Die beachtlich beständige antizyklonale Witterung fand in Mitteleuropa
auch über das vergangene Wochenende hinaus ihre Fortsetzung. Gebiete
mit viel Sonnenschein und Nebel beziehungsweise Hochnebel lagen in
Deutschland dabei teilweise eng beieinander. Dort aber, wo die Sonne
zum Zuge kam, wurde es so warm, dass an einigen Stationen neue
Rekordtemperaturen für den Monat November verzeichnet werden konnten.
Vor allem traf dies auf den Nordwesten und Westen zu, aber auch am
Alpenrand kletterten die Temperaturen dank Föhn vielfach über die
+20-Grad-Marke. Auf dem 986 Meter hohen Hohenpeißenberg wurden am
Samstag +22,3 Grad gemessen und damit ein neuer Novemberrekord in der
seit 1879 bestehenden Messreihe aufgestellt.
Der intensive Föhn, auf den Alpengipfeln traten Orkanböen auf, wurde
begünstigt durch kräftige Niederschläge auf der Alpensüdseite. Im Süden
Frankreichs, im Nordwesten Italiens sowie im Tessin fiel und fällt seit
Donnerstag ergiebiger Dauerregen, der bereits zu schweren Überflutungen
geführt hat. Örtlich kamen in diesen vier Tagen Regenmengen von 280 mm
zustande! Ursächlich hierfür ist ein quasistationäres Tiefdruckgebiet
mit Zentrum bei den Balearen. Überlagert von einem ausgeprägten
Höhentief führt es auf seiner Vorderseite immer wieder warme und sehr
feuchte Mittelmeerluft über Sardinien und Korsika hinweg Richtung
Ligurische Küste und Côte d'Azur. Sein Konterpart stellt ein vom
östlichen Mittelmeer über Osteuropa nordwärts weisender Hochdruckrücken
samt einem umfangreichen Bodenhoch mit Schwerpunkt über der südlichen
Ukraine dar. Sowohl Rücken als auch Bodenhoch schwächen sich nun rasch
ab, werden aber umgehend von einem neuen hochreichenden Hoch über
Südskandinavien ersetzt. Unterdessen hat sich das mediterrane Höhentief
in zwei Anteile aufgespalten, wobei der nördliche Kern bis
Dienstagabend über die Schweiz, den äußersten Südwesten Deutschlands
und Ostfrankreich nach Benelux zieht. Dynamische Hebungsprozesse auf
seiner Vorderseite lösen in diesen Regionen schauerartige Regenfälle
aus. Am Mittwoch kräftigt sich das südskandinavische Hoch, mittlerweile
zum bestimmenden Gebilde auf den Wetterkarten gediehen, weiter und
verlagert sich Richtung Baltikum. An seiner Südwestflanke bleibt von
dem Höhentiefsystem lediglich eine Rinne tiefen Geopotentials übrig,
die aber keinen nennenswerten Einfluss auf das hiesige Wettergeschehen
mehr auszuüben vermag. Das stark abgeschwächte, aber noch immer
erkennbare Bodentief hingegen verweilt vor der südfranzösischen Küste
und sorgt dort für weitere kräftige und zum Teil gewittrige Regenfälle.
Mit einem abgeschlossenen, warmen Kern und in einem Gebiet schwacher
Höhenströmung gelegen verfügt es dann über fast tropische Eigenschaften.
In der zweiten Wochenhälfte verändert das nordosteuropäische Hoch seine
Position nur unwesentlich, untermauert seine Vormachtstellung aber
durch weiteren Druckanstieg. Auf seiner östlichen Seite bahnt sich ein
Schwall hochreichend kalter Arktikluft seinen Weg über den Westen
Russland nach Süden. Ob ein Teil dieser trockenen Kaltluft - natürlich
in abgemilderter Form - auch nach Mitteleuropa einsickern kann oder ob
die milde Südost- bis Südströmung mit Neigung zur Ausbildung
überregionaler Nebel- und Hochnebelfelder fortbesteht, ist noch
unsicher.
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