Einmal mehr im diesjährigen Sommer haben weite Teile Mitteleuropas
äußerst nasse Tage hinter sich gebracht. Insbesondere war hiervon
erneut der Norden Deutschlands betroffen, wo seit Donnerstag
vergangener Woche verbreitet zwischen 30 und 50 mm fielen. In Rostock,
das im Juli mit einem neuen Niederschlagsrekord auf sich aufmerksam
machte, wurde das Soll für den August bereits zur Monatsmitte schon
wieder um mehr als das Doppelte überschritten. Weniger die Intensität der
aktuellen Regenfälle als vielmehr die Kombination aus den völlig
durchnässten Böden und dem ständigen Nachschub an weiterem Nass lassen
dort immer öfter Wiesen und Keller überfluten.
Starken Regen gab es in der Nacht von Sonntag auf Montag auch im Raum
Karlsruhe. An der Station des Deutschen Wetterdienstes in Rheinstetten
wurden dabei 19, in Eggenstein 27 und in Wörth am Rhein 29 mm gemessen.
Die größte Menge deutschlandweit verbuchte aber das oberbayerische
Geisenfeld-Eichelberg, wo 63 mm innerhalb kurzer Zeit, davon 45 mm
binnen einer Stunde fielen. Die am Sonntagnachmittag teilweise
kräftigen Gewitter, später mehr schauerartig verstärkten Regenfälle
gingen im Vor- und Umfeld der Kaltfront eines kleinen Tiefdruckgebietes
nieder, das am Montagabend mit seinem Zentrum über dem Oslofjord zu
finden ist. Die Kaltfront kann inzwischen als breiter Übergangsbereich
zwischen der am Wochenende eingeflossenen warmen Luft im Süden und
kühlerer Meeresluft im Norden südlich der Donau analysiert werden.
Wenngleich der Temperaturkontrast erhalten bleibt, löst sich die Front
als solche, welche eher über einen auf relativ engem Raum
konzentrierten Temperaturgradienten definiert ist, im Laufe des
Dienstags doch mehr und mehr auf. Dazu trägt nicht unwesentlich ein
sich von Südwesten vorschiebender Keil des Azorenhochs bei, der zu
einem Auseinanderströmen der Luft in Bodennähe führt. Dem Bodenhoch
überlagert ist eine recht glatte westliche Höhenströmung, innerhalb
derer tagsüber jedoch ein Kurzwellentrog über den Norden und die Mitte
Deutschlands hinweggesteuert wird. So treten nicht nur im Umfeld der
sich auflösenden Luftmassengrenze nahe der Alpen, sondern auch im
Norden und Osten des Landes nochmals einzelne Schauer auf. Am Mittwoch
verlagert sich das Hoch als quasi eigenständiges Gebilde nach
Osteuropa, ein richtiger Schwerpunkt lässt sich aufgrund der flachen
Luftdruckverteilung jedoch kaum identifizieren. Derweil weitet sich
über dem Ostatlantik ein Trog weit nach Süden aus, auf seiner
Vorderseite bilden sich - teils dynamisch, teils durch bodennahe
Überhitzung - über der Iberischen Halbinsel und Frankreich seichte
Tiefdruckgebiete aus. Mit einer südwestlichen bis südlichen Strömung
kann auf diese Weise sowohl in der unteren als auch in der mittleren
und oberen Troposphäre sehr warme Luft subtropischen Ursprungs nach
Mitteleuropa gelangen. Lediglich im Norden bleibt es zunächst noch
etwas frischer und unter dem Einfluss eines schwachen Tiefs über der
Nordsee leicht wechselhaft. Am Donnerstag erreicht die Warmluft ihre
vorläufig nördlichste Ausdehnung. Der Südteil des Langwellentroges
schnürt sich vor Portugal ab, der nördliche Rest schwenkt unter
Verkürzung seiner Wellenlänge allmählich nordostwärts. Gleichzeitig
dehnt ein Bodentief mit Zentrum über der Mitte und später dem Nordosten
Frankreichs seinen Einfluss in Form einer Tiefdruckrinne bis in den
Nordosten Deutschlands aus. Die Rinne wirkt als Konvergenzzone, in der
bodennahe Luftströmungen aus unterschiedlichen Richtungen
aufeinandertreffen und die Luft folglich zum Aufsteigen gezwungen wird.
Das Resultat sind erste kräftige Gewitter nördlich der Mittelgebirge,
in der Südhälfte der Bundesrepublik bleibt es voraussichtlich noch
ruhig. Der kurzwellige Nordteil des Troges passiert am Freitag den
Norden und die Mitte Deutschlands ebenso zügig ostwärts wie das unter
seine hebungsaktive Vorderseite geratende und sich dadurch etwas
intensivierende ex-französische Bodentief. Rückseitig des Tiefs dringt
ein Schwall kühlerer Meeresluft in den Norden und bis etwa zur Mitte
vor, in Baden-Württemberg und Bayern wird die Warmluft dagegen kaum
verdrängt. Mit Passage der zugehörigen Kaltfront drohen allerdings
verbreitet kräftige Gewitter mit Unwetterpotenzial.
Zum Wochenende wiederholen sich die beschriebenen Vorgänge vom
Wochenanfang auf einem etwas höheren Temperaturniveau. Die einfließende
kühlere Meeresluft gerät rasch unter den Einfluss eines von Westen
nachrückenden Hochs, das sich im weiteren Verlauf nach Osteuropa
verschiebt. An dessen Westflanke gewinnt die über Südwest- und
Südeuropa verweilende Subtropikluft bereits zum Sonntag wieder an Raum
nach Norden. Dabei zeichnet sich eine - wenn auch vom Termin her späte
- hochsommerlich heiße Phase ab, die bis in die kommende Woche hinein
andauert.
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