Ruhiges, teils nebliges und hochnebliges, in den letzten Tagen weniger
teils sonniges Wetter dominiert weiterhin in Mitteleuropa. Die
außergewöhnliche Persistenz der Großwetterlage über dem
atlantisch-europäischen Raum, die in ihren Grundzügen nun schon seit
fast drei Wochen besteht, zieht derweil auch deutlich messbare
Konsequenzen nach sich. So fiel im abgelaufenen ersten Novemberdrittel
in Deutschland, den äußersten Westen ausgenommen, quasi kein
Niederschlag; in weiten Teilen Sachsens wurde dagegen das Monatssoll an
Sonnenscheinstunden bereits überschritten. Zudem lässt eine aktuelle
Meldung vom schwedischen Wetterdienst aufhorchen, nach der am Mittwoch
an keiner der offiziellen Messstationen in dem skandinavischen Land
eine Schneedecke beobachtet wurde. Dies hatte es so spät im Jahr seit
Beginn der Messungen im Jahre 1904 noch nicht gegeben. Auch Finnland
und Norwegen zeigen sich nahezu vollständig schneefrei.
Was man normalerweise um diese Jahreszeit von in der Westwindzone
wandernden Tiefdruckgebieten gewohnt ist, machen derzeit die Hochs über
Nordost- und Osteuropa vor; sie geben sich gewissermaßen die Klinke in
die Hand. Begonnen hat alles Ende Oktober mit "Ulla", ihr folgten
"Viola", "Walli" und im Laufe dieser Woche "Xenia". "Xenia" liegt am
Donnerstagabend mit ihrem Schwerpunkt über dem Baltikum und weist einen
Kerndruck von etwas mehr als 1035 hPa auf. Klassischerweise etwas
westwärts dazu verschoben findet sich das Pendant in höheren Schichten
der Troposphäre, das von zwei Langwellentrögen zur Linken und zur
Rechten - über dem mittleren Nordatlantik und dem Westen Russlands -
flankiert wird. Die gesamte Komposition ergibt auf den Wetterkarten das
Bild eines Omegas, eine per se sehr stabile Lage. An der Südflanke des
abgeschlossenen Höhenhochs finden sich noch Reste des ehemaligen
westmediterranen Höhentiefs in Form einer seichten Geopotentialrinne.
Während zuletzt in der Höhe sehr milde Luft über Mitteleuropa zugegen
war - beispielsweise wurde am Donnerstag in Freudenstadt eine
Höchsttemperatur von +12,6 Grad gemessen - sickert mit einer östlichen
Strömung am Südrand der hochreichenden Antizyklone allmählich kältere,
aber auch deutlich trockenere Luft ein. Dieser Vorgang spiegelte sich
bereits am Donnerstag im Nordosten Deutschlands in einem Zurückweichen
der ansonsten landesweit kompakten Hochnebeldecke und einem überaus
sonnigen Nachmittag wider. Am Freitag und am Wochenende dringt die
moderat kalte und trockene Luft noch weiter nach Westen vor, erreicht
den äußersten Südwesten - sprich den Süden Baden-Württembergs - aber
kaum. Hier wird sich die vorhandene Hochnebeldecke nur in auserwählten
Gebieten auflösen. Während Hoch "Xenia" seine Position bis Sonntag
unwesentlich ändert, schwächt sich das Höhenhoch allmählich ab und
weicht etwas nach Westen zurück. Mit Annäherung des nordatlantischen
Langwellentroges und auf dessen Vorderseite wirksamer Warmluftadvektion
wird die südeuropäische Geopotentialrinne zugeschüttet, in der Folge
entsteht in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Höhenhoch ein von
Algerien über das westliche Mittelmeer und Mitteleuropa nach
Nordskandinavien gerichteter Hochdruckrücken. Entscheidender als die
Veränderungen in der Höhe sind jedoch in diesem Fall die Entwicklungen
in Bodennähe. So ziehen im Bereich des Troges im Westen zwei
Tiefdruckgebiete vom Seegebiet vor der Iberischen Halbinsel nach Norden
und lassen die Strömung über Mitteleuropa allmählich wieder auf Süd
rückdrehen. Damit wird nach dem kurzen Kaltlufteinschub oberhalb einer
kalten Grundschicht wieder deutlich mildere Luft herangeführt, was die
Ausbildung einer neuen Inversion und in der Folge Nebel und Hochnebel
fördert.
Noch am Sonntag und zu Beginn der neuen Woche wird der mächtige Rücken
von einem Trog umlaufen, der über Osteuropa im weiteren Verlauf einen
massiven Vorstoß polarer Kaltluft initiiert. "Xenia" wird ersetzt durch
ein weiteres Hoch, das seinen Schwerpunkt voraussichtlich zunächst über
Südnorwegen etabliert. Für Mitteleuropa bedeutet dies eine abermalige
Verlängerung des ruhigen, in Anbetracht gänzlich fehlender markanter
Erscheinungen in gewisser Weise schon fast starren Wettercharakters.
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