Eine frische Kaltluftmasse, klarer Himmel, Windstille - nach den
zumeist recht milden Sommernächten sind dies Anfang/Mitte September bei
den immer zahlreicher werdenden dunklen Stunden die Zutaten für die
ersten tief einstelligen Frühtemperaturen in der Übergangszeit zwischen
Spätsommer und Frühherbst. Nur +1,7 Grad wurden am Donnerstagmorgen
beispielsweise im oberpfälzischen Neustadt am Kulm (Bayern) gemessen;
für Rheinstetten war das Minimum von +5,5 Grad gleichbedeutend mit der
kühlsten Nacht seit Ende Mai. Immerhin kann die zwar schon deutlich
geschwächte, aber noch immer ausreichend scheinende Sonne auch die
relativ kalte Luft tagsüber auf Werte um +20 Grad erwärmen. In wärmerer
Luft, wie sie am Freitag nach Mitteleuropa gelangt, sind entsprechend
deutlich höhere Temperaturen und spätsommerliches Wetter möglich.
Man mag es kaum glauben, aber auch am Donnerstag existiert der
ehemalige und in der letzten Übersicht an dieser Stelle ausführlich
gewürdigte Hurrikan "Katia" noch immer in Form eines außertropischen
Tiefdruckgebietes, das am Abend mit seinem Zentrum über dem Weißen Meer
liegt. Da es sich um ein äußerst umfangreiches Exemplar handelt, übt es
trotz der mittlerweile großen Entfernung weiterhin einen - wenn auch
zunehmend schwächer werdenden - Einfluss auf das Geschehen im Norden
Deutschlands aus. Sowohl an der Nord- als auch an der Ostsee traten vor
allem in der ersten Tageshälfte noch Sturmböen auf. Dem Tief überlagert
bildet sich auf den Wetterkarten ein räumlich mindestens ebenso
ausschweifender Höhentrog ab, der auf seiner Westseite durch von Norden
einlaufende Randtröge ständig regeneriert wird. Diese schwenken am
Donnerstag und in der Nacht zum Freitag über den Norden Deutschlands
hinweg und lösen in der dort hochreichenden Kaltluftmasse einzelne
Regenschauer aus. Zum Freitag stellt sich die Lage über dem
mitteleuropäischen Raum jedoch grundlegend um. Dann verlagert sich ein
zwar nicht extrem ausgeprägter, für sonniges Wetter aber allemal zu
gebrauchender Hochdruckrücken von Frankreich her nach Deutschland und
kommt am Abend mit seinem zentralen Bereich über der östlichen
Landeshälfte zum Liegen. Parallel dazu verschiebt eine in Bodennähe
bananenförmig gebogene Hochdruckzone ihren Schwerpunkt von der
südlichen Nordsee nach Westpolen. Zwischen dem Hoch und tiefem
Luftdruck über Zentralfrankreich kann mit einer südwestlichen Strömung
vorübergehend subtropische Warmluft in den Süden und die Mitte des
Landes vordringen, die am Oberrhein und am Bodensee spätsommerliches
Flair ermöglicht. Im Nordosten kommt diese Luft nicht an, dort bleibt
es mit Höchsttemperaturen um +15 Grad frühherbstlich kühl. Doch wie
bereits angedeutet, steht der Freitag in diesem Fall nicht - wie in den
vergangenen Wochen so manches Mal - für den Start in ein sonniges und
warmes Wochenende, denn schon in der Nacht zum Samstag erreichen den
Südwesten Schauer und Gewitter. Diese entwickeln sich im weiter
gefassten Umfeld eines zu den Britischen Inseln ziehenden Tiefs, das an
seiner Südostflanke eine rinnenförmige Ausbuchtung respektive ein darin
eingelagertes Randtief mitführt. Zwar fehlen dynamisch generierte - zum
Beispiel auf der Vorderseite eines kurzwelligen Höhentroges - und
thermisch bedingte - etwa durch großflächige Warmluftadvektion -
Hebungsantriebe nahezu vollständig; offenbar genügen aber die direkt
durch die Kaltfront des Randtiefs initiierten Hebungsimpulse, um
hochreichende Konvektion zu ermöglichen. Schauer und Gewitter weiten
sich in der Nacht zum Samstag auf große Gebiete Süddeutschlands aus und
können mancherorts recht kräftig ausfallen, das Unwetterrisiko ist
jedoch gering. Im Laufe des Samstags wandert das Randtief, teils kaum
mehr erkennbar, teils durch starke bodennahe Erwärmung neu gebildet,
nach Nordosten ab. Die unmittelbar nachfolgende Okklusion des
britischen Tiefs löst sich ebenso wie das Tief als solches auf und ist
wenig wetterwirksam. Allerdings gerät die Kaltfront des Randtiefs über
dem Süden Deutschlands ins Schleifen, sodass die feuchtwarme Luft hier
bis zum Abend nicht ausgeräumt werden kann. Auf der stark diffluenten
Vorderseite eines von Nordwesten heranschwenkenden Höhentroges wird sie
am Abend und in der Nacht zum Sonntag großräumigen Hebungsprozessen
unterworfen, sodass sich im Süden Baden-Württembergs und Bayerns eine
Dauerregenlage einstellt. Anfänglich sind dabei auch eingelagerte
Gewitter mit von der Partie.
Zu dem Regen im Süden gesellt sich am Sonntag von Nordwesten her ein
neues Regenband, das an die Okklusion eines weiteren, sich zu den
Britischen Inseln verlagernden Tiefs geknüpft ist. Mitteleuropa
verbleibt zudem auf der Vorderseite des sich zunehmend in die Länge
ziehenden Höhentroges. Somit kann auch weiterhin großflächig Hebung
wirken und die Dauerregensituation im Süden aufrechterhalten. Bis
Sonntagabend sind dort in der Breite Gesamtniederschlagsmengen zwischen
30 und 50 mm zu erwarten. Nach Abzug von Trog und Tief setzt sich zu
Beginn der neuen Woche zögernd und mehr im Süden als im Norden des
Bundesgebietes Hochdruckeinfluss durch.
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