In den Monaten Juni, Juli und August von den einen mehr, von anderen
weniger vermisst, hat sich in dieser Woche über weiten Teilen
Kontinentaleuropas die klassische Hochsommerwetterlage eingestellt, die
noch vor vier bis acht Wochen für eine ausgeprägte Hitzewelle mit
Temperaturen weit jenseits der +30 Grad gut gewesen wäre. Zu etwas
fortgeschrittener Jahreszeit Ende September reicht es für Höchstwerte
bis +28 Grad, wie in den vergangenen Tagen an mehreren Stationen vor
allem im Südwesten Deutschlands gemessen. Und die ungewöhnlich warme
Witterung überdauert zur Freude vieler auch noch das bevorstehende
lange Wochenende mit dem Feiertag am Montag.
Das opulente und alles bestimmende Hochdruckgebiet - "Sepideh", um es
beim Namen zu nennen - liegt am Donnerstag mit seinem Schwerpunkt über
Sachsen und Brandenburg. Der maximale Luftdruck am Boden in seinem
Innern wurde mit örtlich 1034 hPa bereits am Mittwoch erreicht, die
leichte Abschwächung tut seinem weiträumigen Wirken jedoch keinen
Abbruch. Dafür stellt sich die Konstellation in der mittleren und
oberen Troposphäre als zu stabil dar, wo ein inzwischen abgeschlossenes
Höhenhoch mit Kern ebenfalls über Deutschland von zwei Langwellentrögen
über dem mittleren Nordatlantik und Westrussland flankiert wird. Eine
solche Anordnung wird, ihrer Ähnlichkeit zum letzten Buchstaben des
griechischen Alphabets wegen, "Omega-Lage" genannt. Die Länge der Wellen
- hier also der beiden Tröge und des Hochdruckrückens in der Mitte -
entspricht gerade einem solchen Wert, dass das gesamte Gefüge sich
weder rasch nach Osten noch zurück nach Westen verlagert, es bleibt
quasistationär. Aus strömungsdynamischen Gründen stellt sich eine
solche Situation bei Wellenlängen um 5.000 Kilometer ein, die in diesem
Fall in etwa gegeben ist. Außergewöhnlich nicht nur für diese
Jahreszeit sind dabei die extrem hohen Temperaturen, die von Freitag an
in rund 5.800 Metern Höhe über Deutschland vorzufinden sind. Sie liegen
bei mehr als -10 Grad - noch höhere Werte können in hiesigen Breiten
auch im Hochsommer nur selten beobachtet werden - und unterstreichen
den subtropischen Charakter der Luftmasse. Sowohl großräumige
Absinkprozesse im Bereich des Höhenhochs als auch schwache
Warmluftadvektion an der Westflanke des bis Sonntag nahezu ortsfesten
Bodenhochs führen zu einem weiteren leichten Temperaturanstieg. Die
höchsten Tageswerte sind am Freitag und am Wochenende am Oberrhein
sowie nördlich der Mittelgebirge und im Osten Deutschlands zu erwarten.
Mit leichter Föhnunterstützung könnte mancher Ort nahe an die +30 Grad
herankommen, in jedem Fall geraten einige Rekorde für die erste
Oktoberdekade und damit zwangsläufig für den Oktober insgesamt in
Gefahr.
Doch auch die längste Hochdruckperiode dauert nicht ewig an - und am
Sonntag werden erste Schritte hin zu einer Umstellung eingeleitet. Das
hohe Geopotential zieht sich nach Südwesten zurück, Hoch "Sepideh"
schwächt sich weiter ab und geht auf in einer Zone relativ hohen
Luftdrucks, die vom nahen Atlantik über Südwest- und Westeuropa hinweg
bis zum nördlichen Balkan reicht. Von Norden her nähert sich langsam
die nordatlantische Frontalzone an und eine erste, noch schwache
Kaltfront macht sich im äußersten Norden Deutschlands mit dichteren
Wolken und in der Nacht zum Montag möglicherweise auch mit ein paar
Regentropfen bemerkbar. Am Feiertag bewegt sich innerhalb der zunächst
nur leicht wellenden Frontalzone ein Rücken über Mitteleuropa hinweg
ostwärts und sorgt für eine letztmalige Verlängerung des sonnigen und
warmen Wetters, ehe ab Dienstag Tiefs und deren Ausläufer zunehmenden
Einfluss ausüben.
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