Die unbeständige, milde und stürmische Westwetterlage bleibt weiten
Teilen West- und Mitteleuropas auch in dieser 50. Kalenderwoche des
Jahres erhalten. Verschärfte Aufmerksamkeit muss dabei wieder dem Wind
zugebracht werden, der nach einem etwas ruhigeren Wochenende nun wieder
generell an Fahrt gewinnt. An praktisch jedem Tag weht dieser zumindest
in den höheren Lagen der Mittelgebirge in Böen mit Sturm-, in den
Gipfellagen auch mit Orkanstärke. Am Freitag droht dann auch den
Niederungen ein schweres Sturmereignis.
Bereits am Montag hat die Kaltfront eines kleinen Tiefdruckgebietes vor
Südwestnorwegen das kurze Zwischenhochintermezzo vom Sonntag beendet
und verbreitet für Regen gesorgt. Am meisten Niederschlag, 25 mm
innerhalb von zwölf Stunden bis zum frühen Abend, fiel auf dem Feldberg
im Schwarzwald - dort allerdings in Form von Schnee. Der
Neuschneezuwachs betrug immerhin 14 cm bei einer Gesamtschneehöhe von
nunmehr 17 cm. Am späten Abend kann die Front bereits östlich von
Deutschland diagnostiziert werden, ihr folgte ein Schwall erwärmter
Meereskaltluft nach. Diese geriet am Nachmittag nur kurzzeitig unter
den Einfluss eines von Südwesten vorstoßenden Zwischenhochkeils; noch
am Abend erfahren die Isobaren von Westen her wieder eine zyklonale
Krümmung. Dies bedeutet letztendlich nichts anderes, als dass sich
bereits das nächste kräftige Tief ankündigt. Es wurde auf den Namen
"Hergen" getauft und befindet sich mit seinem Zentrum um Mitternacht
noch rund 200 Kilometer westlich von Schottland. Auf seiner Vorderseite
hat kräftige Warmluftadvektion bis nach Mitteleuropa ausgegriffen; das
durch die damit verbundenen großräumigen Hebungsvorgänge initiierte
Regengebiet erreicht im Laufe der Nacht zum Dienstag den Westen
Deutschlands. Vor allem im Warmsektor, dem Bereich zwischen Warm- und
Kaltfront, treten oberhalb der Grundschicht hohe Windgeschwindigkeiten
bis etwa 140 km/h in 1.500 Metern Höhe auf. Auf den Bergen ist demnach
mit schweren Sturm- und Orkanböen zu rechnen, aber auch in den
Niederungen West- und Norddeutschlands kommt es verbreitet zu
Sturmböen. Mit Passage der Kaltfront am Nachmittag zieht das
Starkwindfeld nach Osten ab. Unterdessen bewegt sich "Hergen" zur
nördlichen Nordsee und nistet sich dort als Zentraltief ein. Auf seiner
Südseite steuert es Wellen und kleine Randtiefs über West- und
Mitteleuropa nordostwärts, die mit zum Teil markanten
Wettererscheinungen einhergehen. Eine solche Welle verlagert sich am
Mittwoch rasch über den Norden beziehungsweise die Mitte Deutschlands
hinweg, ihr folgt rund 24 Stunden später voraussichtlich ein prägnantes
Randtief nach. Beide Systeme servieren dem höheren Bergland erneut
schwere Sturm-, exponierten Gipfellagen wie dem Brocken oder dem
Feldberg im Schwarzwald Orkanböen. Aber auch in den Niederungen werden
die zeitweiligen Regenfälle von der ein oder anderen Sturmböe begleitet.
Eine potentiell gefährliche Situation deutet sich für die Nacht zum
Freitag und Freitagvormittag an. Schenkt man den Rechnungen der
Vorhersagemodelle Glauben, soll ein Sturm-/Orkantief vom Ostatlantik
seinen Weg nach Osten finden. Je nach genauer Zugbahn - am Montagabend
wird eine Variante über das südliche Großbritannien und Benelux nach
Norddeutschland favorisiert - und Stärke wären dann auch im Tiefland
West- und Mitteleuropas schwere Sturm-, orkanartige Böen oder Orkanböen
zu erwarten. Dass sich das Tief an sich - in welcher Ausprägung auch
immer - entwickelt, erscheint sehr wahrscheinlich. Auf seiner Rückseite
wird zum Wochenende von Nordwesten her polare Kaltluft herangeführt,
die wenige Tage vor Weihnachten ein paar kältere und im Bergland
winterliche Tage ermöglicht.
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