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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Donnerstag, 25.08.2011, 21:30 MESZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Unwetterartiges Ende einer Hitzewelle +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Am morgigen Freitag endet - und das lässt sich wenige Tage vor dem meteorologischen Sommerfinale mit großer Sicherheit behaupten - die längste Hitzewelle der diesjährigen warmen Jahreszeit. Sie dauerte dann ziemlich genau eine Woche an und brachte mit dem vergangenen Montag den heißesten Tag des Jahres in Deutschland - zumindest wenn es nach der absoluten Höchsttemperatur an Stationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) geht. Im südbadischen Rheinfelden konnten an diesem Tag +36,7 Grad gemessen werden. Vor allem in den höheren Lagen wurden einige Rekorde für die letzte Augustdekade aufgestellt. So verzeichnete zum Beispiel der Feldberg im Schwarzwald zum ersten Mal in der seit 1945 bestehenden Messreihe im letzten Augustdrittel einen Sommertag. In der Fläche noch etwas heißer war es jedoch am Dienstag, als im Süden zahlreiche Dekadenrekorde gebrochen wurden - etwa an der ehemaligen Station des DWD in der Karlsruher Hertzstraße mit +37,1 Grad. Der Stuttgarter Flughafen überbot mit +34,0 Grad seinen alten Rekord aus dem Jahre 1943.

Die Hitze war und ist ein Thema dieser Woche - das andere sind die mit ihr einhergehenden Gewitter, die insbesondere am Mittwoch verbreitet unwetterartige Ausmaße annahmen. Gleich an mehreren Stationen konnten schwere Sturm- bzw. orkanartige Böen gemessen werden, beispielsweise in Bad Soden-Salmünster im Südosten Hessens mit 107 km/h. Hinzu kamen kräftiger Regen - in Ingolstadt fielen 51 mm - sowie örtlich über 4 cm großer Hagel. Die subtropisch warme und feuchte Luft wird mit einer südwestlichen Strömung auf der Vorderseite diverser ostatlantischer Höhentrogsysteme nach West- und Mitteleuropa geführt. Kurzwellige, nach Nordosten ablaufende Randtröge sowie Teiltiefs einer umfangreichen Zyklone mit Zentrum über Irland liefern Antriebe für Hebung, die bei der potentiell hochgradig labil geschichteten Luftmasse nicht sonderlich stark sein müssen, um heftige Gewitter auszulösen. Teilweise entwickeln sich diese auch quasi von alleine infolge der tagesgangbedingten Aufheizung oder erzwungener Hebung an orografischen Hindernissen. Der unwetterträchtigste Tag dieser Witterungsperiode steht mit dem Freitag allerdings noch bevor. Der zunächst fast kreisrund erscheinende Höhentrog nimmt eine mehr und mehr lang gestreckte Form an, sein zunehmend markant ausgeprägter Südteil schwenkt im Laufe des Tages über Frankreich hinweg ostwärts. Luftdruckfall am Boden lässt über der Mitte Frankreichs ein weiteres, vorerst flaches Tief entstehen, das unter Intensivierung zur Nordsee zieht. An diesem formiert sich die Kaltfront, die, beginnend am Freitagmittag, bis Samstag Deutschland ostwärts überquert und die feuchtheiße Luft "mit Gewalt" nach Osten abdrängt. Bodennahe Aufheizung vor der Front sowie die Entwicklung eines postfrontalen Regengebietes und damit verbundene Abkühlung begünstigen eine Verschärfung der Temperaturgegensätze im Umfeld der Bodenfront, was bei deren Passage prägnante Ereignisse wahrscheinlich werden lässt. Dabei muss in erster Linie Augenmerk auf mögliche Sturm-, örtlich vielleicht sogar Orkanböen gelegt werden. Auf der Vorderseite des Teiltiefs intensiviert sich noch einmal der Strom heißer Luft gen Norden, und vieles spricht für die Ausbildung einer Konvergenzlinie etwas abgesetzt vor der Kaltfront. Entlang dieser Konvergenzlinie muss in der Mitte und im Osten Deutschlands mit punktuellen Schwergewittern gerechnet werden, die abgesehen vom obligatorischen Starkregen ebenfalls mit kräftigen Böen, vor allem aber auch mit großem Hagel verbunden sein können. Derweil nähert sich der Höhentrog nur langsam und bewegt sich erst am Samstag, der Kaltfront etwa 15 Stunden hinterher, über Deutschland hinweg nordostwärts. So bleibt in der mittleren und oberen Troposphäre zunächst noch eine südliche Strömung erhalten, die den bodennah auf Nordwest drehenden Winden und der damit in Zusammenhang stehenden Kaltluftadvektion überlagert ist. Wie im Frühsommer des Öfteren zu beobachten war, kommt es, resultierend aus der Scherungssituation, zur Ausbildung eines großflächigen Regengebietes auf der Rückseite der Kaltfront. Dieses beschäftigt am Samstag Baden-Württemberg und Bayern. Die einfließende Kaltluft einer- und der anhaltende Regen andererseits lassen die Temperaturen am Samstag in Teilen Bayerns regional möglicherweise nicht über +10 bis +15 Grad hinauskommen, was einem rekordverdächtigen Temperatursturz um 20 Kelvin innerhalb von 24 Stunden gleichkäme.

