Ein nicht nur außergewöhnlich warmer, sondern auch bemerkenswert
trockener Witterungsabschnitt ging am vergangenen Donnerstag im
Südwesten Deutschlands zu Ende. An der Station des Deutschen
Wetterdienstes in Rheinstetten wurden zuvor 16 aufeinanderfolgende Tage
- oder spektakulärer formuliert rund 384 Stunden - ohne Niederschlag
registriert, die längste trockene Phase seit April 2009. Seither jedoch
hat es teilweise nicht zu knapp geregnet und geschneit. Zwischen
Freitag- und Montagfrüh fielen beispielsweise in Oberstdorf 78 mm
Niederschlag, auf der Zugspitze ein knapper Meter Neuschnee. Auch die
höchsten Lagen der Mittelgebirge bekamen den ersten Schnee, auf dem
Feldberg im Schwarzwald war die weiße Decke zwischenzeitlich sogar
stattliche 22 cm mächtig.
Mittlerweile wurde die polare Kaltluft, die das erste spätherbstliche
Intermezzo mit teilweise nur einstelligen Höchstwerten verursacht hat,
schon wieder durch deutlich mildere Luft ersetzt. Den Luftmassenwechsel
eingeleitet hat im Laufe des Sonntags die Warmfront eines umfangreichen
Tiefdruckgebietes weit im Norden über dem gleichnamigen Meer, die
Deutschland bis zum Montagabend von West nach Ost - quasi im Hochformat
- passierte. Nahezu senkrecht zu den Isobaren ausgerichtet ging dieser
Prozess vergleichsweise zügig vonstatten, nichtsdestotrotz fiel,
bedingt durch die massive Warmluftadvektion, regional einiges an Regen.
Insbesondere am unmittelbaren Alpennordrand, wo zusätzlich schwacher
Stau aktiv war, kamen binnen zwölf Stunden zwischen 30 und 40 mm Regen
zusammen. Die Schneefallgrenze stieg dabei wieder in Höhen über 3.000
Meter an, selbst auf der Zugspitze verwandelten sich die Flocken in
Tropfen. Der Warm- folgt die Kaltfront nach, die allerdings annähernd
parallel zur Höhenströmung ausgerichtet ist und daher nur äußerst
zögerlich nach Süden vorankommt. Sie geht zum einen über in die
Warmfront von Ex-Hurrikan "Philippe", der weit draußen über dem
Nordatlantik seine Kreise zieht. Andererseits laufen an der Front
kleine Wellen ostwärts ab, die einen zügigen Vorstoß derselben nach
Süden ebenso verzögern. Die erste dieser Wellen zog bereits am Montag
über das deutsch-dänische Grenzgebiet hinweg, eine zweite verlagert
sich am Dienstag auf geringfügig südlicherer Bahn über den Norden
Deutschlands nach Nordpolen. Eine Intensivierung findet dabei mangels
Unterstützung aus der relativ glatt verlaufenden Höhenströmung nicht
statt; und im Bereich der stabil geschichteten Warmluft greifen die
recht hohen Windgeschwindigkeiten in der unteren Troposphäre nicht bis
zum Boden durch. Somit beschränken sich orkanartige Böen auf die
Hochlagen des Harzes, Orkanböen auf die Gipfelregion des Brocken.
Jedoch regnet es im Umfeld der quer über Deutschland ausgerichteten
Luftmassengrenze, die sozusagen der Länge nach über das Bundesgebiet
hinwegzieht, länger anhaltend. Erst nach Abzug der zweiten Welle macht
sich die Front am Mittwoch beschleunigt auf den Weg nach Süden, im
Osten deutlich schneller als im Westen. Hinter ihr fließt erwärmte
Meereskaltluft, später in den Nordosten Deutschlands polare Kaltluft
ein. Der äußerste Südwesten spürt davon erst am späten Donnerstag etwas.
Derweil verschiebt ein schon am Montag über Südwesteuropa liegendes
Hoch seinen Schwerpunkt nach Norden Richtung Britische Inseln und im
weiteren Verlauf nach Norddeutschland. Initiiert durch beträchtliche
Warmluftadvektion vorderseitig eines imposanten Tiefdrucksystems über
dem grönländisch-isländischen Raum wölbt sich über Westeuropa ein
mächtiger Hochdruckrücken auf, an dessen Ostflanke großräumiges
Absinken zu einer allmählichen Erwärmung der Luft führt. Mit langsamer
Ostverlagerung von Rücken und Bodenhoch kommt am Wochenende eine
schwache advektive Erwärmung hinzu. Insgesamt stellt sich in
Mitteleuropa dann ruhiges, in Anbetracht der fortgeschrittenen
Jahreszeit mancherorts neblig-trübes Herbstwetter ein.
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