Die außergewöhnliche Wärmeperiode der vergangenen Tage und der
"günstige" Zeitpunkt unmittelbar zu Beginn des Monats haben quer durch
West- und Mitteleuropa für zahlreiche Oktober-Temperaturrekorde
gesorgt. So wurden unter anderem in den Beneluxstaaten, in
Großbritannien, Frankreich und Österreich neue Bestmarken erzielt. In
Deutschland konnten an 38 von 119 Stationen hauptsächlich im Norden
Monatsrekorde registriert werden; besonders spektakulär trat dabei die
Station in Lübeck in Erscheinung, wo der alte Rekord aus dem Jahre 1908
(!) um 1,6 Kelvin überboten wurde. Die absolut höchste Temperatur im
Messnetz des Deutschen Wetterdienstes verbuchte am Sonntag
Dresden-Hosterwitz mit +29,4 Grad für sich.
Bereits am Montag nun präsentierte sich der Himmel über Deutschland
aber schon nicht mehr so einheitlich blau wie in den Tagen zuvor und
wie es dem festlichen Anlass gebührt hätte. So zogen über den Norden
dichte Wolken hinweg, aus denen der ein oder andere Regentropfen fiel.
Diesen Regionen hatte sich die nordatlantische Frontalzone angenähert,
in der ein erster kurzwelliger Höhentrog über die Nordsee und das
nördliche Mitteleuropa hinweg zur Ostsee gesteuert wurde. Das bislang
so dominante Hoch "Sepideh" hat sich derweil schwerpunktmäßig nach
Südwesteuropa zurückgezogen, allerdings reicht eine umfangreiche Zone
hohen Luftdrucks noch von den Azoren und den Kanaren über West- und das
südliche Mitteleuropa hinweg bis zum Schwarzen Meer. Am Dienstag
verlagert sich das Bodenhoch noch etwas nach Südwesten, in der Höhe
wird das hohe Geopotential weiter abgebaut. Von Nordwesten her greift
eine Kaltfront auf den Norden Deutschlands über, sie gehört zu einem
von den Färöern zur Westküste Norwegens wandernden Tiefdrucksystem. Mit
ihr gehen viele Wolken, aufgrund kaum wirksamer Hebungsantriebe - hier
kompensieren sich dynamische und thermische Anteile nahezu - aber nur
wenig Regen einher. Im Süden bleibt dagegen noch Hochdruckeinfluss
wirksam, sodass dort noch einmal spätsommerliche Bedingungen erwartet
werden dürfen. Zum Mittwoch rückt dann ein neues Tief in den Fokus, ein
ehemaliger Hurrikan, der seine tropischen Eigenschaften jedoch längst
verloren hat. Durch Interaktion mit einem markanten Kurzwellentrog
formiert sich das Tiefzentrum bei Island neu, in der Folge bewegt sich
"ex-Ophelia" unter Intensivierung bis Freitag ebenfalls zur
norwegischen Westküste. Ihre Warmfront übernimmt quasi die Kaltfront
des Vorgängertiefs und führt diese im Laufe des Mittwochs wieder nach
Nordosten zurück. So kann nochmals recht milde, insbesondere aber
reichlich feuchte Luft auch die nördlichen Teile Deutschlands erfassen.
Die markante Kaltfrontpassage steht dann am Donnerstag an und wird
begleitet von starken bis stürmischen Böen - an der Nordsee und auf den
Gipfeln der Mittelgebirge auch Sturmböen -, kräftigem Regen und
örtlichem Blitz und Donner. Postfrontal fließt Kaltluft polaren, im
weiteren Verlauf sogar arktischen Ursprungs ein, die auf ihrem weiten
Weg nach Süden über den noch relativ warmen Gewässern naturgemäß
erwärmt wird. Dennoch geht der Regen in den Alpen zum Freitag bis unter
1.500 Meter herab in Schnee über, und auch in den Gipfellagen der
Mittelgebirge können stärkere Schauer mit Schnee oder Graupel vermischt
sein.
Die massive Kaltluftadvektion auf der Rückseite des Tiefs bedingt die
Ausbildung eines langwelligen Höhentroges, der über Nordwest- und
Mitteleuropa bis Samstag zum zentralen Mittelmeer und nach Nordafrika
vorstößt. Erst zum Sonntag wird die hochreichend kalte Luft allmählich
nach Osten abgedrängt. Der aus "ex-Ophelia" hervorgehende
Tiefdruckkomplex, der am Freitag und Samstag im Norden und Nordosten
Deutschlands möglicherweise noch für Sturmböen gut ist, zieht im Laufe
des Wochenendes nach Nordosten ab. Alles in allem lässt sich
konstatieren, dass dem spätsommerlichen Witterungsabschnitt ohne
größeren Übergang ab der zweiten Wochenhälfte eine herbstliche und
kühle Episode nachfolgt.
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