Der Oktober als typischer Wein-Monat neigt sich dem Ende zu, und sein
vorherrschend mild-lieblicher Wettercharakter bleibt Mitteleuropa auch
in den letzten Tagen erhalten. Das abschließende Wochenende gestaltet
sich ebenso sonnig und mild - mit den gewohnten Abstrichen im Hinblick
auf Nebel und Hochnebel - wie viele seiner Tage zuvor. Allerdings
dämpfen die mit der ruhigen Witterung einhergehenden kalten Nächte den
positiven Temperaturüberschuss; unter dem Strich dürfte der Monat etwa
0,5 bis 1 Kelvin wärmer als im langjährigen Mittel bilanzieren.
Alles andere als ruhig ging es in dieser Woche im Westen Europas sowie
südlich der Alpen zu. Bereits zu Beginn der Woche fiel in Portugal und
in Irland kräftiger Regen, am Dienstag kamen dann in Teilen Liguriens
beinahe unglaubliche Niederschlagsmengen zustande. In Brugnato, einer
kleinen Ortschaft in der Provinz La Spezia, summierten sich binnen 30
Stunden 542 (!) mm Regen. Davon fielen 472 mm innerhalb von sechs
Stunden, der höchste Stundenwert betrug 153 mm. Solch exorbitante
Mengen kennt man normalerweise nur aus tropischen Gefilden, und wären
in der dortigen Region bei ähnlichen Lagen nicht schon in der
Vergangenheit Werte in ähnlicher Größenordnung verzeichnet worden,
könnte man glatt ein Fehlmessung vermuten. Zum Vergleich: In Karlsruhe
fallen im gesamten Jahr durchschnittlich 770 mm Niederschlag. Das für
die intensiven Regenfälle verantwortliche Tiefdruckgebiet liegt - nicht
einmal sonderlich kräftig ausgeprägt - am Donnerstagabend mit seinem
Zentrum über der nördlichen Adria. Seine Fronten sind Teil eines sich
von einem Tiefdruckkomplex bei Island über die Mitte Skandinaviens und
das östliche Mitteleuropa bis zum zentralen Mittelmeer erstreckenden
Frontensystems, das im Verlauf kaum noch weiter nach Osten vorankommt
und sich schließlich auflöst. Dafür sorgt nicht zuletzt ein seit Tagen
über dem osteuropäischen Raum verweilendes Hoch, das Deutschland und
den angrenzenden Staaten im Übrigen auch das vergangene sonnige
Wochenende beschert hatte. Es wird gestützt durch hohes Geopotential,
wobei der Hochdruckrücken einige "Macken" in Form kurzwelliger
Troganteile in sich birgt, die jedoch für das mitteleuropäische
Geschehen ohne Relevanz sind. Hier befindet man sich zwischen dem Hoch
im Osten und einem rinnenförmigen Tief über Westeuropa in einer
südlichen Strömung, mit der milde bis sehr milde Luft advehiert wird.
Ebenso wie das Tief am Boden weist auch der zugehörige Höhentrog
längliche Konturen auf, was einen Abschnürungsprozess im Laufe des
Freitags unvermeidbar macht. Während sich das resultierende Höhentief
zum westlichen Mittelmeer verlagert, schwenkt der kurzwellige Nordteil
rasch über Norddeutschland hinweg ostwärts. Er überläuft dabei eine
wenig wetteraktive Front, die sich nur mit Mühe ebenfalls dem
isländischen Tiefdruckkomplex zuordnen lässt. Trog und Front bringen
allenfalls dem äußersten Norden Deutschlands einige Regentropfen. Mit
Annäherung eines weiteren Tiefdrucksystems an Island und die Britischen
Inseln dreht die Strömung allgemein zurück auf Südwest, womit die Front
nach Norden rückläufig wird.
Am Wochenende und auch darüber hinaus ändert sich an der
Grundkonstellation nichts Wesentliches. Zwischen Tiefdruckgebieten über
Nordwesteuropa und dem nördlichen Nordatlantik und hohem Luftdruck über
Ost- und Südeuropa verbleibt Deutschland in einer südlichen bis
südwestlichen Strömung mit Zufuhr milder Luft unter meist
antizyklonalen Rahmenbedingungen. Eingelagerte frontähnliche Strukturen
und kurzwellige Troganteile sind vor allem im Norden Deutschlands
zeitweilig für dichtere Wolken und etwas Regen gut.
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