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Das Wetter in Baden-Württemberg
Stand: Donnerstag, 21.07.2011, 22:00 MESZ | Aktualisierung montags und donnerstags


+++ Vom zählebigen "Otto" +++


WETTERÜBERSICHT EUROPA
Eine in ihrem Gesamtverlauf ungewöhnliche Tiefdruckentwicklung brachte - und bringt noch immer - den östlichen und südöstlichen Teilen Mitteleuropas in dieser Woche intensive Regenfälle. Seit Dienstagabend fielen mancherorts mehr als 100 mm, zum Beispiel in Aschau-Stein im Chiemgau (Bayern) 125 mm bis Donnerstagmorgen. Knapp dreistellige Mengen in nur 24 Stunden summierten sich in Kubschütz im Landkreis Bautzen und in Boxberg in der Oberlausitz (beide Sachsen) mit 98 respektive 97 mm. Vielerorts kam es zu Überschwemmungen, mehrere kleinere Flüsse in Bayern und Sachsen haben inzwischen die zweite Hochwassermeldestufe erreicht.

Ob "Otto" bereits am vergangenen Montag vor der Nordwestspitze Spaniens geboren wurde - wie auf den Wetterkarten des Deutschen Wetterdienstes analysiert - oder sich doch erst einen Tag später über dem Südosten Bayerns ausgebildet hat, sei dahingestellt; in jedem Fall durchläuft das Tief einen eigenwilligen, in dieser Form nicht allzu häufig zu beobachtenden Lebenszyklus. Gestützt durch ein über die Alpen ost- und anschließend über Südosteuropa nordwärts ziehendes Höhentief verlagerte sich "Otto" am Mittwoch über Tschechien hinweg zur Mitte Polens und verweilte dort über einen Zeitraum von etwa 24 Stunden quasistationär an Ort und Stelle. Die Gründe für die anhaltenden und ergiebigen Regenfälle sind in erster Linie in massiver niedertroposphärischer Warmluftadvektion zu suchen - und zu finden -, die sich an der Westflanke des Bodentiefzentrums eingestellt hat. Vereinfacht formuliert hat die in der Nacht zum Donnerstag beispielsweise in Berlin angekommene Luft einen weiten Weg vom westlichen und zentralen Mittelmeerraum, wo sie am vergangenen Wochenende gestartet war, über die nördliche Adria und Osteuropa zurückgelegt und wurde dann im Gegenuhrzeigersinn um den über Polen liegenden Tiefkern in die Bundeshauptstadt gelenkt. Entsprechend ihrem Ursprungsort handelt es sich um eine warme und sehr feuchte Luftmasse, die auf die in Mitteleuropa lagernde kühle Luft aufgleitet und dabei massiv gehoben wird. So können ausgedehnte Wolken- und Niederschlagsgebiete entstehen. Klassischerweise werden solche Vorgänge bei Tiefdruckgebieten beobachtet, die eine Vb-Zugbahn einschlagen. Jene Tiefs entwickeln sich allerdings über dem Golf von Genua oder über Norditalien und ziehen dann über die nördliche Adria und Osteuropa nach Nordosten. "Otto" hingegen bewegt sich am Freitag nach Dänemark und am Samstag zur südlichen Nordsee, sodass - abgesehen vom Entstehungsort - allein schon aufgrund dieser Zugbahn nicht von einer typischen "Vb-Entwicklung" gesprochen werden kann. Auf seinem Weg nach Westen erfährt das Tief eine neuerliche Intensivierung; der Luftdruck in seinem Zentrum soll den Prognosen zufolge auf rund 990 hPa absinken, was den ohnehin schon großen Gradienten an seiner West- und Südwestflanke weiter verschärft. Insbesondere am Samstag und in der Nacht zum Sonntag drohen im Norden Sturm-, örtlich auch schwere Sturmböen. Möglich wird diese Intensivierung durch die Lage des Bodentiefs auf der Vorderseite des ebenfalls zurück nach Westen geführten Pendants in der Höhe. Das Höhentief wird als Randtrog einem neuen und umfangreichen Höhentief angegliedert, das am Freitag aus einem Abtropfvorgang über der Nordsee hervorgeht und sich über Benelux zur Mitte Deutschlands verlagert. Mit seiner Annäherung werden, gänzlich unabhängig von "Otto", am Freitag bereits über der Südwesthälfte Deutschlands einige Schauer und Gewitter ausgelöst. Weiter anhaltend Regen fällt im Nordosten, der Verlagerung des Tiefs folgend zunehmend auch im Norden und Nordwesten.

Am Rande von "Otto", das dem Norden Deutschlands auch zu Beginn der nächsten Woche noch Gesellschaft leistet und sich nur zögernd Richtung Skandinavien zurückzieht, strömt von Nordwesten her ein frischer Schwall kühler Meeresluft nach Mitteleuropa ein. Dies macht sich am Samstag und Sonntag in für die Jahreszeit weiterhin zu niedrigen Tagestemperaturen bemerkbar, im norddeutschen Dauerregen werden teilweise keine +15 Grad erreicht. Erst Richtung Wochenmitte deutet sich wärmeres, aber nicht zwangsläufig beständigeres Wetter an.


VORHERSAGE BADEN-WÜRTTEMBERG FÜR FREITAG, 22.07.2011
Ein wechselnd bewölkter Himmel zeigt sich in der Nacht zum Freitag über Baden-Württemberg. Dabei treten einzelne und meist kurze, teilweise aber kräftige Regenschauer auf. Die Temperaturen gehen zurück auf Tiefstwerte zwischen +14 Grad am Rhein und +8 Grad im Süden.

Am Tage sind sonnige Abschnitte von allgemein kurzer Dauer, dafür gehen im Tagesverlauf zahlreiche und mitunter kräftige Schauer nieder. Vor allem entlang des Rheins und im Schwarzwald können diese auch von Blitz und Donner begleitet sein. Tendenziell eher seltener nass wird es Richtung Bayern. Die Temperaturen sind qualitativ ähnlich verteilt wie am Donnerstag, quantitativ liegen sie mit Maxima zwischen +17 und +21 Grad jedoch überall 1 oder 2 Kelvin niedriger als am Vortag. Der Wind weht schwach bis mäßig, in Schauer- und Gewitternähe auch böig aus West bis Nordwest.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Vormittag Nachmittag
+14 °C +20 °C


DIE WEITEREN AUSSICHTEN
Unbeständig mit Regenschauern und insgesamt nur wenigen sonnigen Abschnitten, am Sonntag auch zunehmend windig gestaltet sich das baden-württembergische Wochenende. Vor allem am Samstag können die Schauer im Süden zudem gewittrig ausfallen. Dazu bleibt es kühl - mehr als maximal +20 oder +21 Grad am Rhein werden nicht erreicht. Die Voraussetzungen für zahlreiche Festaktivitäten in und um Karlsruhe wie "Das Fest" selbst, das Dorffest in Rheinstetten-Forchheim oder das internationale Rastatter Stadtfest könnten aus meteorologisch-subjektiver Sicht also durchaus etwas erfreulicher sein.

Montag und Dienstag steigen immerhin die Temperaturen etwas an, einige Schauer sind aber weiterhin mit von der Partie.

PIKTOGRAMME UND MIN/MAX-TEMPERATUREN FÜR DEN RAUM KARLSRUHE:
Samstag
23.07.2011
Sonntag
24.07.2011
Montag
25.07.2011
Dienstag
26.07.2011
+11 °C | +21 °C
+10 °C | +18 °C
+13 °C | +20 °C
+13 °C | +23 °C

Text: CE, http://www.che-wetter.de

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