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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Montag, 12.09.2011, 21:30 MESZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Ein (ex-)Hurrikan auf weiten Wegen +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer, überflutete Autobahnen und Keller - nur eine Woche nach den letzten kräftigen Gewittern kam es am gestrigen Sonntag in weiten Teilen Deutschlands erneut zu unwetterartigen Entwicklungen. Solche Schwergewitterlagen ordnen sich in der Regel in die Früh- und Hochsommermonate ein, Anfang beziehungsweise Mitte September darf man sie dagegen zumindest in dieser Häufigkeit schon als ungewöhnlich bezeichnen. In Eschwege im Nordosten Hessens und in Würzburg wurden mit 114 km/h und 104 km/h jeweils orkanartige Böen registriert. In Sachsen-Anhalt durchschlugen bis zu 8 cm große Hagelkörner - das ist doppelte Tischtennisballgröße - Autoscheiben, Dächer und Rollläden.

Die Kaltfront von Tief "Frank", in deren Umfeld die Unwetter auftraten, ist mittlerweile nach Osteuropa abgezogen. Die ruhige Phase dahinter war oder ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn bereits im Laufe des Montags hat die Warmfront eines neuen, kräftigen Tiefs über den Britischen Inseln den Norden Deutschlands passiert. Bei diesem handelt es sich um "ex-Katia", dem ehemaligen Hurrikan, der einen überaus weiten Weg hinter sich gebracht hat. Bereits Ende August aus einer tropischen Depression über dem mittleren Atlantik entstanden, überschritt "Katia" am 1. September mit mittleren Windgeschwindigkeiten von 65 kt (120 km/h) zum ersten Mal die Schwelle zu einem Hurrikan. Auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung konnten am 6. September mittlere Windgeschwindigkeiten von 115 kt (213 km/h) beobachtet werden, was die Klassifizierung als ein Hurrikan der zweithöchsten Stufe 4 bedeutete. Auf der Route nach Nordwesten, mit einem Schwenk später in gebührendem Abstand der US-Ostküste nach Nordosten folgend, lagen jedoch nur wenige kleinere Inseln, sodass unmittelbare Schäden von dem Hurrikan nicht ausgingen. Den Nordatlantik erreichend wandelte sich "Katia" in ein außertropisches Tief um - ein häufig zu beobachtender Vorgang. Sinnvollerweise behalten die Tiefs nach der Transformation ihren ursprünglichen Namen bei, ergänzt lediglich um das "ex". Am Montagabend kann das Zentrum von "ex-Katia" bereits dicht vor der südwestnorwegischen Küste analysiert werden, auf ihrer Südseite hat sich ein breites Starkwindfeld ausgebildet. Dies bekamen vor allem die Britischen Inseln zu spüren, in Irland wurden örtlich Orkanböen verzeichnet. In der Nordwesthälfte Deutschlands bliesen verbreitet stürmische Böen, an der Nordseeküste auch Sturmböen. Währenddessen hat die Kaltfront des Tiefs von Nordwesten her auf das Bundesgebiet übergegriffen, aufgrund fehlender dynamischer Hebungsantriebe - in der oberen Troposphäre ist ein Hochdruckrücken überlagert - macht sie sich allerdings lediglich durch dichte Wolkenfelder und nur wenige Regentropfen bemerkbar. Im Laufe des Dienstags kommt die Front etwa bis zum Main nach Süden voran, gerät aufgrund ihrer zunehmend strömungsparallelen Lage auf der Vorderseite eines sich von Westen nähernden Höhentroges jedoch mehr und mehr ins Schleifen. Erst auf der Rückseite einer flachen, an ihr entlang ostwärts ablaufenden Welle kann sie in der Nacht zum Mittwoch bis zu den Alpen vordringen. Derweil zieht "ex-Katia" zum Bottnischen Meerbusen und nimmt dort die Rolle eines steuernden Zentraltiefs ein. Der breit angelegte Höhentrog schwenkt am Mittwoch über den Norden der Bundesrepublik hinweg, eingelagerte kurzwellige Strukturen sorgen dabei für wechselhaftes Wetter mit wiederholten Schauern und - in der höhenkalten Luft des Troges - auch kurzen Gewittern. Dabei bleibt es stark windig mit stürmischen Böen, wobei die höchsten Windgeschwindigkeiten am Nachmittag und Abend an der Ostsee gemessen werden. In den Süden Deutschlands schiebt sich dagegen ein Keil des Azorenhochs vor und gestaltet das Geschehen nicht unfreundlich. Nur am Alpenrand können sich im Bereich der dort verweilenden Kaltfront vor allem anfangs dichtere Wolken behaupten.

Mit steigendem Geopotential von Westen her kann zum Donnerstag und Freitag aus dem Keil ein eigenständiges Hoch hervorgehen, das später Unterstützung von einem sich voraussichtlich über Benelux formierenden Pendant erfährt. Während sich das gesamte Konstrukt ostwärts verlagert, strömt von Südwesten her am Freitag kurzzeitig wieder subtropische Warmluft ein. Die Kaltfront eines neuen nordwesteuropäischen Tiefs bereitet den spätsommerlichen Ansätzen zum Samstag jedoch ein rasches Ende.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR DIENSTAG, 13.09.2011
In der Nacht zum Dienstag ziehen von Nordwesten her zunehmend dichtere Wolken nach Baden-Württemberg, nur vereinzelt fällt aus ihnen jedoch etwas Regen. Längere Zeit gering bewölkt oder klar bleibt es zunächst noch südlich der Donau. Die Wolken und der mitunter lebhafte Wind verhindern eine allzu starke Abkühlung; die Tiefsttemperaturen liegen zwischen milden +17 Grad am Rhein und +13 Grad im Süden.

Starke, mitunter auch geschlossene Bewölkung bietet der Sonne tagsüber nur wenig Raum zur Entfaltung. Den bekommt sie am ehesten in den südlichen Landesteilen sowie am Ost- und Südostrand von Schwarzwald und Schwäbischer Alb, in den übrigen Regionen können dagegen zwischendurch auch ein paar Regentropfen fallen. Im Laufe des Abends regnet es dann gebietsweise kräftiger, davon ausgespart bleiben voraussichtlich Nordbaden, das Kraichgau und das Hohenlohische. Die Temperaturen erreichen Maxima zwischen +20 und +24 Grad mit den höheren Werten im Süden. Der Wind weht mäßig bis frisch und vor allem tagsüber böig auffrischend aus westlichen Richtungen.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+16 °C +22 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
Am Mittwoch halten sich im Süden von Baden-Württemberg zunächst kompaktere Wolken, sonst scheint nach Auflösung örtlicher Frühnebelfelder verbreitet die Sonne. Trotz des Mehrs an Sonnenschein gehen die Temperaturen gegenüber dem Vortag etwas zurück und erreichen nur Höchstwerte um +20 Grad.

Donnerstag und Freitag bringen - im Anschluss an ziemlich frische Nächte und örtlich in den Morgenstunden auftretende Nebelfelder - erneut viel Sonne und allmählich ansteigende Tagestemperaturen. Am letzten Tag der Woche grüßt mit Höchstwerten bis +25 Grad kurz der Spätsommer.

Aller Voraussicht nach schon in der Nacht zum Samstag leiten kräftige schauerartige Regenfälle und Gewitter ein unbeständiges und deutlich kühleres Wochenende ein.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Mittwoch
14.09.2011
Donnerstag
15.09.2011
Freitag
16.09.2011
Samstag
17.09.2011
+11 °C | +20 °C
+6 °C | +21 °C
+8 °C | +24 °C
+14 °C | +20 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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