Mit dem August endete am gestrigen Mittwoch, zumindest nach
meteorologischer Konvention, auch der Sommer 2011 - Zeit für eine
kleine Bilanz. Über alle drei Sommermonate - Juni, Juli und August -
und über die Gesamtfläche Deutschlands gemittelt errechnete sich eine
Temperatur von +16,8 Grad; das sind 0,5 Kelvin mehr als im Durchschnitt
der Jahre 1961 bis 1990. Zieht man alleine diesen Referenzzeitraum
zurate, so hat in Deutschland seit 1993 kein Sommer mehr zu kühl
abgeschlossen. In diesem Jahr trugen zum vergleichsweise hohen
Mittelwert auch zahlreiche recht warme Nächte bei. Dass häufig keine
typischen Sommerfreuden aufkommen wollten, lag daneben hauptsächlich am
vielen Niederschlag und an zu wenig Sonnenschein. Mit durschnittlich
304 mm fiel rund ein Drittel mehr Regen als üblicherweise in diesen
drei Monaten zu erwarten, und auch die Sonne machte sich nach dem
strahlenden Frühjahr eher rar. Allen Bilanzen und Konventionen zum
Trotz setzt sich pünktlich zum ersten Septemberwochenende nochmals
hochsommerliches Wetter in Mitteleuropa durch; am Freitag und Samstag
mehr im Westen und Süden, am Sonntag im Osten.
Vor diesen sehr warmen Tagen erlebte Mitteleuropa respektive
Deutschland am Donnerstag allerdings eine klassische Wetterzweiteilung.
Auf der Rückseite des immer noch über Nordosteuropa präsenten Tiefs
"Bert" gelangte mit einer nordwestlichen Strömung kühle Meeresluft in
den Norden, während sich im Süden schon deutlich wärmere Luft bemerkbar
machte. So konnten in Baden, genauer in Emmendingen-Mundingen unweit
von Freiburg, Temperaturen bis +27,4 Grad gemessen werden, nördlich der
Mittelgebirge blieb man mehr oder weniger deutlich unter +20 Grad.
Quasi als Grenze fungierte eine diagonal von Nordwest nach Südost über
das Bundesgebiet ausgerichtete und insgesamt von den Britischen Inseln
bis zur Ukraine reichende Hochdruckzone. An deren Nordflanke wurde die
eben kühle, auf der Südseite im Zusammenspiel mit einem Tiefdrucksystem
über Südwesteuropa jedoch warme Luft in die genannten Gebiete gelenkt.
In der mittleren und oberen Troposphäre lassen sich langwellige
Höhentröge vor Westeuropa und über dem östlichen Teil Skandinaviens
erkennen, dazwischen andeutungsweise ein vom westlichen Mittelmeer nach
Nordwesten weisender Hochdruckrücken. Im Laufe des Freitags schnürt
sich der westeuropäische Höhentrog über der Biskaya ab, der übrig
bleibende Nordteil schwenkt als kurzwellige Struktur über Mitteleuropa
hinweg ostwärts. Die durch ihn ausgelösten Hebungsprozesse sind nur
schwach ausgeprägt; möglicherweise wirken sie jedoch unterstützend bei
der Ausbildung tagesgangbedingter Schauer und Gewitter im Süden. Am
Boden verlagert sich die Hochdruckzone etwas weiter nach Osten, sodass
die Warmluft weiteren Raum nach Norden gut machen kann und - an der
+10-Grad-Isotherme im 850-hPa-Niveau, das etwa einer Höhe von 1.500
Metern entspricht, orientiert - bis zum Abend die Grenze zu Dänemark
erreicht. Am Samstag zieht das südwesteuropäische Höhentief Richtung
westliches Mittelmeer, gleichzeitig nähert sich Westeuropa ein neuer,
umfangreicher Langwellentrog. Sowohl vor dem Höhentief als auch vor dem
neuen Trog steigt durch Warmluftadvektion das Geopotential an, was dem
am Donnerstagabend noch zarten Rücken einen massiven Entwicklungsschub
verleiht. Am späten Samstag überdeckt er weite Bereiche vom zentralen
Mittelmeer bis hinauf nach Nordskandinavien, Mitteleuropa inklusive.
Die südwestliche Strömung sowohl in Bodennähe als auch in höheren
Schichten führt dabei sehr warme, zugleich aber auch recht feuchte Luft
heran. Durch die Lage fast genau unterhalb des Rückens bleiben Schauer
und Gewitter in Deutschland aber noch die Ausnahme.
Dies ändert sich am Sonntag, wenn von Westen her die Ausläufer des zu
dem neuen Trog korrespondierenden Tiefdruckkomplexes auf Deutschland
übergreifen. Bei dem ursprünglichen und am Donnerstagabend bei Island
liegenden Zentraltief handelt es sich übrigens um den ehemaligen
Hurrikan "Irene", der Anfang der Woche an der Ostküste der Vereinigten
Staaten große Schäden angerichtet hatte. An der Südflanke von
"ex-Irene" entwickeln sich mehrere Randtiefs, zudem entsteht am Samstag
über der Mitte Frankreichs eine flaches und zumindest teilweise wohl
der bodennahen Überhitzung geschuldetes Tief. Eine klar definierte
Kaltfront lässt sich jedenfalls nicht ausmachen; vielmehr fließt die
kühle, im weiteren Verlauf möglicherweise sehr kühle Atlantikluft
staffelweise nach Deutschland ein. Nichtsdestotrotz geht der
Luftmassenwechsel mit schauerartigen und gewittrigen Regenfällen,
örtlich möglicherweise auch mit unwetterartigen Gewittern einher.
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