Mit dem November ging in Deutschland und im gesamten mittel- und
osteuropäischen Raum eine außergewöhnliche, ja extremer Witterungsphase
- eine geradezu sinnbildliche Durstrecke - zu Ende. Mit einer über die
gesamte Fläche der Bundesrepublik gemittelten Niederschlagsmenge von nur
3 mm schreibt der Monat als trockenster November seit Beginn der
Messungen im Jahre 1881 Geschichte; möglicherweise handelt es sich sogar
um den - im Flächenmittel - trockensten Monat überhaupt in Deutschland.
In Rheinstetten fiel an 21 aufeinanderfolgenden Tagen zwischen dem 4.
und dem 25. kein einziger Tropfen Regen, zwischen dem 20. Oktober und
dem 30. November an 40 Tagen in Folge weniger als 1 mm Niederschlag.
Betrachtet man zusätzlich die 1876 begonnene Karlsruher Klimareihe,
finden sich nur drei längere Zeiträume mit Niederschlagsmengen von
weniger als 1 mm. Der am gestrigen Mittwoch zu Ende gegangene Abschnitt
war - legt man eine Schwelle von 1 mm zugrunde - der trockenste
Abschnitt in Karlsruhe/Rheinstetten seit 1964. Der absolute Rekord
stammt aus dem Jahre 1893, als in der Fächerstadt zwischen dem 18. März
und dem 1. Mai an 45 Tagen in Folge kein Niederschlag registriert wurde.
Die Umstellung der großräumigen Wettersituation von hochdruckgeprägten
Lagen zu abwechslungsreicherem Geschehen hat sich teilweise schon am
vergangenen Wochenende vollzogen. In den ersten Dezembertagen greifen
ergiebigere Regenfälle nun auch bis in den Süden Deutschlands aus und
beenden die extreme Trockenheit. Im Fokus steht dennoch ein anderer
Parameter, der in weiten Landesteilen ebenfalls schon längere Zeit keine
größere Rolle mehr gespielt hat - der Wind. Bereits Samstag und Sonntag
verlaufen vor allem im Norden stürmisch, am Montag droht dann sogar eine
schwere Sturmlage.
Eine lebhafte Südwestströmung machte sich am Donnerstag schon in den
höheren Lagen und an den Küsten bemerkbar. Diese hatte sich zwischen
einem länglichen, von Spitzbergen bis nach Südwestnorwegen reichenden
Tiefdrucksystem und einem Hoch über Südosteuropa etabliert. Dem
Tiefdrucksystem ist ein Randtief angegliedert, das an der lang gezogenen
Kaltfront des Systems bis Freitagfrüh vom Ärmelkanal über Benelux zur
deutsch-dänischen Grenze wandert. Zwar auf der Vorderseite eines
veritablen Kurzwellentroges, jedoch im Umfeld einer recht glatten
Höhenströmung gelegen, vertieft es sich kaum. In seiner Umgebung fällt
dennoch mäßiger Regen, an seiner Südflanke bildet sich ein Starkwindfeld
aus; in und nördlich der Mittelgebirge treten in der Nacht stürmische
Böen und einzelne Sturmböen auf. Während der Südteil des Troges über
Südwesteuropa einem Abschnürungsprozess unterworfen wird, schwenkt der
nördliche Part im Tagesverlauf über Mitteleuropa ostwärts. Dabei gelangt
vorübergehend hochreichend kalte Meeresluft in den Norden, die labile
Schichtung begünstigt die Entwicklung einiger Schauer. Die sich in Form
und Wetterwirksamkeit abschwächende Kaltfront erreicht erst in den
Abendstunden die Alpen. In der Nacht zum Samstag setzt sich nur
kurzzeitig schwacher Zwischenhocheinfluss durch, ehe bereits in den
Frühstunden der nächste Tiefausläufer von Nordwesten her nach
Deutschland vordringt. Die Warmfront gehört zu einem sich im Seegebiet
zwischen den Färöern und Südnorwegen platzierenden Sturmtief und zieht
mit meist leichten Regenfällen südostwärts. Die Kaltfront folgt rasch
nach, wird am Nachmittag über dem Mittelgebirgsraum aber möglicherweise
von einer Wellenentwicklung zurückgehalten. Erst im Laufe des Sonntags
stößt sie bis nach Baden-Württemberg und Bayern vor. Derweil richtet
sich die gut definierte nordatlantische Frontalzone direkt auf West- und
Mitteleuropa aus. Im Bereich sich zunehmend verschärfender
Temperaturgegensätze zieht in der Nacht zum Montag unter Umständen ein
kräftiges Randtief über Nordfrankreich, Belgien und die Mitte
Deutschlands ostwärts. Für die Gebiete südlich der Spur würde dies
schweren Sturm, auf den Bergen Orkan bedeuten. Allerdings sei betont,
dass solch kleinräumige Entwicklungen selbst kurzfristig nur schwer von
den Wettermodellen zu erfassen sind und der tatsächliche Ablauf demnach
noch mit entsprechend großen Unsicherheiten versehen ist.
In der neuen Woche setzt sich das unbeständige und zeitweise stark
windige Westwetter mit latenter Sturmgefahr fort. Ein kurz andauernder
Einschub polarer Luftmassen könnte zu Nikolaus zum ersten Mal bis in
tiefere Lagen einige Flocken rieseln lassen. Schon zur Wochenmitte
allerdings wird die kalte wieder durch deutlich mildere Luft ersetzt -
somit kann sich selbst in den höheren Lagen der Alpen auch weiterhin
keine dauerhafte Schneedecke ausbilden.
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