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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Donnerstag, 01.12.2011, 22:15 MEZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Ende einer außergewöhnlichen Durststrecke +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Mit dem November ging in Deutschland und im gesamten mittel- und osteuropäischen Raum eine außergewöhnliche, ja extremer Witterungsphase - eine geradezu sinnbildliche Durstrecke - zu Ende. Mit einer über die gesamte Fläche der Bundesrepublik gemittelten Niederschlagsmenge von nur 3 mm schreibt der Monat als trockenster November seit Beginn der Messungen im Jahre 1881 Geschichte; möglicherweise handelt es sich sogar um den - im Flächenmittel - trockensten Monat überhaupt in Deutschland. In Rheinstetten fiel an 21 aufeinanderfolgenden Tagen zwischen dem 4. und dem 25. kein einziger Tropfen Regen, zwischen dem 20. Oktober und dem 30. November an 40 Tagen in Folge weniger als 1 mm Niederschlag. Betrachtet man zusätzlich die 1876 begonnene Karlsruher Klimareihe, finden sich nur drei längere Zeiträume mit Niederschlagsmengen von weniger als 1 mm. Der am gestrigen Mittwoch zu Ende gegangene Abschnitt war - legt man eine Schwelle von 1 mm zugrunde - der trockenste Abschnitt in Karlsruhe/Rheinstetten seit 1964. Der absolute Rekord stammt aus dem Jahre 1893, als in der Fächerstadt zwischen dem 18. März und dem 1. Mai an 45 Tagen in Folge kein Niederschlag registriert wurde.

Die Umstellung der großräumigen Wettersituation von hochdruckgeprägten Lagen zu abwechslungsreicherem Geschehen hat sich teilweise schon am vergangenen Wochenende vollzogen. In den ersten Dezembertagen greifen ergiebigere Regenfälle nun auch bis in den Süden Deutschlands aus und beenden die extreme Trockenheit. Im Fokus steht dennoch ein anderer Parameter, der in weiten Landesteilen ebenfalls schon längere Zeit keine größere Rolle mehr gespielt hat - der Wind. Bereits Samstag und Sonntag verlaufen vor allem im Norden stürmisch, am Montag droht dann sogar eine schwere Sturmlage.

Eine lebhafte Südwestströmung machte sich am Donnerstag schon in den höheren Lagen und an den Küsten bemerkbar. Diese hatte sich zwischen einem länglichen, von Spitzbergen bis nach Südwestnorwegen reichenden Tiefdrucksystem und einem Hoch über Südosteuropa etabliert. Dem Tiefdrucksystem ist ein Randtief angegliedert, das an der lang gezogenen Kaltfront des Systems bis Freitagfrüh vom Ärmelkanal über Benelux zur deutsch-dänischen Grenze wandert. Zwar auf der Vorderseite eines veritablen Kurzwellentroges, jedoch im Umfeld einer recht glatten Höhenströmung gelegen, vertieft es sich kaum. In seiner Umgebung fällt dennoch mäßiger Regen, an seiner Südflanke bildet sich ein Starkwindfeld aus; in und nördlich der Mittelgebirge treten in der Nacht stürmische Böen und einzelne Sturmböen auf. Während der Südteil des Troges über Südwesteuropa einem Abschnürungsprozess unterworfen wird, schwenkt der nördliche Part im Tagesverlauf über Mitteleuropa ostwärts. Dabei gelangt vorübergehend hochreichend kalte Meeresluft in den Norden, die labile Schichtung begünstigt die Entwicklung einiger Schauer. Die sich in Form und Wetterwirksamkeit abschwächende Kaltfront erreicht erst in den Abendstunden die Alpen. In der Nacht zum Samstag setzt sich nur kurzzeitig schwacher Zwischenhocheinfluss durch, ehe bereits in den Frühstunden der nächste Tiefausläufer von Nordwesten her nach Deutschland vordringt. Die Warmfront gehört zu einem sich im Seegebiet zwischen den Färöern und Südnorwegen platzierenden Sturmtief und zieht mit meist leichten Regenfällen südostwärts. Die Kaltfront folgt rasch nach, wird am Nachmittag über dem Mittelgebirgsraum aber möglicherweise von einer Wellenentwicklung zurückgehalten. Erst im Laufe des Sonntags stößt sie bis nach Baden-Württemberg und Bayern vor. Derweil richtet sich die gut definierte nordatlantische Frontalzone direkt auf West- und Mitteleuropa aus. Im Bereich sich zunehmend verschärfender Temperaturgegensätze zieht in der Nacht zum Montag unter Umständen ein kräftiges Randtief über Nordfrankreich, Belgien und die Mitte Deutschlands ostwärts. Für die Gebiete südlich der Spur würde dies schweren Sturm, auf den Bergen Orkan bedeuten. Allerdings sei betont, dass solch kleinräumige Entwicklungen selbst kurzfristig nur schwer von den Wettermodellen zu erfassen sind und der tatsächliche Ablauf demnach noch mit entsprechend großen Unsicherheiten versehen ist.

