Eine Witterungsphase reich an Sonnenschein und Wärme hat sich passgenau
zur letzten Septemberdekade in Mitteleuropa eingestellt und bleibt
weiten Teilen auch über die vollen zehn Tage - also bis zum Monatsende
- erhalten. Bei Höchsttemperaturen von gebietsweise über +25, in der
Karlsruher Hertzstraße an der ehemaligen Station des Deutschen
Wetterdienstes sogar +28,2 Grad, erscheint die Bezeichnung
"Altweibersommer" fast etwas untertrieben. Immerhin lassen Taupunkte um
+15 Grad die Luft ein wenig schwül wirken, und tatsächlich entwickelten
sich am Montagnachmittag über dem Taunus kleine Schauer. Die gab es
auch im nahen Ausland über den Vogesen, am Sonntagnachmittag reichte es
dort überdies für ein isoliertes Wärmegewitter.
Wenige Schauer treten am Montagabend auch im Norden Deutschlands in der
Nähe einer Kaltfront auf. Sie gehört zu einem Tiefdruckgebiet, dessen
Zentrum weit im Norden bei Jan Mayen zu finden ist. Der
korrespondierende Höhentrog hat im Laufe des Tages die Nordsee
überquert und schwenkt in der Nacht zum Dienstag über die Mitte
Skandinaviens hinweg ostwärts. In Verbindung mit ihm und der Kaltfront
werden im Norden die bereits angesprochenen, später auch in der Mitte
Deutschlands einzelne Schauer und noch vereinzelter Gewitter ausgelöst.
Am Dienstag ziehen Trog und Front rasch nach Osten ab, dahinter fließt
nur vorübergehend etwas kühlere Luft in den Norden ein. Von Südwesten
her steigt das Geopotential rasch wieder an; stromab eines
mittelatlantischen Höhentroges entsteht über Westeuropa ein imposanter
Hochdruckrücken, aus dem zum Mittwoch über dem Norden Deutschlands ein
stattliches Höhenhoch hervorgeht. Die Druckfläche, auf der ein
Luftdruck von 500 hPa erreicht wird, liegt normalerweise in etwa 5.500
Metern Höhe. Der Rücken respektive das Höhenhoch kennzeichnen einen
Bereich sehr warmer Luft, entsprechend weniger schnell nimmt der
Luftdruck mit der Höhe ab. Wie warm die Luft durch alle Schichten
hindurch auch wirklich ist, kann man anhand der Höhe der Druckfläche
ableiten, die sich in der zweiten Wochenhälfte um mehr als 300 Meter
gegenüber dem Mittel nach oben verschiebt - ein Luftdruck von 500 hPa
wird dann erst in mehr als 5.800 Metern Höhe gemessen. Die Temperaturen
in dieser Höhe werden über Deutschland mehr als -10 Grad betragen,
solche Werte sind in diesen Breiten selbst im Hochsommer nur selten
gesehen.
Nachdem sich das Hoch, das bisher für das sonnige und warme Wetter
verantwortlich zeichnete, über Südosteuropa allmählich abschwächt,
sorgt großräumiges Absinken auf der Vorderseite des entstehenden
Rückens für die Ausbildung einer neuen, kräftigen Antizyklone. Diese
platziert sich mit ihrem Schwerpunkt über dem Osten Deutschlands und
verändert ihre Lage bis zum Wochenende kaum. Die Luft erwärmt sich zum
einen über das großräumige Absinken, zum anderen gelangt im Verlauf an
der Südwestflanke des Hochs von Südosten und Süden her zusätzlich warme
Luft nach Deutschland. Weitere spätsommerliche Tage, die wenngleich
mancherorts mit Frühnebelfeldern beginnen, sind somit garantiert.
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