Nicht immer stimmen das subjektive Empfinden atmosphärischer
Gegebenheiten und die tatsächlichen vorherrschenden, messbaren
meteorologischen Bedingungen überein - insbesondere wenn es zum Ende
eines Monats die Frage nach der mittleren Temperatur zu beantworten
gilt. Der Eindruck der vergangenen Tage und Wochen trog, zumindest
diesmal, jedoch nicht: Der Juli 2011 fiel im deutschen Flächenmittel
etwa 0,8 Kelvin kälter aus als im langjährigen Mittel, der exakte Wert
mag nach abgeschlossener Auswertung aller Stationen noch um ein Zehntel
höher oder niedriger liegen. Die größten negativen Abweichungen konnten
dabei im Südwesten, also auch in Baden-Württemberg, verzeichnet werden.
So betrug die mittlere Monatstemperatur in Rheinstetten +17,7 Grad und
lag damit sogar 1,4 Kelvin unter dem Vergleichswert der Jahre 1961 bis
1990 und 1,9 Kelvin unter dem der klimatologischen Reihe 1971 bis 2000.
Sowohl für Rheinstetten als auch für das gesamte Bundesgebiet gilt
allerdings, dass der Juli der erste zu kalte Monat des Jahres 2011
überhaupt war - sämtliche Vorgängermonate wiesen eine mehr oder weniger
deutliche positive Abweichung auf.
Zu den niedrigen Temperaturen kam reichlich Regen - hauptsächlich aber
nur im Osten Deutschlands, im Westen und in der Mitte bilanzierte der
Juli teilweise sogar trockener als im Mittel. An einigen Stationen in
den neuen Bundesländern wurden dagegen neue Monatsrekorde seit Beginn
der Messaufzeichnungen notiert, beispielsweise in Rostock. Dort fielen
- nach den 111 mm der Vorwoche - zwischen Donnerstag- und Samstagfrüh
erneut 109 mm. Der gesamte Monat Juli brachte es dort auf 344 mm, das
ist fast die fünffache Menge des sonst Üblichen. Auch sonst kamen am
vergangenen Wochenende innerhalb von drei Tagen nordöstlich der Elbe
und im Erzgebirge flächendeckend Niederschlagsmengen zwischen 50 und 80
mm zusammen. Die anhaltenden und ergiebigen Regenfälle resultierten aus
einer strukturell ganz ähnlichen Wetterlage wie sieben Tage zuvor. War
es damals "Otto", hatte sich diesmal mit "Quentin" erneut ein
Tiefdruckgebiet mit seinem Zentrum über dem östlichen und nordöstlichen
Mitteleuropa etabliert und lenkte in großem Bogen warme und feuchte
Luft vom Mittelmeerraum über Südost- und Osteuropa und die Ostsee nach
Ostdeutschland und ins westliche Polen. Inzwischen ist "Quentin" nicht
mehr existent, und auch das langwellige Trogsystem, welches
Mitteleuropa die synoptischen Rahmenbedingungen über einen Zeitraum von
rund zwei Wochen vorgegeben hatte, verlagerte sich im Laufe des Montags
deutlich nach Osten. Dem Langwellentrog folgt von Westen her ein
Hochdruckrücken nach, unter dessen Vorderseite sich dank großräumigem
Absinken der Luft auch am Boden ein Hoch ausbilden konnte. Mit einem
Luftdruck von etwa 1015 bis 1020 hPa ist es nicht sonderlich kräftig
ausgeprägt, auch ein Schwerpunkt lässt sich nur schwerlich ausfindig
machen. Vielmehr handelt es sich um eine breite Zone hohen Luftdrucks,
die von der Barentssee über Skandinavien und Mitteleuropa bis nach
Italien reicht. Am Dienstag legt sich der Rücken über Deutschland,
sodass fast im gesamten Land sonnenscheinreiches und - nach einiger
Zeit mal wieder - sommerlich warmes Wetter vorherrscht. Ganz
vereinzelte Schauer sind am Vormittag lediglich noch im Bayerischen
Wald möglich. Doch wie im Titel bereits vorweggenommen, ist der
Höhepunkt des makellosen Sommerwetters damit schon wieder erreicht. So
verlagert sich der Rücken am Mittwoch allmählich weiter nach Osten und
schwächt sich dabei ab. Im Seegebiet zwischen Island und den Britischen
Inseln hat sich derweil ein hochreichendes Tief etabliert, dem an
seiner Südostflanke ein Höhentief über der Iberischen Halbinsel als
kurzwelliger Randtrog angegliedert wird. Dieser schwenkt bis
Mittwochabend als etwas diffuse Struktur über die Mitte Frankreichs
hinweg nach Nordosten und stützt ein flaches Tief in Bodennähe, das -
auf etwas nordwestlicherer Zugbahn - über Nordfrankreich und Benelux
Kurs auf den Nordwesten Deutschlands nimmt. Teils dynamische Antriebe,
teils aber auch Warmluftadvektion führen zu großräumigen
Hebungsvorgängen, die bereits in der Nacht zum Mittwoch auf den
Südwesten und Westen Deutschlands übergreifen. Dabei ergibt sich ein
uneinheitliches Bild mit vielen hohen und mittelhohen Wolkenfeldern,
Regen und, speziell am Nachmittag, auch kräftigen Gewittern. Besonders
in der Westhälfte besteht dabei Unwettergefahr durch Starkregen, Hagel
und Sturmböen.
Auf der Rückseite des sich am Donnerstag Richtung Dänemark verlagernden
Tiefs wird mit einer auf West drehenden Strömung die wärmste Luft nach
Osten abgedrängt, richtig kühle Luft kann sich vorerst aber noch nicht
durchsetzen. Somit treten am Donnerstag bei schwüler Wärme landesweit
weitere Schauer und Gewitter auf; die kräftigsten Entwicklungen spielen
sich voraussichtlich im Bereich einer vom Tiefkern nach Südosten
gerichteten Tiefdruckrinne im Nordosten Deutschlands ab. Die größte
Gefahr geht dort von starkem Regen aus, sind die Böden ob der
ergiebigen Niederschläge der jüngeren Vergangenheit ohnehin noch mehr
als gesättigt. Eine Kaltfrontpassage steht dann am Freitag an, dahinter
gelangt deutlich frischere Luft vor allem in den Westen und Nordwesten.
Die Abläufe am kommenden Wochenende unterliegen noch einigen
Unsicherheiten, durchweg sonniges Wetter deutet sich aber nicht an.
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