Wenig tut sich seit einiger Zeit beim mitteleuropäischen Wetter. Sonne,
Nebel und Hochnebel, zwischendurch ein paar Wolken - die Vorhersage
kommt dieser Tage mit vergleichsweise überschaubarem Vokabular aus.
Einzig die für die Jahreszeit zuvor ohnehin schon hohen Temperaturen
stiegen am vergangenen Wochenende noch etwas an. In weiten Teilen
Deutschlands wurden Höchstwerte über +15 Grad gemessen, in
Weilerswist-Lommersum im Kreis Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) am
Freitag gar die +20-Grad-Marke knapp übersprungen. Doch nicht nur
gefühlt, auch rein definitionsgemäß wird es nun noch etwas milder.
Gemäß dem Deutschen Wetterdienst sind Höchsttemperaturen zwischen +14
und +17 Grad im Oktober offiziell als "mild" zu bezeichnen, mit Beginn
des Monats November nun aber als "sehr mild" einzustufen.
Seit fast zwei Wochen ist Hochdruckgebiet "Ulla" auf den Wetterkarten
präsent und trägt einen erheblichen Teil zu der ruhigen und milden
Witterung in Mitteleuropa bei. Am Montagabend kann die mittlerweile
reife Dame über Südosteuropa mit Schwerpunkt am nördlichen Schwarzen
Meer analysiert werden. Aus einem Ableger des Azorenhochs ging über
Südwesteuropa ein weiteres Hoch hervor, das sich "Ulla" angeschlossen
hat und quasi die westseitige Verlängerung des Bereichs hohen
Luftdrucks darstellt. In der mittleren und oberen Troposphäre wird
diese Hochdruckzone gestützt durch einen Hochdruckrücken, der sich
stromab eines über dem östlichen Nordatlantik vorstoßenden Troges
aufgewölbt hat und am Abend in seinem zentralen Bereich etwa von
Italien bis nach Mittelschweden reicht. Im Verlauf des Dienstags
verlagert er sich noch etwas weiter nach Osten; der nachfolgende Trog
greift als kurzwellige Struktur mit allerdings großer Amplitude auf den
Kontinent über und erreicht am späten Abend den Westen Deutschlands.
Ihm vorgelagert ist die lang gezogene Kaltfront eines Tiefdrucksystems
bei Island, die aber ebenso wenig wie die Tiefausläufer der vergangenen
Tage einen nachhaltigen Wetterumschwung bewerkstelligen kann. Vielmehr
fällt bis Mittwochmittag nur im Westen des Landes etwas Regen. Von dem
schmalen Höhentrog bleibt ein kleines Höhentief über Norddeutschland
übrig, das am Donnerstag Richtung Skandinavien abwandert. Vor einem
neuen, mächtigen Langwellentrog samt untergeordnetem Tiefdrucksystem
über dem nahen Atlantik dreht die Strömung über West- und Mitteleuropa
auf Süd zurück und führt - nachdem mit der Kaltfront kurzzeitig etwas
kühlere Luft eingesickert war - erneut sehr milde Luft aus südlichen
Breiten heran. Im Westen Deutschlands könnten dann sogar einige
Temperaturrekorde für November in Gefahr geraten.
Richtung Wochenende schnürt sich der Südteil des atlantischen
Langwellentroges über Südwesteuropa zu einem eigenständigen,
umfangreichen Höhentief ab. Aller Voraussicht nach formiert sich im
Bereich Südfrankreich/Nordspanien auch am Boden ein Tief, das - durch
den Wirbel in der Höhe gesteuert - dort eine Zeit lang verweilt und
gebietsweise für kräftige Regenfälle sorgen kann. In Mitteleuropa wird
aus der antizyklonalen Südlage am Rande dieses Tiefdrucksystems
allmählich eine antizyklonale Südostlage, mit der oberhalb einer wenige
hundert Meter mächtigen Grundschicht unverändert sehr milde Luft
advehiert wird. In den Niederungen hingegen werden dann wieder Nebel
und Hochnebel zunehmend ein Thema.
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