Während der Südteil des Höhentroges am Sonntag nach Nordosten abzieht, beeinflusst der Nordteil, bis dahin als Höhentief über dem Südwesten Norwegens angekommen, noch den Norden Deutschlands mit Schauern und Gewittern. Diese können gebietsweise kräftig ausfallen, reichen aber bei Weitem nicht mehr an die für Freitag zu erwartenden unwetterartigen Auswüchse heran. Im Süden sorgt ein Keil eines westeuropäischen Hochs für Wetterberuhigung. Ob sich zu Beginn der neuen Woche eine nordwestliche Strömung mit kühler Meeresluft oder zumindest im Süden Deutschlands wieder wärmere Luft von Südwesten her durchsetzt, ist noch offen.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR FREITAG, 26.08.2011
In der Nacht zum Freitag ziehen einzelne, teilweise aber kräftige Gewitter von Südwest nach Nordost über Baden-Württemberg hinweg. Erst gegen Morgen kommt die Schauer- und Gewittertätigkeit vorübergehend nahezu vollständig zum Erliegen. Außerhalb von Gewittern verläuft die Nacht teils wolkig, teils klar und trocken. Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen +19 Grad am Rhein und +13 Grad im Allgäu.

Nach Abzug letzter nächtlicher Wolken- und Auflösung örtlicher Nebelfelder beginnt der Tag mit viel Sonnenschein. Erste Gewitter entwickeln sich am frühen Nachmittag über dem Kraichgau, der Schwäbischen Alb und dem Schwarzwald. Sie schlagen einen nordöstlichen Kurs ein und fallen zum Teil kräftig aus. Es besteht Unwettergefahr durch Starkregen, großen Hagel und Sturmböen. Am Spätnachmittag kommen von Frankreich her verbreitet Gewitter und mit Gewittern durchsetzte Starkregenfälle auf. Auch hierbei muss mit unwetterartigen Entwicklungen gerechnet werden, wobei Sturm- und schwere Sturmböen die primäre Gefahr darstellen. Örtlich drohen sogar orkanartige Böen oder Orkanböen. Nach Abzug der Gewitter fällt am Abend noch länger anhaltend Regen. Mit Höchsttemperaturen zwischen +29 und +34 Grad wird es ein vorerst letztes Mal hochsommerlich heiß.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+18 °C +33 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
Am Samstag fällt vor allem in Württemberg länger anhaltend Regen, im Badischen lockern die Wolken später auf. Allerdings gibt es auch dort noch einzelne Schauer. Die Temperaturen sind gegenüber Freitag nicht mehr wiederzuerkennen und erreichen im Dauerregen kaum mehr als +10, am Rhein mit einiger Mühe +20 Grad.

Am Sonntag setzt sich wieder deutlich häufiger die Sonne durch, kurze Schauer lassen sich aber dennoch nicht ganz ausschließen. Vor allem in den Regionen, wo es tags zuvor noch länger geregnet hat, steigen die Temperaturen deutlich an.

Zu Beginn der neuen Woche wechseln sich Sonne und Wolken ab, Schauer treten nur vereinzelt auf. Tagsüber wird es mäßig warm, nachts sehr frisch mit verbreitet einstelligen Tiefstwerten.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Samstag
27.08.2011
Sonntag
28.08.2011
Montag
29.08.2011
Dienstag
30.08.2011
+14 °C | +20 °C
+11 °C | +21 °C
+9 °C | +22 °C
+8 °C | +23 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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