Es muss sich schon arg wenig in der Atmosphäre tun, wenn dem Verfasser
allmählich die Ideen für einigermaßen aussagekräftige Schlagzeilen
ausgehen. Doch angesichts der inzwischen seit über drei Wochen
großräumig kaum veränderten Wettersituation, die sich aus
meteorologischer Sicht in etwa so spannend darstellt wie die
Wiederholung des Wort zum Sonntag am Montagmorgen, können durchaus
schon mal Gedanken in Richtung einer vielleicht lukrativeren Verwendung
des Titels aufkommen ...
Im Detail betrachtet offenbaren sich obgleich - wie bei jeder
ausgeprägten Inversionswetterlage - einige interessante Aspekte. So
trat am vergangenen Freitag zum ersten Mal in diesem Spätjahr in
Deutschland Dauerfrost auf, beispielsweise in Zinnwald in Sachsen mit
einem Höchstwert von -2,5 Grad. Am Sonntag meldete Celle
(Niedersachsen) ein Maximum von -0,2 Grad und damit den ersten
Dauerfrosttag der Saison, während auf der Zugspitze, in knapp 3.000
Meter Höhe, +5,3 Grad und damit ein neuer Temperaturrekord für die
zweite Novemberdekade registriert werden konnten. Die Abkühlung in den
Niederungen und das gleichzeitig verbreitete Aufreißen der
Hochnebeldecke war dem Einfließen kälterer und trockenerer Luft von
Osten her zu verdanken, die am Rande des nordosteuropäischen
Hochdruckgebietes "Xenia" den Weg nach Mitteleuropa fand. In der
Zwischenzeit hat sich "Xenia" mit ihrem Schwerpunkt zur südlichen
Ukraine verlagert, in "Yana" über dem Süden Skandinaviens aber bereits
eine Nachfolgerin gefunden. Am Montagabend bilden beide zusammen eine
ausgedehnte, von Südnorwegen bis zum Schwarzen Meer reichende
Hochdruckzone, ehe "Yana" am Dienstag zum dominierenden Gebilde reift.
Gestützt wird der antizyklonale Einfluss von einer omegaförmigen
Höhenströmung, deren zentraler Bestandteil ein mächtiger, vom Norden
Algeriens über West- und Mitteleuropa bis zum Eismeer weisender
Hochdruckrücken ist. Aus ihm geht ein abgeschlossenes Höhenhoch hervor,
das sich mit seinem Kern am Mittwoch und Donnerstag unmittelbar über
Deutschland legt. Mit ihrer Bewegung nach Südosten konnte an der
Westflanke von "Xenia" am Wochenende in höheren Schichten bereits
wieder deutlich mildere Luft nach Mitteleuropa vordringen, die am
Südostrand des neuen Höhenhochs in den kommenden Tagen wiederum durch
kältere Luft ersetzt wird. Dies gilt für die Höhenniveaus oberhalb
einer einige hundert Meter mächtigen Grundschicht, in der kaum
Austauschvorgänge stattfinden. Das zögerliche Vorrücken der kälteren
Luft von Nordosten her bildete sich am Montag in einigen hohen
Wolkenfeldern ab, die über die östlichen Teile Deutschlands
hinwegzogen. Sie können einem kurzwelligen, über den osteuropäischen
Raum südwärts schwenkenden Höhentrog zugeordnet werden. Mit etwas
Fantasie lässt sich auf dessen Vorderseite auch eine Höhenkaltfront
analysieren.
Zum Wochenende hin wandert das Höhenhoch unter Abschwächung allmählich
nach Südosteuropa, in Bodennähe verliert "Yana" ihre klaren Umrisse.
Dennoch gelingt es atlantischen Tiefausläufern voraussichtlich auch zum
Ende des zweiten Novemberdrittels nicht, bis nach Mitteleuropa
vorzustoßen.
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