Einen bemerkenswerten Wetterumschwung brachte am Dienstag und Mittwoch
die markante Kaltfront eines inzwischen prächtig entwickelten
Tiefdruckgebietes mit Zentrum etwa über dem Nordkap, die quasi den
gesamten europäischen Kontinent von Norden nach Süden passierte. Wurden
am Dienstag im Süden Deutschlands örtlich noch fast sommerliche
Temperaturen erreicht, konnten dort 24 Stunden später gebietsweise kaum
mehr +5 Grad gemessen werden. Zum ersten Mal in diesem Herbst fielen
bis in tiefere Lagen Schneeflocken, unter anderem im nur knapp 400
Meter hoch gelegenen Reutlingen. 14 cm Neuschnee wurden auf dem
Feldberg im Schwarzwald, 12 cm in Meßstetten auf der Schwäbischen Alb
und 1 cm in Villingen-Schwenningen in die Messprotokolle eingetragen -
oder, etwas weniger romantisch, in die Datennetze übermittelt. Noch in
der Nacht zum Donnerstag allerdings taute der Schnee selbst in höheren
Lagen wieder weitgehend ab.
Am Donnerstag hat sich an der Kaltfront südlich der Alpen - auf
klassische Weise - ein Tief über dem Golf von Genua entwickelt, in
dessen Umfeld es zu teilweise heftigen Wettererscheinungen kam. Infolge
eines schweren Gewitters standen in Rom ganze Straßenzüge unter Wasser,
der U-Bahn-Verkehr wurde vorübergehend ausgesetzt. Am internationalen
Flughafen Ciampino, etwa 15 Kilometer südöstlich des Stadtzentrums
gelegen, wurde zwischen 8 und 14 Uhr MESZ eine Niederschlagsmenge von
60 mm registriert. Währenddessen hat sich das Geschehen in Mitteleuropa
merklich beruhigt, nachdem am Mittwoch in der Nordwesthälfte
Deutschlands in der einfließenden hochreichenden Kaltluft einige
durchaus kräftige Schauer und Gewitter entstanden waren. Die Hauptachse
des verantwortlichen Höhentroges liegt am Donnerstagabend bereits
östlich des Landes, in den kommenden Stunden zieht der Hauptteil des
Troges gänzlich nach Nordosten ab. In seinem südlichen Part aber hängt
er nach Westen zurück, und aus dieser Rinne tiefen Geopotentials geht
am Samstag ein Höhentief über den Alpen hervor. Für die Bundesrepublik
entscheidend jedoch ist das Vordringen eines Hochdruckrückens, der am
Freitag ein Gebiet von Südwesteuropa über Frankreich und das nördliche
Deutschland bis nach Südskandinavien überdeckt. Durch großräumiges
Absinken der Luft auf seiner Vorderseite stützt er ein Bodenhoch,
dessen Schwerpunkt sich am Freitag über Süddeutschland nach Südostpolen
verlagert. An der Westflanke des Hochs wird von Süden her zunächst
kaum, am Wochenende mit einer sich etwas intensivierenden Strömung dann
aber doch deutlich mildere Luft herangeführt. Dies gilt zunächst für
die höheren Lagen oberhalb einer infolge nächtlicher Abkühlung feuchten
und kalten Grundschicht in den Niederungen, die - wie üblich bei
herbstlichen Hochdruckwetterlagen - zur Nebel- und Hochnebelbildung
neigt. Nebel beziehungsweise Hochnebel sowie die Kaltluftschicht können
im Tagesverlauf nicht überall ausgeräumt werden.
Zu Beginn der neuen Woche gewinnt das kleine Höhentief über den Alpen
Anschluss an einen ostatlantischen Höhentrog und wird als dessen
Randtrog nordwärts gesteuert. Aufgrund mangelnder Dynamik sind ihm kaum
Wolkenfelder oder gar Regen zu eigen; allerdings könnte durch seinen
Einfluss mit kälterer Luft vor allem in der unteren und mittleren
Troposphäre die vorhandene Inversion zumindest teilweise abgebaut
werden. Dies würde weniger Nebel und Hochnebel sowie tagsüber generell
etwas höhere Temperaturen bedeuten.
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