Am morgigen Freitag endet - und das lässt sich wenige Tage vor dem
meteorologischen Sommerfinale mit großer Sicherheit behaupten - die
längste Hitzewelle der diesjährigen warmen Jahreszeit. Sie dauerte dann
ziemlich genau eine Woche an und brachte mit dem vergangenen Montag den
heißesten Tag des Jahres in Deutschland - zumindest wenn es nach der
absoluten Höchsttemperatur an Stationen des Deutschen Wetterdienstes
(DWD) geht. Im südbadischen Rheinfelden konnten an diesem Tag +36,7
Grad gemessen werden. Vor allem in den höheren Lagen wurden einige
Rekorde für die letzte Augustdekade aufgestellt. So verzeichnete zum
Beispiel der Feldberg im Schwarzwald zum ersten Mal in der seit 1945
bestehenden Messreihe im letzten Augustdrittel einen Sommertag. In der
Fläche noch etwas heißer war es jedoch am Dienstag, als im Süden
zahlreiche Dekadenrekorde gebrochen wurden - etwa an der ehemaligen
Station des DWD in der Karlsruher Hertzstraße mit +37,1 Grad. Der
Stuttgarter Flughafen überbot mit +34,0 Grad seinen alten Rekord aus
dem Jahre 1943.
Die Hitze war und ist ein Thema dieser Woche - das andere sind die mit
ihr einhergehenden Gewitter, die insbesondere am Mittwoch verbreitet
unwetterartige Ausmaße annahmen. Gleich an mehreren Stationen konnten
schwere Sturm- bzw. orkanartige Böen gemessen werden, beispielsweise in
Bad Soden-Salmünster im Südosten Hessens mit 107 km/h. Hinzu kamen
kräftiger Regen - in Ingolstadt fielen 51 mm - sowie örtlich über 4 cm
großer Hagel. Die subtropisch warme und feuchte Luft wird mit einer
südwestlichen Strömung auf der Vorderseite diverser ostatlantischer
Höhentrogsysteme nach West- und Mitteleuropa geführt. Kurzwellige, nach
Nordosten ablaufende Randtröge sowie Teiltiefs einer umfangreichen
Zyklone mit Zentrum über Irland liefern Antriebe für Hebung, die bei
der potentiell hochgradig labil geschichteten Luftmasse nicht
sonderlich stark sein müssen, um heftige Gewitter auszulösen. Teilweise
entwickeln sich diese auch quasi von alleine infolge der
tagesgangbedingten Aufheizung oder erzwungener Hebung an orografischen
Hindernissen. Der unwetterträchtigste Tag dieser Witterungsperiode
steht mit dem Freitag allerdings noch bevor. Der zunächst fast
kreisrund erscheinende Höhentrog nimmt eine mehr und mehr lang
gestreckte Form an, sein zunehmend markant ausgeprägter Südteil
schwenkt im Laufe des Tages über Frankreich hinweg ostwärts.
Luftdruckfall am Boden lässt über der Mitte Frankreichs ein weiteres,
vorerst flaches Tief entstehen, das unter Intensivierung zur Nordsee
zieht. An diesem formiert sich die Kaltfront, die, beginnend am
Freitagmittag, bis Samstag Deutschland ostwärts überquert und die
feuchtheiße Luft "mit Gewalt" nach Osten abdrängt. Bodennahe Aufheizung
vor der Front sowie die Entwicklung eines postfrontalen Regengebietes
und damit verbundene Abkühlung begünstigen eine Verschärfung der
Temperaturgegensätze im Umfeld der Bodenfront, was bei deren Passage
prägnante Ereignisse wahrscheinlich werden lässt. Dabei muss in erster
Linie Augenmerk auf mögliche Sturm-, örtlich vielleicht sogar Orkanböen
gelegt werden. Auf der Vorderseite des Teiltiefs intensiviert sich noch
einmal der Strom heißer Luft gen Norden, und vieles spricht für die
Ausbildung einer Konvergenzlinie etwas abgesetzt vor der Kaltfront.
Entlang dieser Konvergenzlinie muss in der Mitte und im Osten
Deutschlands mit punktuellen Schwergewittern gerechnet werden, die
abgesehen vom obligatorischen Starkregen ebenfalls mit kräftigen Böen,
vor allem aber auch mit großem Hagel verbunden sein können. Derweil
nähert sich der Höhentrog nur langsam und bewegt sich erst am Samstag,
der Kaltfront etwa 15 Stunden hinterher, über Deutschland hinweg
nordostwärts. So bleibt in der mittleren und oberen Troposphäre
zunächst noch eine südliche Strömung erhalten, die den bodennah auf
Nordwest drehenden Winden und der damit in Zusammenhang stehenden
Kaltluftadvektion überlagert ist. Wie im Frühsommer des Öfteren zu
beobachten war, kommt es, resultierend aus der Scherungssituation, zur
Ausbildung eines großflächigen Regengebietes auf der Rückseite der
Kaltfront. Dieses beschäftigt am Samstag Baden-Württemberg und Bayern.
Die einfließende Kaltluft einer- und der anhaltende Regen andererseits
lassen die Temperaturen am Samstag in Teilen Bayerns regional
möglicherweise nicht über +10 bis +15 Grad hinauskommen, was einem
rekordverdächtigen Temperatursturz um 20 Kelvin innerhalb von 24
Stunden gleichkäme.
Während der Südteil des Höhentroges am Sonntag nach Nordosten abzieht,
beeinflusst der Nordteil, bis dahin als Höhentief über dem Südwesten
Norwegens angekommen, noch den Norden Deutschlands mit Schauern und
Gewittern. Diese können gebietsweise kräftig ausfallen, reichen aber
bei Weitem nicht mehr an die für Freitag zu erwartenden unwetterartigen
Auswüchse heran. Im Süden sorgt ein Keil eines westeuropäischen Hochs
für Wetterberuhigung. Ob sich zu Beginn der neuen Woche eine
nordwestliche Strömung mit kühler Meeresluft oder zumindest im Süden
Deutschlands wieder wärmere Luft von Südwesten her durchsetzt, ist noch
offen.
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