Nicht allzu oft, aber doch hin und wieder lassen sich ganze
Witterungsabschnitte mit nur einem einzigen Schlagwort
charakterisieren. Die bevorstehenden Tage eignen sich dazu hervorragend
- es stellt sich eine klassische "Altweibersommerlage" ein. Trotz der
für die Jahreszeit schon beinahe unvermeidlich kühlen Nächte und
teilweise nebligen Vormittage steigen die Temperaturen am Nachmittag
verbreitet auf Höchstwerte zwischen +20 und +25 Grad. Und das nach dem
spektakulären Wochenauftakt mit den ersten ergiebigen Schneefällen des
Herbstes im Alpenraum bis in Lagen um 1.000 Meter herab. Besonders das
Engadin sowie Nord- und Mittelbünden in der Schweiz verwandelten sich
über Nacht in eine dick verschneite Landschaft; 45 cm Neuschnee wurden
beispielsweise am Montagmorgen in St. Moritz gemessen, 27 cm in Davos.
Aus Österreich meldete am Dienstagmorgen Radstadt im Bundesland
Salzburg auf nur 861 Meter Höhe 3 cm Schnee.
Unter Hochdruckeinfluss und der noch ausreichend kräftigen
Septembersonne schmolz der Schnee bis zur Wochenmitte meist aber wieder
so schnell dahin wie er gekommen war. Neben den Alpenländern
profitierte ein breiter Streifen von Frankreich über den Süden und die
Mitte Deutschlands bis zur Ukraine von den antizyklonalen Bedingungen,
die ein weit nach Osten vorgeschobener Keil eines etwas nördlich
derselben positionierten Azorenhochs schuf. Den Norden Deutschlands
streiften dagegen immer wieder Ausläufer nordatlantischer
Tiefdruckgebiete. Am Donnerstag drangen diese weiter nach Süden vor,
was sich in erster Linie in einigen kompakteren Wolkenfeldern am Himmel
abbildete. Dabei lassen sich gleich zwei aufeinanderfolgende
Kaltfronten analysieren, die jedoch beide wenig wetteraktiv sind.
Erstere oder die südliche hat Deutschland bereits weitgehend überquert,
die zweite Kaltfront kommt in der Nacht zum Freitag etwa bis zum Main
südwärts voran. Beide Fronten gehören zu einem Tiefdrucksystem über dem
nördlichen Skandinavien, das sich am Freitag in den Nordwesten
Russlands verlagert. Dass in ihrem Umfeld zumindest über Mitteleuropa
keinerlei markante Wettererscheinungen auftreten, lässt sich vor allem
mit ihrer Lage relativ zum korrespondierenden Höhentrog begründen, der
weit im Nordosten zügig über die Ostsee hinwegschwenkt. Dagegen steigen
sowohl Geopotential als auch Bodenluftdruck über weiten Teilen
Deutschlands bereits wieder an. Großräumiges Absinken der Luft vor
einem sich von Westen her annähernden Hochdruckrücken führt zur
Abspaltung einer eigenständigen Hochdruckzelle aus dem Azorenhochkeil,
die sich mit ihrem Schwerpunkt bis Freitagabend über dem Westen Polens
platziert. Zur Erwärmung infolge des Absinkens kommt somit zum Samstag
ein Temperaturanstieg durch Zufuhr wärmerer Luft aus Südwesten an der
Westflanke des Hochs hinzu. Die hinter den beiden Kaltfronten
eingeströmte kühle Meeresluft wird auf diese Weise rasch nach Osten
abgedrängt. Im Laufe des Wochenendes wandern Rücken und Bodenhoch nur
allmählich weiter nach Osten. Mit einer sich auch in der unteren und
mittleren Troposphäre etwas intensivierenden südwestlichen Strömung
dauert die Warmluftadvektion an, was am Sonntag sommerliche
Höchsttemperaturen im Südwesten ermöglicht.
Zu Beginn der neuen Woche ändert sich an dieser Konstellation nur
wenig. Anhaltende Zufuhr warmer Luftmassen lässt das Geopotential
weiter steigen, zum Dienstag formiert sich über Westeuropa ein neuer,
mächtiger Rücken. Unter dessen Vorderseite bildet sich ein weiteres
Hoch aus, das seinen Schwerpunkt voraussichtlich genau über Deutschland
legt und den Altweibersommer hierzulande um einige Tage verlängert.
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