Das die vergangenen Wochen dominierende ruhige Herbstwetter neigt sich
zumindest in den nördlichen Teilen Mitteleuropas seinem Ende zu. Bereits
am Donnerstag zeigten sich dort hohe Wolkenfelder, die auf einen
allmählichen Umschwung hindeuten. Regen brachten sie noch nicht; dieser
fiel - in rauen Mengen - im Süden Italiens. In Catanzaro, der Hauptstadt
von Kalabrien, wurden in der Nacht zum Mittwoch binnen zwölf Stunden 131
mm gemessen, örtlich sollen sogar mehrere hundert Millimeter gefallen
sein. Ähnlich wie Anfang November im Norden blieben auch hier schwere
Schäden nicht aus, zudem kamen mindestens fünf Menschen ums Leben.
Verantwortlich für die Starkregenfälle zeichnete ein hochreichendes, wie
häufig in solchen Fällen nicht sonderlich kräftig ausgeprägtes Tief, das
jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg - mehr als zwei Tage lang -
quasistationär über dem westlichen Mittelmeerraum verweilte. Kalte Luft
in größeren Höhen schuf über dem noch rund +20 Grad warmen Meerwasser
eine labile Schichtung, in der in einigen Regionen immer wieder Gewitter
entstehen konnten. Am Donnerstagabend ist von diesem Tief nichts mehr
übrig, dafür tritt eine ungleich intensivere Zyklone über dem
Nordatlantik auf den Plan. Diese wartet wenig südöstlich von Island mit
einem Kerndruck von unter 940 hPa auf und hat sich innerhalb von etwa
zwölf Stunden zu einem ausgewachsenen Orkantief entwickelt. Seine
Zugbahn führt es am Freitag knapp nördlich der Färöer vorbei in Richtung
Lofoten. Dort sowie an der gesamten norwegischen Westküste muss
verbreitet mit Sturm- und Orkanböen gerechnet werden. Die zugehörige
Kaltfront dringt, auf der Vorderseite des korrespondierenden Höhentroges
gelegen, von Nordwesten her nach Deutschland vor und erreicht in der
Nacht zum Samstag die Alpen. Mangels dynamischer Hebungsprozesse
schwächt sich ihre ohnehin geringe Wetterwirksamkeit mit jedem Kilometer
nach Süden weiter ab, sodass sie ihren Nachweis in Baden-Württemberg und
Bayern meist nur noch in Form einiger Wolkenfelder erbringt. Regen in
äußerst dosierter Form fällt nur im Norden und in Teilen der Mitte.
Immerhin fließt postfrontal kältere Meeresluft ein, sodass die in
einigen Regionen recht markante Inversion weitgehend abgebaut wird. Noch
im Laufe des Samstags jedoch setzt vor einem neuen, innerhalb der
Frontalzone über die Shetlands und die nördliche Nordsee nach
Südskandinavien ziehenden Tief über West- und Mitteleuropa
Warmluftadvektion ein, welche Geopotentialgewinn zur Folge hat und einen
breiten, ostwärts wandernden Hochdruckrücken stützt. Großräumiges
Absinken auf dessen Vorderseite hält eine länglich angelegte und schon
am Donnerstag vorhandene Hochdruckzone in Bodennähe aufrecht, die sich
etwa von den Azoren über Frankreich, Süddeutschland und die Alpen bis
zum nördlichen Balkan sowie zum Schwarzen Meer erstreckt. In diesen
Regionen gestaltet sich der tägliche Ablauf weiter ruhig, während sich
nordwestlich der Britischen Inseln schon das nächste Orkantief formiert.
Es schlägt einen ähnlichen Kurs wie die Zyklone rund 24 Stunden zuvor
ein und verlagert sich am Sonntag von der nördlichen Nordsee über
Südnorwegen und Mittelschweden zur nördlichen Ostsee. In den Gebieten
südlich des Tiefzentrums sind Sturm- und schwere Sturm-, vor allem in
Nord- und Ostseenähe Orkanböen zu erwarten.
Auf der Rückseite des Orkantiefs dringt erneut ein Schwall
Meereskaltluft nach Deutschland vor, doch auch dieser Vorstoß wird nur
von kurzer Dauer sein. So stellt sich zu Beginn der neuen Woche eine
Südwestströmung ein, mit der dann wieder überaus milde Luft herangeführt
wird. Ein richtig winterlicher Witterungsabschnitt mit Frost und Schnee
lässt somit weiter auf sich warten.
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