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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Donnerstag, 08.12.2011, 21:45 MEZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Der nächste schwere Sturm +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Ein stürmisches erstes Dezemberdrittel erleben derzeit weite Teile West- und Mitteleuropas. Dabei hat es fast den Anschein, als wolle die Atmosphäre ihre Versäumnisse in Sachen Aktivität vom November binnen weniger Tage nachholen. Bereits am Mittwoch traten in Deutschland bis ins Flachland verbreitet Sturm- und schwere Sturmböen, in höheren Lagen Orkanböen auf. Das Tableau der stärksten Windgeschwindigkeiten führte der 1.835 Meter hohe Wendelstein in den bayerischen Alpen mit 169 km/h an. Nur 24 Stunden später steht bereits das nächste Orkantief ante portas, sein Starkwindfeld hat bereits die Britischen Inseln überquert. In den schottischen Cairngorm Mountains auf 1.245 Meter Höhe wurde eine Spitzenböe von 252 km/h (!) registriert. Zwar ist die Station bekannt für große Windgeschwindigkeiten, solche Werte schafft aber auch dort längst nicht jeder Sturm. In den Großstädten Aberdeen und Edinburgh konnten orkanartige Böen gemessen werden.

Am späten Donnerstagabend liegt "Friedhelm", so der Name des Orkantiefs, mit seinem Zentrum mittig über der nördlichen Nordsee. Der Kerndruck beträgt etwa 955 hPa, damit hat er seinen Entwicklungshöhepunkt erreicht. Das klassisch spiralförmige Wolkenband des Tiefs windet sich vom Nordosten Schottlands um den Kern herum über den Süden Skandinaviens hinweg und mündet in einen großflächig bedeckten Bereich über dem nördlichen Mitteleuropa. Hier wirkt auf der Vorderseite des Tiefs massive Warmluftadvektion. Südlich des Zentrums lassen sich zwei Gebiete mit maximalen Windgeschwindigkeiten identifizieren; zum einen unmittelbar vor der Kaltfront, die noch am Donnerstagabend den Nordwesten Deutschlands erreicht und bis Freitagfrüh etwa bis zur Mittelgebirgsschwelle südwärts vorankommt. Andererseits im Trogbereich, der angefüllt mit hochreichend kalter Luft rasch über die südliche Nordsee in Richtung Norddeutschland und Dänemark vorstößt. Dabei treten in der unteren freien Atmosphäre, in rund 1.500 Metern Höhe, mittlere Windgeschwindigkeiten um 150 km/h auf. Im Falle einer vertikal labilen Schichtung, wie sie im Umfeld des Höhentroges gegeben ist, können Spitzenböen ähnlicher Größenordnung bis in tiefe Lagen durchgreifen. Entsprechend besteht für die unmittelbare Küstenregionen sowie generell für die höheren Lagen der Mittelgebirge Orkangefahr, doch auch in den Niederungen der Mitte und des Südens kommt es in der Nacht zum Freitag zu Sturm- und schweren Sturmböen. Im Laufe des Freitags arbeitet sich die Kaltfront Stück für Stück weiter Richtung Alpen vor, gerät aber wegen ihrer Ausrichtung parallel zur Höhenströmung immer mehr ins Schleifen. Ein konfluentes Strömungsmuster mit nordwestlichen Winden auf ihrer Nord- und südwestlichen Winden auf der Südseite verschärft den Temperaturgegensatz und verwandelt die Front in eine quasistationäre Luftmassengrenze. Somit sind im Süden Deutschlands bis in den Samstag hinein größere Niederschlagsmengen zu erwarten. Erfahrungsgemäß zeichnen sich solche Luftmassengrenzen im Winter auch durch eine recht tiefe Schneefallgrenze an der nördlichen Berandung des Niederschlagsgebietes aus; für Schneeflocken bis in tiefste Lagen ist die Luft in diesem Fall aber nicht kalt genug. Unterdessen mutiert "Friedhelm" zu einem steuernden Tief über Südskandinavien, das am Samstag - dann mit Zentrum über dem Bottnischen Meerbusen gelegen - ein Randtief an seiner Südwestflanke über Südnorwegen und -schweden sowie die südliche Ostsee hinwegführt. Dabei sind auch im Norden und Nordosten Deutschlands nochmals Sturm- und schwere Sturmböen möglich. Zum Sonntag beruhigt sich die Lage. "Friedhelm" zieht unter weiterer Abschwächung weit nach Norden ab, über Mitteleuropa stellen sich sowohl in der Höhe als auch in Bodennähe vorübergehend antizyklonale Bedingungen ein. Auf der Rückseite des Zwischenhochs dreht die Strömung allmählich zurück auf Südwest, womit sich die in Auflösung begriffene Luftmassengrenze wieder nach Norden verschiebt. Großräumige Hebungsantriebe, ausgelöst durch andauernde moderate Warmluftadvektion, überkompensieren schließlich das durch einen Hochdruckrücken initiierte Absinken; als Folge setzen im Südwesten in den Abendstunden leichte Regenfälle ein.

