Ein erster ausgewachsener Herbststurm suchte - wenige Tage vor dem
meteorologischen Winterbeginn - am Sonntag den Norden Deutschlands heim.
Sturm- und schwere Sturmböen, wie sie zumindest im Küstenumfeld
verbreitet registriert wurden, stellen dort zu dieser Jahreszeit zwar
keine allzu große Besonderheit, in Anbetracht der ereignislosen
Witterung zuvor jedoch ein Highlight des Wettermonats November dar.
Orkanböen freilich vermochten auf deutscher Seite nur List auf Sylt und
der Brocken (je 126 km/h) sowie Kap Arkona und der Fichtelberg (je 119
km/h) zu melden. Einen Sturm der gehobeneren Preisklasse erlebten am
vergangenen Freitag dagegen unter anderem die Färöer; in Tórshavn, der
malerischen Hauptstadt der kleinen Inselgruppe, konnte eine Spitzenböe
von 165 km/h gemessen werden.
Das für den Sturm in Norddeutschland verantwortliche Tiefdruckgebiet,
"Yoda", liegt am Montagabend mit Kern bereits über dem Nordwesten
Russlands und hat seine Macht über das mitteleuropäische Wetter
verloren. Hinter der zugehörigen Kaltfront, die in der Nacht zum Montag
die Alpen erreicht hat, floss von Nordwesten her ein Schwung kälterer
Meeresluft ein. Sie geriet rasch unter den Einfluss eines von Frankreich
ostwärts vordringenden Hochs, dessen Schwerpunkt am Abend über
Südosteuropa ausgemacht werden kann. Es wird gestützt durch
Absinkprozesse auf der Vorderseite eines veritablen Hochdruckrückens,
der weite Teile Nordeuropas überdeckt. Unterlaufen wird dieser durch ein
Höhentief, das vom Norden Algeriens und Tunesiens Richtung Große Syrte
wandert, auf die Abläufe in Mitteleuropa aber keine unmittelbaren
Auswirkungen hat. Hier bleibt das Geschehen zunächst antizyklonal
geprägt, wenngleich ein auflebender Südwestwind im Nordwesten und Norden
bereits das nächste Tief respektive dessen Fronten ankündigt. Genau
genommen handelt es sich um ein System mit mehreren Tiefzentren zwischen
Island und Jan Mayen, wobei sich im Norden vorderseitige
Warmluftadvektion durch vornehmlich hohe Wolkenfelder bemerkbar macht.
Die nachfolgende Kaltfront, direkt vor einem markanten Kurzwellentrog
positioniert, greift im Laufe des Abends auf den Westen Deutschlands
über. Da die Bodenfront von massiver Kaltluftadvektion überlaufen wird,
fallen die mit ihr in Verbindung stehenden Niederschläge in nur
spärlicher Form. Allerdings legt mit Frontpassage der Wind nochmals
deutlich zu, sodass einzelne Sturmböen im Nordwesten wahrscheinlich
erscheinen. Am Mittwoch erreicht die Front bereits am Morgen den
Nordosten Deutschlands, kaum aber die Gebiete südlich der Donau. Ganz
ähnlich wie 24 Stunden zuvor dreht die Strömung nach kurzem
Zwischenhocheinfluss vor einer neuen nordatlantischen Zyklone, die im
weiteren Sinne noch als Randtief des erwähnten Systems durchgeht, sowie
eines dazu korrespondierenden Höhentroges in sämtlichen Höhenschichten
auf Südwest zurück. Damit wird zum Dezemberanfang sehr milde Luft vor
allem in die südlichen Landesteile geführt, die sich dank der recht
kräftigen Strömung auch fast überall bis in die Niederungen durchsetzen
dürfte. Der Kaltfrontdurchgang ist nach gegenwärtigem Stand für Freitag
angedacht.
Die teilweise antizyklonale Südwestlage geht zum Wochenende in eine
zyklonale Westlage über. Dabei ziehen kräftige Tiefdruckgebiete über dem
Nordmeer ihre Kreise, später verlagert sich die Tiefdruckaktivität
Richtung Skandinavien. Neben vermehrten und allmählich auch kräftigeren
Regenfällen spielt dabei weiterhin der Wind eine Rolle; vor allem in der
Mitte und im Norden Deutschlands wird wiederholt mit Sturm zu rechnen
sein.
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