Nach den vergangenen trockenen und meteorologisch ereignisarmen Wochen
hat sich über das zweite Adventswochenende - nach langer Zeit wieder -
eine ausgeprägte Westwetterlage über weiten Teilen Europas eingestellt.
Aktive Frontpassagen, Sturm, Schauer und Kaltluftgewitter - nur selten
standen diese Dinge in den Wintern der jüngsten Vergangenheit im
Mittelpunkt der täglichen Wetterberichte. Und zwar offenbar so selten,
dass es ein eigentlich gewöhnlicher Wintersturm ohne nennenswerte
Schäden, wie in der Nacht zum Montag, auf einmal unvermutet in die
vorderen Schlagzeilen mancher Nachrichten schafft. Dabei traten
Orkanböen bis 155 km/h in Baden-Württemberg lediglich im Hochschwarzwald
auf dem Feldberg auf, sonst wurden nicht mal schwere Sturmböen
registriert. In Rheinstetten betrug die Spitzenböe 76 km/h - es war hier
die erste Sturmböe des Jahres überhaupt.
Das verantwortliche namenlose Randtief zog mit einem minimalen Kerndruck
von knapp unter 990 hPa etwa entlang der Mainlinie ostwärts über
Deutschland hinweg und liegt am Montagabend - kaum vertieft - bereits
über dem Nordwesten Russlands. Die rasche Verlagerung lässt auf eine
kräftige Strömung in höheren Schichten schließen, und tatsächlich können
innerhalb der gut organisierten nordatlantischen Frontalzone, die
ziemlich glatt von Neufundland über West- und Mitteleuropa bis weit in
den Norden Russlands hinein verläuft, in etwa fünf Kilometern Höhe
derzeit mittlere Windgeschwindigkeiten zwischen 110 und 150 km/h
gemessen werden. Über den zentralen Teilen Europas hat sich ein breiter
Höhentrog ausgebildet, in dem hochreichend kalte Luft recht weit nach
Süden vorgedrungen ist. In der labil geschichteten Kaltluftmasse konnten
sich bereits am Sonntag, vermehrt jedoch am Montag einzelne Gewitter
entwickeln. Im Bodendruckfeld steht einem umfangreichen, ganz Nordeuropa
überdeckenden Tiefdrucksystem ein ebenso geräumiges Azorenhoch
gegenüber. Das Tiefdrucksystem fungiert als steuerndes Gebilde, an
dessen südlichem Rand eingelagerte kleinskalige Strukturen ostwärts
geführt werden. So ergibt sich ein unbeständiger und nasskalter
Wettercharakter. Während im Norden Deutschlands am Montagabend noch
verbreitet Schauer unterwegs sind, nehmen die Niederschläge südlich des
Mains allmählich stratiforme Merkmale an. Dafür sorgt ein Gebiet mit
schwacher Warmluftadvektion, das mit der kräftigen Westströmung über
Baden-Württemberg und Bayern hinweg geführt wird. Oberhalb von etwa 500
Meter sind dabei bis Dienstagmorgen einige Zentimeter Neuschnee zu
erwarten. Die Niederschläge ziehen am Dienstag nach Südosten ab,
dahinter setzt sich - ähnlich wie am Montag - wechselhaftes Wetter mit
Regen- und Graupel-, in etwas erhöhten Lagen Schneeschauern, sowie
einzelnen Gewittern vor allem im Nordwesten und Norden durch. Das
nächste Feature auf synoptischer Größenskala schwenkt in der Nacht zum
Mittwoch über das Bundesgebiet ostwärts. Es handelt sich um einen
Bodentrog, der ausgehend von einem kleinen Tief über dem Skagerrak
südwärts weist. An ihn sind nicht nur großflächige Niederschläge mit
etwas ansteigender Schneefallgrenze, sondern auch ein kleinräumiges
Starkwindfeld geknüpft, das auf den Gipfeln der Mittelgebirge schwere
Sturm- und orkanartige Böen hervorbringen kann. Dem Bodentrog folgt noch
am Mittwoch selbst das Frontensystem eines neuen kleinen Tiefs nach, das
im weiteren Verlauf ungefähr die Position seines Vorgängers über dem
Süden Skandinaviens einnimmt. Dabei regnet und schneit es erneut länger
anhaltend, später auch schauerartig verstärkt; die Schneefallgrenze
liegt vorübergehend jedoch oberhalb der höchsten Lagen der
Mittelgebirge. Besondere Beachtung verdient einmal mehr der Wind, auch
im Flachland sind dann wieder verbreitet stürmische Böen und einzelne
Sturmböen zu erwarten.
Nach kurzem Zwischenhocheinfluss nimmt zum Ende der Woche das nächste
Sturmtief Kurs auf Südskandinavien. Den Britischen Inseln droht dabei
schon am Donnerstag, Dänemark und dem Norden Deutschlands zum Freitag
schwerer Sturm. Alles in allem bleibt es nasskalt; dauerhaft
winterliches Wetter vermag sich aber auch in den Mittelgebirgen noch
nicht einzustellen.
|