Anfang der nächsten Woche kommt auf der Vorderseite eines neuen kräftigen und umfangreichen Tiefs über Nordwesteuropa eine ausgeprägte Südwestströmung in Gang. Damit wird milde bis sehr milde Luft nach Mitteleuropa gelenkt, Niederschläge fallen bis in hohe Lagen als Regen. Ob dann auch in Teilen Deutschlands eine neuerliche Sturmlage ansteht, muss noch abgewartet werden.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR FREITAG, 09.12.2011
Weitgehend trocken, aber zunehmend stark windig verläuft die Nacht zum Freitag in Baden-Württemberg. Dabei sind verbreitet starke bis stürmische Böen aus Südwest zu erwarten, im Hochschwarzwald treten zum Morgen hin orkanartige Böen auf. Etwas Regen fällt allenfalls im äußersten Norden, südlich der Donau zeigt sich der Himmel vor allem anfangs noch gering bewölkt oder nur von Schleierwolken überzogen. Die Tiefsttemperaturen liegen an der Donau und im Allgäu um den Gefrierpunkt, sonst zwischen +10 Grad am Rhein und +3 Grad im Württembergischen. Im Laufe der Nacht wird es jedoch generell milder.

Am Vormittag beginnt es von Norden her vermehrt zu regnen, bis Mittag erreichen die meist leichten bis mäßigen Regenfälle etwa die Landesmitte. Am Nachmittag und Abend fällt überall anhaltend Regen, im Nordschwarzwald geht der Regen in Lagen oberhalb 600 bis 800 Meter in Schnee über. Bis Mitternacht sind dort 5 bis 10 cm Neuschnee möglich. Die Höchsttemperaturen werden bereits am Vormittag gemessen und sind auf dem Thermometer bei Werten zwischen +6 und +11 Grad abzulesen. Im Tagesverlauf wird es von Nord nach Süd fortschreitend deutlich kälter. Der Wind weht vor allem in der ersten Tageshälfte in Böen noch stark bis stürmisch aus Südwest und dreht später auf Nordwest. Bei Passage der Kaltfront sind kurzzeitig auch in den Niederungen Sturmböen möglich, in den Hochlagen des Schwarzwalds drohen bis etwa Mittag orkanartige Böen oder Orkanböen. Am Nachmittag und Abend lässt der Wind allgemein nach, nur im Südschwarzwald und auf der Schwäbischen Alb bleibt es stürmisch.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+8 °C +11 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
Am Samstag fällt im Süden Baden-Württembergs noch Regen, im Nordschwarzwald oberhalb etwa 300 bis 500 Meter etwas Schnee. Von Nordbaden bis ins Hohenlohische reißt die Wolkendecke dagegen auf und es bleibt trocken.

Der Sonntag gestaltet sich teils stark bewölkt, teils heiter. Am Nachmittag werden die Wolken allgemein dichter, zum Abend kommt von Frankreich her leichter Regen auf.

Zu Beginn der neuen Woche deutet sich erneut unbeständiges, stark windiges und zum Dienstag hin auch deutlich milderes Wetter an.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Samstag
10.12.2011
Sonntag
- 3. Advent -
11.12.2011
Montag
12.12.2011
Dienstag
13.12.2011
+3 °C | +5 °C
-2 °C | +4 °C
+2 °C | +5 °C
+2 °C | +9 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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