Höhen um 500 Meter ab, allerdings werden dann auch die Niederschläge allmählich weniger.

Die rückseitig von "Joachim" einfließende, hochreichend kalte Luft hat die Ausweitung eines langwelligen Höhentroges zur Folge, der am Wochenende große Teile des europäischen Kontinents überdeckt. Auf seiner Vorderseite befindet sich das Sturmtief am frühen Samstagnachmittag bereits über dem Baltikum, von wo aus es bis Sonntag nach Südschweden zieht. Mitteleuropa liegt somit im Bereich einer lebhaften nordwestlichen Strömung, in der eingelagerte kurzwellige Trogstrukturen für einen wechselhaften Wettercharakter mit wiederholten Regen-, Schnee- und Graupelschauern verantwortlich zeichnen. Im Laufe der kommenden Woche setzt sich von Westen her schrittweise wieder deutlich mildere Luft durch.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR FREITAG, 16.12.2011
Der dichte Wolkenschirm von Sturmtief "Joachim" greift in der Nacht zum Freitag von Frankreich her nach Baden-Württemberg aus. Etwa um Mitternacht beginnt es zunächst am Rhein zu regnen; rasch jedoch erfassen die mäßigen, teilweise auch starken Regenfälle das ganze Land. Bis zum frühen Morgen werden bereits verbreitet zweistellige Niederschlagsmengen gefallen sein. Die Schneefallgrenze steigt von anfänglich 1.000 Meter weit über die höchsten Lagen von Schwarzwald und Schwäbischer Alb hinaus. Der Wind frischt im Laufe der Nacht wohl mehr hör- als spürbar auf mit bald ersten schweren Sturmböen im Schwarzwald. Zum Morgen treten dann auch in den Niederungen verbreitet Sturm- und schwere Sturmböen, in den Schwarzwaldhochlagen immer öfter Orkanböen auf. Auf dem Feldberg erreichen diese Geschwindigkeiten um 150 km/h. Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen +6 und +1 Grad, wobei es im Laufe der Nacht überall deutlich milder wird.

Am Vormittag entfaltet der Sturm seine ganze Kraft und stellt sicher eine Herausforderung für so manches Dach und etliche Bäume dar. Verbreitet muss mit schweren Sturm- und einzelnen orkanartigen Böen gerechnet werden; im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb sowie an besonders exponierten Stellen bleibt es bei Orkanböen. Dazu regnet es anhaltend und speziell auf der Westseite des Schwarzwaldes intensiv, dabei können Bäche und kleinere Flüsse über die Ufer treten.

Am Nachmittag nehmen die Niederschläge teilweise schauerartigen Charakter an, mit Passage der Kaltfront sind örtlich kurze Gewitter möglich. Die Schneefallgrenze sinkt zum Abend auf rund 500 Meter, in hohen Lagen können 5 bis 10 cm Neuschnee fallen. Der Wind schwächt sich zwar insgesamt etwas ab, gerade in unmittelbarer Nähe der Kaltfront drohen aber nochmals schwere Sturmböen. Auch tagsüber folgen die Temperaturen nicht dem gewöhnlichen Gang - die höchsten Werte, +7 bis +12 Grad, werden schon am Vormittag gemessen. Am Nachmittag und Abend wird es überall deutlich kälter.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+6 °C +12 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
In der Nacht zum Samstag fällt in Baden-Württemberg oberhalb etwa 400 Meter etwas Schnee, darunter Schneeregen und Regen. Bis zum Morgen dürften sich weite Landstriche zum ersten Mal im bisherigen Spätherbst in zumindest zartem Weiß präsentieren. Tagsüber treten weitere Regen-, Schnee- und Graupelschauer auf, an den Westhängen des Schwarzwaldes schneit es längere Zeit. Die Höchsttemperaturen liegen nur noch zwischen +1 und +5 Grad, dazu weht ein weiterhin lebhafter Wind aus Nordwest. Außer in den Höhenlagen erreicht dieser aber kaum noch schadenträchtige Geschwindigkeiten.

Am Sonntag kommt es zu weiteren zeitweiligen Niederschlägen, die in Lagen oberhalb etwa 300 Meter als Schnee fallen. Am Rhein bleibt es bei Regen und Schneeregen. Die Temperaturen gehen noch etwas zurück.

Montag und Dienstag schneit es teilweise bis in tiefe Lagen, ehe sich für den weiteren Verlauf der Woche vorweihnachtliches Tauwetter andeutet.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Samstag
17.12.2011
Sonntag
18.12.2011
Montag
19.12.2011
Dienstag
20.12.2011
+2 °C | +5 °C
+1 °C | +3 °C
-1 °C | +3 °C
-1 °C | +3 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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