Trotz örtlich beträchtlicher Schäden durch großen Hagel und schwere
Sturmböen im Westen Deutschlands lief die Kaltfrontpassage am
vergangenen Freitag - gemessen am Erwarteten - alles in allem relativ
glimpflich ab. Fast ganz ohne Gewitter ging der Luftmassenwechsel in
Bayern vonstatten, und war dort doch am meisten zu spüren. Teilweise
lagen die Höchsttemperaturen am Samstag mehr als 20 Kelvin tiefer als
noch am Freitag. Das klimatologische Maximum wird im Gegensatz zum
"handelsüblichen" Höchstwert nicht zwischen 6 Uhr morgens und 18 Uhr
abends, sondern über den gesamten Tag, von Mitternacht bis Mitternacht
gemessen. Für diese Messgröße ergab sich an der Station München/Stadt,
immerhin seit 1956 in Betrieb, von Freitag (+35,8 Grad) auf Samstag
(+18,8 Grad) ein Temperatursturz von 17 Kelvin. In der gesamten Reihe
der Station findet sich innerhalb von 24 Stunden kein größerer
Temperatursprung; im April 1986 konnte einmal ein Anstieg von 16,9
Kelvin binnen eines Tages verzeichnet werden.
An der Südflanke des prächtig gediehenen Tiefdruckgebietes "Bert" mit
Zentrum über dem Südwesten Norwegens hat sich der Zustrom kühler
Meeresluft nach Mitteleuropa über das Wochenende und am Montag
fortgesetzt. An den Küsten geschah dies mit Sturmböen, weiter im
Landesinneren konnten meist noch starke Böen verzeichnet werden. "Bert"
findet sich unterhalb eines den nordeuropäischen Raum umfassenden
Höhentroges, der sich zwar am Dienstag allmählich nach Nordosten
verlagert, auf seiner Rückseite von Nordwesten her jedoch durch
einlaufende kurzwellige Anteile regeneriert wird. Diese rasch ostwärts
schwenkenden Strukturen beschäftigen hauptsächlich den Norden
Deutschlands, wo weiterhin mit Schauern und einzelnen Gewittern
gerechnet werden muss. Allerdings schwächt sich "Bert" ab, sodass die
Luftdruckgegensätze in seinem Umfeld abgebaut werden und damit auch der
Wind und die Böen an Stärke verlieren. Für die Mitte und den Süden
Deutschlands bleibt ein Hoch wetterbestimmend, das sich mit seinem
Schwerpunkt von Irland etwas nach Südosten verschiebt. Es bildet sich
eine von den Britischen Inseln über Nordfrankreich und Süddeutschland
bis zu den Ostalpen gerichtete Hochdruckzone aus, die das Geschehen
vergleichsweise ruhig gestaltet. Am Mittwoch tangiert der Höhentrog nur
noch den äußersten Norden und Nordosten der Bundesrepublik, während das
Geopotential von Südwesten her steigt. Dabei lässt sich ein breiter
Hochdruckrücken erkennen, dessen Achse, in gebogener Weise, vom
zentralen Mittelmeer über Norditalien zu den Britischen Inseln weist.
Großräumiges Absinken führt ebenso zu einer Erwärmung wie eine sich
einstellende südwestliche Strömung, die auf der Vorderseite eines vor
Westeuropa weit nach Süden ausgreifenden Langwellentroges in Gang
kommt. Vom grundsätzlichen Prinzip her könnte diese Lage Mitteleuropa
hochsommerliche Verhältnisse bescheren, und tatsächlich sind am
Donnerstag zunächst im Süden, am Freitag auch in der Mitte
Höchsttemperaturen jenseits der +25-Grad-Marke wahrscheinlich. Wie in
der vergangenen Woche ist die herangeführte Warmluft aber auch in
diesem Fall sehr feucht, sodass die zurückkehrende Sommerwärme mit
teilweise kräftigen Schauern und Gewittern einhergeht.
Zum Wochenende kann sich die feuchte Warmluft voraussichtlich bis in
den Norden Deutschlands vorarbeiten. Im Bereich einer relativ flachen
Druckverteilung muss dabei am Samstag mit einzelnen, mit Annäherung der
Kaltfront eines nordatlantischen Tiefdrucksystems im weiteren Verlauf
wieder mit häufigeren Gewittern gerechnet werden.
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