In der neuen Woche setzt sich das unbeständige und zeitweise stark windige Westwetter mit latenter Sturmgefahr fort. Ein kurz andauernder Einschub polarer Luftmassen könnte zu Nikolaus zum ersten Mal bis in tiefere Lagen einige Flocken rieseln lassen. Schon zur Wochenmitte allerdings wird die kalte wieder durch deutlich mildere Luft ersetzt - somit kann sich selbst in den höheren Lagen der Alpen auch weiterhin keine dauerhafte Schneedecke ausbilden.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR FREITAG, 02.12.2011
Viele Wolken ziehen in der Nacht zum Freitag über die Nordhälfte Baden-Württembergs hinweg, zwischen Kurpfalz und Odenwald fällt örtlich etwas Regen. Teilweise klar bleibt es im Süden, vor allem an der Donau und am Bodensee entsteht oder verdichtet sich bereits vorhandener Nebel. Am südlichen Oberrhein liegen die Tiefsttemperaturen deutlich über +10, sonst zwischen +8 und +3 Grad. Lokalen Frost kann es im Allgäu geben.

Tagsüber breitet sich starke Bewölkung über das gesamte Land aus, Regen fällt zunächst aber kaum. Erst am Spätnachmittag und Abend kommen von Nordwesten her vermehrt Niederschläge auf, die in den Gipfellagen des Schwarzwaldes in Schnee übergehen. Schon am Vormittag erreichen die Temperaturen in Südbaden Höchstwerte bis +15 Grad, in den übrigen Gebieten +8 bis +12 Grad. Am Nachmittag wird es allgemein etwas kälter. Der Wind weht mäßig bis frisch mit starken Böen aus Südwest, in den Schwarzwaldhochlagen besteht in der ersten Tageshälfte die Gefahr schwerer Sturmböen.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+5 °C +11 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
Der Samstag startet in Baden-Württemberg teils neblig, teils aufgelockert bewölkt und trocken. Mit einem stürmisch auffrischenden Südwestwind - in den höheren Lagen des Schwarzwaldes gibt es erneut schwere Sturmböen - kommt am Nachmittag länger anhaltender Regen auf, der am Abend auch das Allgäu erreicht.

Der Zweite Advent lädt zum Verweilen in heimischen Stuben ein, gestaltet sich das Geschehen draußen doch regnerisch und windig. Mit Höchsttemperaturen um +10 Grad bleibt es allerdings ziemlich mild.

In der Nacht zum Montag und am Montagvormittag droht ganz Baden-Württemberg schwerer Sturm, in höheren Lagen Orkan. Die genaue Entwicklung muss noch abgewartet werden, jedoch mehren sich die Anzeichen für eine potenziell gefährliche Wettersituation. Tagsüber lässt der Wind rasch nach, vielerorts fällt aber noch längere Zeit Regen.

Am Dienstag wird es vorübergehend deutlich kälter; Regen oder Schnee fällt dann aber kaum noch.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Samstag
03.12.2011
Sonntag
- 2. Advent -
04.12.2011
Montag
05.12.2011
Dienstag
06.12.2011
+2 °C | +9 °C
+8 °C | +10 °C
+7 °C | +10 °C
+2 °C | +5 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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